Eine Flusskreuzfahrt am Douro ohne Portwein? Undenkbar. Die A-Rosa Alva fährt tagelang zwischen den steil aufragenden Weinbergen hindurch. Fast die gesamte Strecke führt uns durch das Portwein-Anbaugebiet Alto Douro. Den letzten Beitrag zu dieser Reise habe ich mir deshalb für dieses Highlight aufgehoben: den Portwein.
Süßer Traubenmost, dessen Gärung nach wenigen Tagen durch Zugabe von Grappa oder Weinbrand gestoppt und anschließend mindestens einige Jahre lang vorzugsweise in Holzfässern gelagert wird – das ist es, was Portwein im Grund ausmacht. Der Grappa-Anteil macht dabei übrigens, je nach Süße des Mosts, nicht mehr als 20 Prozent aus.
Im Detail wird’s beim Portwein aber dann doch vielfältig und kompliziert. Das lernen wir während unserer Reise am Douro bei vielen Gelegenheiten: Portwein-Proben, Weinbergführungen, der Besuch eines Weinkellers in Vila Nova de Gaia am Douro gegenüber von Porto, wo alle namhaften Portweinmarken ihre Weinkeller haben.
Im Dourotal ist es für die Lagerung von Wein eigentlich viel zu heiß, für den Weinbau selbst aber optimal. Direkt an der Grenze zu Spanien, etwa in Barca d’Alva, steigt das Thermometer im Sommer schonmal auf über 40 Grad. Also haben die Weinbauern schon immer den Portwein zur Lagerung und Reifung an die Küste gebracht. Vila Nova de Gaia hat sich dabei zum Zentrum der Weinkeller entwickelt.
Übrigens, um es gleich vorweg zu nehmen: Wie der Portwein-Kenner wahrscheinlich schon bemerkt hat, habe ich beim Titelbild oben ein wenig geschummelt. In dem Glas ist nämlich Muskateller und kein Portwein. Was es mit dem Muskateller-Süßwein in einer vermeintlich reinen Portwein-Region auf sich hat, lesen Sie weiter unten.
Rabelos – historische Boote zum Portweintransport am Douro
Den Wein nach Gaia zu bringen, war früher ein abenteuerliches Unterfangen, mit kleinen Booten auf dem wilden Douro treibend. Diese „Rabelo“ genannten Boote sind heute nur noch Touristenattraktion, der Wein wird längst mit Tanklastzügen transportiert.
Ein historisches Youtube-Video zeigt, wie der Transport der Weinfässer auf den Rabelos damals aussah:
Auch wenn sie wie Segelboote aussehen: Flussabwärts trieben sie typischerweise mit der Strömung und flussaufwärts wurden sie von Land aus gezogen, „getreidelt“. Gesegelt wurden diese Boote wohl nur selten. Historische Rabelos liegen heute zur Show vor den Portweinkellereien am Douro und fahren gelegentlich historische Regatten. Motorisierte Nachbauten sind als Ausflugsboote für Touristen unterwegs.
Geschichte des Portweins
Portwein, Vinho do Porto, ist ein Süßwein, der aus der Region Alto Douro im portugiesischen Douro-Tals stammt. Alto Douro erstreckt sich von der spanisch-portugiesischen Grenze bis Mesão Frio. Schon 1756 wurde die Region zum weltweit ersten geschützten Weinbaugebiet und ist seit 2001 auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Nehmen Portwein hat auch Rotwein eine gewisse Bedeutung.
Der Portwein hat seinen Namen ganz offensichtlich von der Stadt Porto. 1678 konnte der Name „Porto“ für den Wein laut Wikipedia erstmal in alten Zolldokumenten nachgewiesen werden. Zu dieser Zeit war lagerfähiger Wein in ganz Europa begehrt, weil Qualität und Hygienebedingungen im Weinbau damals eher schlecht waren.
Das besondere Aroma bekommt der Portwein durch einen langen Ausbau und Flaschenlagerung. Portweine sind typsicherweise sehr lange lagerfähig. Zum Portwein werden die Weine im Douro-Tal durch die sogenannte Fortifizierung. Dabei wird der Gärprozess des Traubenmostes bei Erreichen der gewünschten Süße durch Zugabe von hochprozentigem Weinbrand (77prozentiger Ethylalkohol) gestoppt. Dadurch hat der Portwein auch einen relativ hohen Alkoholgehalt von 19 bis 22 Volumenprozent. Anschließend beginnt die Reifung des Weins. Der hohe Zucker- und Alkoholanteil machen den Portwein grundsätzlich lange lagerfähig.
