Am frühen Nachmittag startet die Amakristina in Rüdesheim zu einer Panoramafahrt entlang des schönsten Abschnitts des Rheins. Zwischen Bingen und Koblenz steht auf fast jedem markanten Felsen eine Burg oder ein Schloss und mittendrin liegt der legendäre Loreley-Felsen. Den Abend verbringen wir in Koblenz.
Mindestens 35 Burgen, Festungen, Schlösser und Ruinen sieht man entlang der 67 Kilometer zwischen Bingen und Koblenz, der Unesco Welterbe-Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal. Schon die Römer nutzten den Rhein hier zur Schifffahrt. Der Weinbau auf Terrassen entlang des Rheinufers gibt es beweisbar schon seit dem 8. Jahrhundert.
Obwohl diese Landschaft über die Jahrhunderte hinweg stark vom Menschen geprägt und geformt worden ist, ist die Region eine der schönsten in ganz Europa. Niemand würde heute auf die Idee kommen, die intensive Bautätigkeit der vergangenen Jahrhunderte in Frage zu stellen, die auf jeden besseren Hügel eine Burg platzierte. Ganz im Gegenteil: Genau das macht die Faszination einer Flusskreuzfahrt durch die gewundenen Schluchten der Region aus.
Binger Mäuseturm
Bei der Abfahrt der Amakristina in Rüdesheim ist bereits der Binger Mäuseturm in Sicht. Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde die wichtige Fahrrinne am Binger Loch durch die Burgen Ehrenfels und Klopp sowie den Binger Mäuseturm gesichert.

Der Mäuseturm steht auf einer Insel im Rhein. Die Herkunft seines Namens hat übrigens nichts mit Mäusen zu tun. Er kommt vielmehr von dem mittelhochdeutschen Wort „musen“, das „lauern“ bedeutet. Doch der Legende nach soll in dem Turm im 16. Jahrhundert ein Bischof von Mäusen aufgefressen worden sein, was häufig als Erklärung für den Namen des Binger Mäuseturms herangezogen wird.

Für die Fahrt von Bingen nach Koblenz macht man es sich am besten an einem schattigen Platz am Sonnendeck des Kreuzfahrtschiffs bequem und lässt die Landschaft mit ihren vielen Burgen und Schlössern an sich vorüberziehen.
Loreley-Felsen bei St. Goarshausen
Mit einer ampelähnlichen Signalanlage am Fluss kündigt sich der berühmteste Felsen des Mittelrheintals an: Zwischen mehreren, engen Flussbiegungen mit gefährlichen Strömungen liegt nahe St. Goarshausen der Loreley-Felsen.

Grundlage des Loreley-Mythos Loreley ist übrigens überraschenderweise keine lokale Legende. Vielmehr ist die Vorlage dazu wohl die Sirenen aus der altgriechischen Mythologie, die Seefahrer mit ihrem Gesang ins Verderben lockten.

Unvermeidlich ist an dieser Stelle das Abspielen des Loreley-Lied über die Bordlautsprecher. Der Text stammt von dem romantischen Dichter Heinrich Heine (1797-1856), die Musik schrieb Friedrich Silcher.
Bereits der Romantiker Clemens Brentano hatte um 1800 eine Ballade mit dem Titel „Die Lore Lay“ geschrieben. Vermutlich kannte Heinrich Heine diese Ballade ebenso wie das Gedicht „Der Lureleyfels“ des Dichters Otto Heinrich Graf von Loeben (1786-1825), als er sei Loreley-Lied schrieb.
Liedtext: Loreley-Lied
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin; ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein, der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar; ihr gold’nes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr gold’nes Haar. Sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei, das hat eine wundersame, gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh, er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh‘. Ich glaube, die Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn, und das hat mit ihrem Singen die Lorelei getan.
Der Name Loreley geht übrigens auf das mittelhochdeutsche „Lur“ für „Elfe“ oder „luren“ für „Lauern“ zurück und „ley“ ist die Bezeichnung für einen Schieferfelsen.
Letzter Stopp: Koblenz
Koblenz ist am Abend der letzte Stopp der Amakristina auf dieser Reise, bevor wir am Morgen darauf in Köln ausschiffen. Gleich nach dem Abendessen laufen wir ein paar Gassen weiter für ein zweites Dessert zu angeblich einer der besten Eisdielen Deutschlands, dem Gelosia. Das stellt sich aber als kleine Enttäuschung heraus. Zwar ist das Eis ganz gut, aber weit entfernt von richtig gutem Gelato …

Zum Ausgleich der Kalorien gehen wir zusammen mit Enrique, dem Wellness Host der Amakristina, auf einen 60minutigen Aktivspaziergang durch Koblenz: zuerst zum Deutschen Eck mit dem riesigen Kaiser-Wilhelm-Reiterstandbild an der Mündung der Mosel in den Rhein, dann am Rhein entlang bis zum Schloss Koblenz und durch die Innenstadt zurück zum Schiff.

Reizvolles Detail unterwegs ist der Brunnen mit dem „Koblenzer Schängel“, einem der Wahrzeichen der Stadt. Die genaue Herkunft der Bezeichnung „Schängel“ ist bei Wikipedia nachzulesen. Ursprünglich war Schängel ein Schimpfwort, wandelte sich mit der Zeit jedoch zu einer ehrenvollen Bezeichnung für alle geborenen Koblenzer und Koblenzerinnen.
Der Schängel-Brunnen steht im Rathaushof, dem Willi-Hörter-Platz und stammt aus dem Jahr 1941. Wer ein Foto vom Schängel schießen will, sollte vorsichtig sein. Denn der Bub aus Bronze spuckt alle drei Minuten einen kräftigen Wasserstrahl aus. Dort, wo das Kopfsteinpflaster nass ist, wird auch der Fotograf nass.
