In Nassau haben wir uns etwa vorgenommen, was unmöglich erscheint, aber dann doch ganz einfach ist: Wir wollen weg von den Kreuzfahrt-Touristenmassen, weg von der Fähre zum Atlantis-Hotel mit seiner künstlichen Welt, weg von der Shopping-Hauptstraße und den Besäufnis-Kneippen gleich außerhalb des Hafens.
Wir hatte ein paar gute Tipps und etwas Glück. Der erste Weg führt uns in die Kirche – genauer: in die anglikanische Christ Church Cathedral in der George Street. Es ist Sonntag. Die Bahamians nehmen die Kirche sehr ernst und ziehen die besten Kleider an, um in die Kirche zu gehen.
Die Messe ist bewegend, bunt, festlich und fröhlich zugleich. Als Touristen sind wir überraschend herzlich willkommen, unterhalten uns nach der Messe noch länger mit dem Messdiener. In wenigen Minuten sind die fünf Kreuzfahrtschiffe und der Trubel am Hafen vergessen. Nassau fühlt sich heute so komplett anders an als die letzten Male, als wir hier waren.
„John Watling’s“ Rum-Destillerie und ein lokales Festival
Unser nächstes Ziel ist eigentlich touristischer: die John Watling’s Destillery, wo es einen exzellenten Rum gibt. Der richtig gute, fünfjährige ist allerdings mit knapp 60 Dollar auch kein Schnäppchen. Noch viel reizvoller aber ist das Bahamian Festival, das an diesem Wochenende rund um das historische Destilleriegebäude stattfindet: wunderschöne Handwerkskunst und lokales Essen an zahlreichen Buden.
Wir essen Conch Fritters, in Teig frittierte Conch-Muscheln (die man übrigens „Konk“ ausspricht, nicht „Kontsch“). Den Conch-Salat wollen wir eigentlich auch probieren, der ist aber noch nicht fertig.
Die wichtigste Zutat, die Conch, fehlen noch. Derweil schauen wir der Köchin zum, wie sie die Zwiebeln mit einer Machete schneidet. Als nach einer Stunde die Conch immer noch fehlen, geben wir auf.
Wir haben noch einen Ass im Ärmel, einen Tipp für ein Restaurant, wo es ebenfalls guten Conch-Salat und einen Kale-Cesar-Salad gibt. Direkt an der Promenade neben dem „Straw Market“ liegt das Lukka Kairi. Das ist eines dieser nach Touristenfalle aussehenden Restaurants, in das wir normalerweise nicht gehen würden – aber die Empfehlung war wertvoll, denn das Essen ist exzellent. Der Conch-Salat ist eine Art Ceviche mit Conch-Muscheln, der Kale-Salat ein Cesar Salad aus Grünkohl – der absolut lecker schmeckt und eine lokale Spezialität ist.
Der Tag in Nassau beginnt mit einer entspannenden Massage im Spa der MSC Seaside und bessert meine verspannten Schultern vom Tragen des schweren Foto-Rucksacks. Der Kirchbesuch und das Bahamian Festival lässt mich die Bahamas künftig mit ganz anderen Augen sehen als vom Eindruck eines überlaufenen, extrem-touristischen Nassau, wie ich es von bisherigen Kreuzfahrtschiff-Stopps kannte. Und mit einer Flasche John Watling’s nehmen wir uns etwas von dieser schönen Erinnerung mit nach Hause.