Marseille ist eine Stadt, die man leicht unterschätzt – auch wenn es um gutes Gelato geht – oder wie die Franzosen natürlich sagen: Glace. Bei meinem Hafenstopp mit der Sun Princess in Marseille habe ich mir zwei Dinge vorgenommen: Die beste Eiscreme nahe dem alten Hafen Vieux Port zu finden und zum Ausgleich der vielen Kalorien zu Fuß zur Basilica de Notre Dame de La Garde hinauf zu steigen.
Rund um den Vieux Port von Marseille findet man zahlreiche Eisdielen. Die mit den besten Bewertungen habe ich abgeklappert und das Eis probiert – oder schon nach dem ersten Anschein festgestellt, dass sich Probieren erst gar nicht lohnt.
Und gleich die erste Gelateria – französisch: Glacier – sollte letztlich mein persönlicher Favorit werden. Das Eis dort hat mir so gut geschmeckt, dass ich trotz des (in Marseille allgemein) sehr hohen Preises später noch zwei Kugeln gegessen habe. Ich konnte einfach nicht widerstehen.
Trommelwirbel … Die für mich persönlich beste Gelateria nahe des Alten Hafens in Marseille ist:
Le Métropole Glacier Bio
2 Place Gabriel Péri, 13001 Marseille
https://glaces-marseille.fr/
1 Kugel Eis kostet 4 Euro, zwei kosten 6 Euro.
Was mich an dem Eis von Le Métropole besonders begeistert hat, ist – neben dem Geschmack – die große Auswahl an ungewöhnlichen Sorten. Ich habe deshalb zunächst Rose und Lavendel probiert. Beides war, ich kann es kaum anders formulieren, eine Offenbarung. Konsistenz und Cremigkeit sind perfekt, der Geschmack bleibt lange im Mund.
Das Rosen-Eis schmeckt ganz sanft und subtil, wie wenn man seine Nase tief in eine lieblich duftende Rose steckt. Das Lavendel-Eis hat dagegen enorme Kraft. Den Geschmack und Duft hatte ich noch eine halbe Stunde später im Mund. Schleckt man an dem Lavendel-Eis, fühlt man sich, als würde man sich in ein blühendes Lavendelfeld legen.
Beim zweiten Durchgang habe ich das Pistazien-Eis probiert – ein Standard, an dem man die Qualität von Eis gut testen kann. Auch dieses Eis ist sehr gut, wunderbar cremig. Aber geschmacklich könnte es etwas intensiver sein.
Dagegen ist das Aprikosen-Eis wieder eine Geschmacksbombe, mit dieser wunderbaren Säure mit relativ wenig Süße haben nur reif geerntete, aber nicht überreife Aprikose haben – also die Art von Aprikosen, die man im Supermarkt eigentlich nie zu kaufen bekommt.
Besonders praktisch, wenn das Kreuzfahrtschiff schon früh wieder abfährt: Le Métropole öffnet morgens schon um 8:30 Uhr.
Amorino
29 quai des Belges, 13001, Marseille
https://www.amorino.com/de
Die kleinste Portion kostet 4,20 Euro.
Gleich um die Ecke vom Le Métropole liegt das Amorino – das ebenfalls schon vormittags geöffnet hat. Amorino ist eine Franchise-Kette, was mich bei Gelato gewöhnlich abschrecken würde. Aber hier mache ich eine Ausnahme, denn das Eis ist exzellent und muss sich nur vor Le Metropole geschlagen geben.
Ein netter Vorteil des Amorino: Man kauft eine Bechergröße und kann dann so viele verschiedene Eis-Sorten bestellen, wie man möchte (oder wie in den Becher passen). Wer sich also bei der Entscheidung schwertut, kann hier fürs gleiche Geld mehrere Sorten probieren.
Ich habe Pistazie, Schokolade und Limette-Basilikum probiert. Konsistenz und Cremigkeit sind sehr gut und auch hier könnte das Pistazien-Eis intensiver nach Pistazie schmecken. Limette-Basilikum ist wunderbar wenig süß, Basilikum dominiert sehr angenehm. Das Schoko-Eis hat einen sehr feinen Geschmack in Richtung Nougat-Schokolade mit ganz wenig Kakao-Bitterkeit, ist geschmacklich sehr dicht und cremig.
Le Glacier Du Roi
4 Place de Lenche, 13002 Marseille
https://www.leglacierduroi.com/
1 Kugel Eis kostet 4 Euro, zwei kosten 5,50 Euro.
Etwas abseits der Vieux Port in Richtung Kathedrale liegt an einem hübschen, lebhaften kleinen Platz die Le Glacier Du Roi. Die Eiskugeln sind hier riesig und die Eisdiele hat eigene Sitzplätze auf dem Platz mit Blick auf die Basilika.
Im Vergleich zu Le Métropole und Amorino liegt Le Glacier Du Roi schon ein Stück hinten, ist aber mit sehr gutem Gelato dennoch meine Nr. 3 im Alten-Hafen-Bereich von Marseille. Und irgendwie zieht sich das ein wenig durch Marseilles Eisdielen: Das Pistazien-Eis könnte auch hier etwas intensiver schmecken. Bei Du Roi fällt die Cremigkeit auch ein wenig schwächer aus als bei den anderen beiden.