Wie immer bei solchen Produkten sind die Regeln für Herkunft, Anbau und Verarbeitung streng und kompliziert reglementiert. Aber immerhin rund 30 Rebsorten sind für Portwein zugelassen, was vielfältige Portweine zulässt.
Portwein-Proben, Weinberg-Führung und Kellereibesichtigung
Zum festen und im Reisepreis enthaltenen Programm gehört auf dr Douro-Kreuzfahrt mit der A-Rosa Alva die Weinberg-Führung und eine Verkostung in Pinhão bei Croft, ein portugiesisches Abendessen samt Livemusik und Verkostung von Muskateller-Süßwein von Pinhão aus hoch in die Berge nach Favaios zur Quinta da Avessada sowie ein Portwein-Event an Bord des Flusskreuzfahrtschiffs, bei dem Barkellner Alvaro die traditionelle Methode demonstriert, wie die besonders teuren und alten Vintaga-Portweine geöffnet werden. Teil der (kostenpflichtigen) Stadtrundfahrt in Porto ist außerdem der Besuch in einer Weinkellerei in Gaia mit Verkostung – in unserem Fall bei Calem.
„Pink Port“ auf der Quinta da Roêda von Croft
Erst seit wenigen Jahren gibt es „Pink Port“, der eigentlich Rosé-Portwein ist, aber wegen der Verwechslungsgefahr mit Rosé-Wein nicht so heißen darf. Klassischerweise ist Portwein rot oder weiß. Erstmals hat man sich 2008 diesen Pink Port ausgedacht, die Quinta da Roêda von Croft in Pinhão hat ihn 2008 zum ersten Mal produziert. Inzwischen ist Pink Port auch bei anderen Herstellern verbreitet.
Ich persönlich finde den Link Port auch pur sehr angenehm, hat mehr Charakter als ein weißer Portwein und wirkt leichter als Ruby oder Tawny, auch wenn das täuscht, denn der Alkoholgehalt ist genauso hoch. Pink Port gibt gerade als der neueste Trend innerhalb des neuen Trends zu „Port & Tonic“, je nach persönlichem Geschmack im Mischverhältnis von 1:1 bis 1:2 Portwein und Tonic Water.
Mehr zur Weinbergsbesichtigung und Portweinprobe bei Croft lesen in Carmens Cruise Diary im Beitrag „Pink Port in Pinhão und Lost Places in Barca d’Alva”.
Muskateller-Süßwein auf der Quinta da Avessada
Eine der unerwarteten Dinge, die man auf dieser Reise lernt: Portwein ist nicht nur ein geschützter Begriff und darf nur aus dieser einen Weinbauregion stammen. Das Anbaugebiet ist auch in der Höhe beschränkt: Aus Weinen von den Hügeln, die über 600 Metern über dem Meeresspiegel liegen, darf kein Portwein hergestellt werden.
Also gibt es in der recht hoch gelegenen Region um Favaios nahe Pinhão, wohin wir nur über enge, gewundene Bergstraßen mit dem Bus gelangen, keinen Portwein. Dafür wird hier aber sehr hochwertiger Muskateller produziert. Im Prinzip ist der Muskateller dem Port recht ähnlich. Die wesentlichen Unterschiede: Muskateller stammt aus den höher gelegenen Regionen über 600 Meter und er besteht aus nur einer einzigen Rebsorte.
Quinta da Avessada Quinta da Avessada Quinta da Avessada Quinta da Avessada Quinta da Avessada Quinta da Avessada Quinta da Avessada Quinta da Avessada Quinta da Avessada Muskateller-Verkostung auf der Quinta da Avessada Portugiesisches Abendessen auf der Quinta da Avessada Portugiesisches Abendessen auf der Quinta da Avessada Portugiesisches Abendessen auf der Quinta da Avessada Portugiesisches Abendessen auf der Quinta da Avessada Portugiesisches Abendessen auf der Quinta da Avessada Portugiesisches Abendessen auf der Quinta da Avessada Portugiesisches Abendessen auf der Quinta da Avessada Portugiesisches Abendessen auf der Quinta da Avessada Quinta da Avessada
Die Herstellung des Muskateller entspricht dagegen der beim Portwein. Auch hier wird die Gärung durch Fortifizierung mit hochprozentigem Grappa abgestoppt. Das lernen wir während unseres Ausflugs und Abendessens auf höchst amüsante Weise von Luiz Barros, dem Besitzer der Quinta da Avessada, den unsere Reiseführerin nur „Mr. Bean“ nennt. Und tatsächlich erinnert er stark an den Schauspieler Rowan Atkinson.
