Flatrate und EU-Roaming: Wir haben uns an kostenloses Telefonieren gewöhnt. Doch das gilt nicht am Kreuzfahrtschiff, denn dort lauert eine tückische Kostenfalle. Auf See verbindet sich das Handy nämlich mit dem Mobilfunknetz des Schiffs – und das stellt die Telefonverbindung via Satellit her. Wie Sie diese Roaming-Kostenfalle auf Kreuzfahrt vermeiden, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Telefonflatrate und riesiges Datenvolumen am Smartphone ohne Extragebühren sind wir in der EU gewohnt. Vielen kommt daher erst gar nicht in den Sinn, dass auf Kreuzfahrt eine üble Kostenfalle am Handy lauert.
Denn sobald das Kreuzfahrtschiff auf See ist, verlässt es auch die geschützte EU-Umgebung mit kostenlosem Roaming. Das gilt auch dann, wenn das Schiff nur zwischen EU-Häfen unterwegs ist.
Auf See verbindet sich das Handy typischerweise automatisch mit dem Mobilfunknetz des Kreuzfahrtschiffs, wenn dessen Signal stärker ist als ein gegebenenfalls noch von Land verfügbares. Und das Schiffsnetz stellt die Verbindung über Satelliten her – mit entsprechend hohen Roaming-Gebühren, unabhängig vom Standort des Schiffs.
Einfache Lösung: Flugmodus einschalten
Selbst die Gebühren-SMS, die man in solchen Situationen aufs Handy bekommt, kann trügerisch sein. Zum einen dauert auch mal eine Stunde und mehr, bevor die Benachrichtigung über die hohen Gebühren überhaupt kommt.
Und zum anderen sind die darin enthaltenen Informationen manchmal auch falsch. Denn hat der eigene Mobilfunkbetreiber kein direktes Roaming-Abkommen, laufen die Telefonate über einen Roaming-Partner in den USA, der wiederum ein Roaming-Abkommen mit dem Satellitenbetreiber hat. Davon bekommt der eigene Mobilfunkanbieter aber nichts mit und schickt stattdessen die Roaming-Gebühren-Infos für das Partnernetz in den USA. Und die sind meist viel niedriger als die tatsächlichen Kosten via Satellit.
Ähnlich teuer kann es übrigens werden, wenn man über diese Satelliten-Verbindung ins Internet geht oder das Smartphone womöglich unbemerkt im Hintergrund Apps aktualisiert. Im Beitrag „5G-Funknetz auf Kreuzfahrtschiffen – eine alte Kostenfalle wird größer“ haben wir darüber schon ausführlicher berichtet.
Dabei ist die Lösung ganz einfach: auf Flugmodus wechseln, sobald man am Kreuzfahrtschiff ist – spätestens aber, wenn es den Hafen verlässt.
Wenn man den Flugmodus dennoch nicht einschalten will, sollte man vor dem Telefonieren darauf achten, mit welchem Netz man gerade verbunden ist – Land oder Satellit. Satelliten-basierte Mobilfunknetze heißen beispielsweise „CellAtSea“, MCP, „cellular@SEA“, WMS, Simmin, Ocean Cell, On Waves oder TIM Maritime.
Übrigens fallen Roaming-Gebühren nicht nur dann an, wenn man selbst anruft. Auch der Empfang und Versand von SMS und wenn man angerufen wird, kann ordentlich ins Geld gehen.
Wenn’s nicht ganz so dringend ist mit dem Telefonieren, ist die beste Lösung, auf den nächsten (EU-)Hafen zu warten. Wenn Sie auch außerhalb der EU kostengünstig telefonieren wollen, hilft Ihnen unser Beitrag „Günstige SIM-Cards zum Telefonieren im Ausland“ weiter.
Auf Kreuzfahrt trotzdem telefonieren: per App übers Internet
Dennoch muss man inzwischen nicht mehr aufs Telefonieren während der Kreuzfahrt verzichten, wenn man es denn auch während des Urlaubs nicht lassen kann – oder eben dringend braucht. Denn die Internet-Pakete der Kreuzfahrt-Reedereien sind erschwinglich und dank inzwischen fast überall vorhandenem Starlink auch sehr leistungsfähig.
Bucht man eins der Internet-Pakete der Reederei, aktiviert man zunächst den Flugmodus, reaktiviert dann Wlan, verbindet sich mit dem Wlan des Schiffs und aktiviert das Internet-Paket.
Über diese Internet-Verbindung kann man nun bedenkenlos telefonieren, beispielsweise über Whatsapp, Facetime, Skype oder auch spezielle IP-Telefonie-Apps wie Satellite.me des deutschen Anbieters Sipgate (siehe auch unser Beitrag „Die beste SIM-Karte für die Karibik-Kreuzfahrt“, wo wir die App vorstellen).
Roaming am Kreuzfahrtschiff: die Technik im Hintergrund
Technisch gesehen handelt es sich beim Telefonieren über das Schiffsnetz übrigens um ganz normale Mobilfunk-Telefonie wie an Land auch. Auf dem Kreuzfahrtschiff ist ein Mobilfunknetz installiert, das die Gespräche vermittelt. In der Regel werden diese Schiffsnetze von denselben Unternehmen installiert, gewartet und betrieben, die auch die Satelliten-Verbindungen bereitstellen.
Im Hintergrund laufen die Gespräche dann über diese relativ teure Satelliten-Verbindung. Abrechnungstechnisch muss also ein direkter Roaming-Vertrag zwischen dem eigenen Mobilfunkprovider wie Vodafon, T-Mobile, O2 oder E-Plus mit dem Betreiber des Bord-GSM-Netzes bestehen, oder ein indirekter über zumeist den amerikanischen Roamingpartner des Mobilfunkanbieters. Und von diesen Roaming-Verträgen hängt die Höhe der Telefongebühren ab.
Telefon-Roaming via Satellit nur auf See
Die Satelliten-basierten Netze der Kreuzfahrtschiffe schalten sich GPS-gesteuert automatisch ab, sobald das Kreuzfahrtschiff in Landnähe kommt. Ab welcher Distanz zur Küste das geschieht, hängt von der Gesetzgebung des jeweiligen Landes ab. In der EU dürfen die Satelliten-Netze nicht näher als zwei Seemeilen von der Küstenlinie betrieben werden, für den Bereich bis zwölf Meilen gelten technische Beschränkungen, die Störungen für landbasierte Handy-Netze verhindern sollen (basierend auf 2010/266/EU).
Faktisch schalten die Satelliten-Systeme an Bord heutzutage meist bei Einfahren in die Zwölf-Meilen-Zone ab. Trotzdem sollte man gerade in Küstennähe sicherheitshalber immer prüfen, in welches Netz sich das Handy gerade tatsächlich eingeloggt hat, wenn man nicht ohnehin, wie fast immer sinnvoll, den Flugmodus aktiviert hat.
ich nutze Satellit auch gerne. Gute Qualität. kostenlos.