Sehr lecker war dagegen das Birnen-Eis: Wie wenn man in eine sehr reife Birne beißt, bei der einem der Saft über die Mundwinkel läuft – was natürlich bei diesem Eis nicht passiert. Aber er Geschmack ist klasse. Du Roi ist also ein Tipp vor allem für diejenigen, die schon am Rückweg zum Shuttlebus an der Kathedrale sind und noch schnell ein ziemlich gutes Eis schlecken wollen.
Vanille Noir Glacier, The Marseiller, L’Eléphant Rose
Drei weitere Gelatierias im Altstadtbereich von Marseille seien noch erwähnt, weil sie bei Bewertungen im Internet sehr gut abschneiden.
Vanille Noire Glacier hat drei Locations: 15 rue Caisserie, 2 rue Lorette und Place de l’Opéra. Auffällig ist vor allem das schwarze Vanille-Eis, nach dem die Eisdiele benannt ist. Aber zumindest für mein Empfinden ist das mehr ein Gag. Denn weder das schwarze Vanille-Eis noch die Empfehlung der Verkäuferin, „Beyruth Nights“ mit karamellisierten Pistazien und Orangeat haben mich auch nur annähernd überzeugt.
Was mich an dem Eis stört ist: Der Geschmack ist eher fade – was vermutlich vor allem an dem zweigen Manko liegt: Das Eis hat eine eher wässrige Konsistenz und keinerlei Cremigkeit. Dadurch bleibt auch der Geschmack nicht lange genug im Mund. Und ausgerechnet das Markenzeichen der Eisdiele, das „Vanille Noir“, hat eine krümelige Konsistenz, ein wenig als würde die dunkle Farbe von Mohn und nicht von Kohle kommen. Von mir gibt’s hierfür also keine Empfehlung.
The Marseiller direkt am Vieux Port (56 Quai du Port) hat unglaublich viele Sorten – in kleinen Plastikbehältern. Ganz ehrlich, das ist für mich schon ein solches K.-o.-Kriterium, dass ich das Eis erst gar nicht probiert habe. Die Farben sahen teils auch etwas künstlich aus. Also eher eine Eisdiele, die zumindest mich als Kunden nicht gewinnen kann.
L’Eléphant Rose à Pois Blancs hätte ich gerne ausprobiert, der Laden hatte aber ausgerechnet an diesem Tag außerplanmäßig geschlossen. Diesen Test muss ich also bei meinem nächsten Besuch in Marseille nachholen.
Ohnehin lieft der „Rosa Elephant“ etwas abseits des Vieux Port, etwa einen Kilometer Fußweg von der Oper entfernt (25 Rue des Trois Rois et 12). Allerdings lohnt sich der Weg dorthin schon deshalb, weil er in einem sehr spannenden Viertel von Marseille liegt, dem „Quartier de Créateurs“ um den Platz Cours Julien.
Hinauf zur Basilica de Notre Dame de La Garde
Ich war schon oft in Marseille, aber noch nie oben bei der Basilica de Notre Dame de La Garde, hoch oben auf einem Berg mitten in der Stadt, sodass man sie von fast überall sieht. Wenn ich also schon Tausende von Kalorien beim Eis-Probieren aufnehme, dann kann und sollte ich auch etwas dafür tun, das zumindest ein wenig abzutrainieren.
Der Shuttlebus von Princess Cruises setzt mich nahe der Kathedrale ab, also muss ich erst einmal um den alten Hafen herum laufen, um zur Basilika zu kommen. Wer weniger zu Fuß laufen, kann übrigens mit der Elektro-Fähre für 50 Cent abkürzen. Sie fährt vor dem historischen Rathaus ab und quert den Vieux Port. Von der Anlegestelle läuft man im Grund direkt nach oben zur Basilika.
Der Blick von der Basilika über Marseille und bis hinüber zum Kreuzfahrthafen lohnt die Mühe. Der Vorteil, individuell und zu Fuß zur Basilika zu laufen, ist außerdem, dass man sich unabhängig von einer Ausflugsgruppe viel Zeit für die schöne Kirche und die großartige Aussicht nehmen kann.
In der Kirche selbst lohnt sich ein Blick auf die Votivtafeln an der rechten Seite. Hier finden sich viele Danksagungen für die Rettung nach Schiffskatastrophen.
Und nach dem Abstieg zurück zum alten Hafen von Marseille kann man sich ja noch einmal ein Eis gönnen. Wo es das Beste gibt, wissen Sie ja jetzt …
Pistazien haben im Gegensatz zu den meisten anderen Nüssen ein sehr subtiles Aroma. Wenn das Eis also nicht „sehr intensiv“ danach schmeckt, ist das ein Qualitätsmerkmal, dann heißt das, der Eismacher hat nicht haufenweise künstliches Pistazienaroma hinein gemurkst, das den Geschmack nur verfälscht.
@Donkey Kong: Grundsätzlich stimmt das natürlich. Aber es gibt eben Eisenacher, denen es gelingt, den Pistaziengeschmack intensiver hervorzuheben und nicht zuletzt spielt auch die verwendete Pistazien-Sorte und Qualität (= Kosten) eine grosse Rolle.
Die getesteten Eisdielen habe ich schon vorab danach ausgewählt, dass keine Aromastoffe zum Einsatz kommen, und das würde man auch herausschmecken.
Insofern: Bitte ein wenig Vertrauen in meine Sachkenntnis und Erfahrung mit gutem Gelato ;-) Ich kann natürlichen
Pistaziengeschmack von künstlichem unterscheiden.