Mehr dazu lesen auch hierzu wieder in Carmens Cruise Diary im Beitrag „Mateus-Palast und Abendessen mit Mr. Bean“.
Wie öffnet man traditionell einen teuren „Vintage“?
Die teuerste und edelste Variante des Portweins ist der „Vintage“. Das sind Jahrgangs-Portweine, die gemäß strenger Prüfung des regionalen Weininstituts überhaupt nur in besonders guten Jahren produziert beziehungsweise so genannt werden dürfen. Als einzige Portwein-Variante reifen sie in der Flasche nach, weswegen beim Vintage-Portwein in der Flasche ein Bodensatz zurückbleibt. Vintages können viele Jahrzehnte alt sein und sind entsprechend teuer.
Damit nun dieser teure Wein nicht womöglich beim Öffnen durch einen maroden Korken ruiniert wird, gibt es eine traditionelle Methode, diese Flaschen zu öffnen, ohne dafür einen Korkenzieher zu verwenden. Bei einem Event an Bord er A-Rosa Alva demonstriert Barkellner Alvaro, wie das geht.
In Kurzfassung: Eine spezielle Zange wird über einer Gasflamme sehr hoch erhitzt. Mit dieser fast glühenden Zange erhitzt man dann den Flaschenhals etwas oberhalb des Korken-Endes einige Minuten lang und schreckt die so erhitzte Stelle dann mit kaltem Wasser. Dabei springt das Glas und es entsteht – wenn man alles richtig gemacht hat – eine glatte Bruchkante, sodass sich die Flasche gefahrlos öffnen lässt, ohne dass der Korken beschädigt werden kann.
traditionelle Öffnung eines Vingage-Portweins traditionelle Öffnung eines Vingage-Portweins traditionelle Öffnung eines Vingage-Portweins traditionelle Öffnung eines Vingage-Portweins traditionelle Öffnung eines Vingage-Portweins traditionelle Öffnung eines Vingage-Portweins traditionelle Öffnung eines Vingage-Portweins
Weil Vintage innerhalb weniger Tage zu Essig werden würde, trinkt man ihn sofort nach dem Öffnen. Und genau das tun wir auch nach dieser Demonstration. Die Gläschen mit dem edlen Vintage-Port gibt’s dabei zum Sonderpreis zu acht statt sonst zehn Euro. Geschmacklich? Sehr, sehr lecker und jeden Cent wert …
Weinkeller-Führung bei Calem
Und irgendwie gehört in Vila Nova de Gaia auch die Besichtigung einer Weinkellerei dort zum Programm einer Douro-Kreuzfahrt. Das kann man individuell bei einer der vielen Weinkellereien direkt an der Uferpromenade von Gaia machen, oder im Rahmen einer Stadtrundfahrt, wie in unserem Fall.
Auch hier lernen wir in einem kleinen hübsch gemachten Museum bei Calem noch einiges mehr über die Herstellung von Portwein, die vielen, verschiedenen Arten und Altersstufen und sehen die sehr unterschiedlich großen Holzfässer, in denen der Portwein reift.
Und auch eine Portweinprobe mit einigen Tipps zur Verkostung und zur Beurteilung von Qualitäten gehört natürlich dazu und ist der heimliche Höhepunkt der Weinkeller-Führung.
Tipp zum Portwein-Shopping
Portwein direkt bei der Weinkellerei oder im Weingut entlang des Douro zu kaufen, ist reizvoll. Überraschenderweise sind aber die Preise im Duty-Free-Shop am Flughafen von Porto nicht höher als am Weingut selbst. Der Vorteil am Flughafen: Die Weinflaschen gehen ins Handgepäck, sodass sich das Bruch-Risiko beim Verpacken in den aufgegebenen Koffer vermeiden lässt.
Gängige Portweine der großen Kellereien sind im Flughafen-Shop verfügbar. Wer aber etwas Besonders will, beispielsweise einen teureren Vintage-Portwein, sollte den gleich bei der Kellerei kaufen, denn die Auswahl am Flughafen umfasst natürlich längst nicht alle Weine.