Die Mein Schiff 7 ist eigentlich ein Schwesterschiff zu Mein Schiff 1 und 2. Doch nicht nur in Details gibt es wichtige Unterschiede. Alle Neuheiten und Besonderheiten von TUI Cruises neuestem Kreuzfahrtschiff haben wir an Bord der Mein Schiff 7 persönlich und umfassend erkundet – inklusive einer spannenden Weltneuheit.
Kreuzfahrtschiffe sollen bei den Stammkunden der Reederei einen hohen Wiedererkennungswert haben, sie sollen sich wie zu Hause fühlen. Zugleich verändern sich die Wünsche über die Zeit und technische Entwicklungen bieten neue Möglichkeiten. Die Mein Schiff 3, die älteste in der Flotte, ist immerhin schon zehn Jahre alt, die jüngste Schwester der Mein Schiff 7 ging schon vor rund fünf Jahren in Dienst.
Über einen so langen Zeitraum den richtigen Mittelweg zwischen Gewohntem und Innovation zu finden, ist keine einfache Aufgabe. Kaum einer Reederei gelingt es bislang so gut wie TUI Cruises, die Kontinuität zu wahren. Die Mein Schiff 7 passt nahtlos zu den bisherigen sechs Schiffen. Größere Veränderungen wird es erst auf der Mein Schiff Relax Anfang 2025 geben – da weicht schon der Name von der bisherigen Konvention des Durchnummerierens ab.
Themen in diesem Beitrag:
- Erster Design-Eindruck: heller, eleganter, schlichter
- Neuerungen der Mein Schiff 7 im Vergleich zur Mein Schiff 2
- Erstmals bei TUI Cruises: Innen- und Außen-Einzelkabinen
- Ruhiges Kabinen-Design mit dezenten Farbtupfern
- Innenpool mit Glasdach
- Wiener Kaffeehaus statt Bierbar: Das Café Central
- Diamant und Große Freiheit: zwei neue Restaurants
- Neuer Champagner Treff als eigener Außenbereich am Heck
- Casino-Spielautomaten in der Abtanzbar
- Umwelt- und Klimaschutz: Dual Fuel Marinediesel & Methanol und Landstrom
- Was im Vergleich zur Mein Schiff 1 und Mein Schiff 2 gleich geblieben ist
- Mein persönliches Fazit zur Mein Schiff 7
Erster Design-Eindruck: heller, eleganter, schlichter
Auf den ersten Blick wirkt das Innendesign der Mein Schiff 7 noch etwas heller und angenehm edel-schlicht. So hat TUI Cruises beispielsweise im Restaurant Atlantik Mediterran gänzlich auf eher klischeehaftes Mittelmeerdesign wie Zitronen, blumige Wandornamente oder bunte Kacheln verzichtet.
Nur wenn man ganz genau hinsieht, erkennt man einen weiteren Grund für den helleren, nüchterneren ersten Eindruck: Haben die Wände, insbesondere in den Kabinen und Kabinengängen, noch einen sehr hellen Beige-Ton, geht die Farbe auf der Mein Schiff 7 deutlich in Richtung Grau-Weiß.
Neuerungen der Mein Schiff 7 im Vergleich zur Mein Schiff 2
Sehen wir uns die wesentlichen Veränderungen und Neuerungen im Vergleich zum jüngsten Schwesterschiff, der Mein Schiff 2, in einer schnellen Übersicht an. Auf die wichtigsten gehen wir anschließend noch ausführlicher ein.
Der zweite Pool neben dem großen 25-Meter-Pool hat ein Glasdach bekommen und ist ein reiner Innenpool – praktisch für kühleres und schlechtes Wetter.
Das offenbar wenig von den Suiten-Passagieren genutzte X Panoramadeck auf Deck 6 am Heck des Schiffs hat TUI Cruises aufgegeben und hier stattdessen einen attraktiven, neuen Platz für den Champagner Treff gefunden.
Die „Ebbe und Flut“-Bierbar ist zum Café Central geworden, mit Wiener Kaffeehaus-Konzept und vom Frühstück bis in den Abend hinein geöffnet und durchgehend gut genutzt.
Zwei der drei Spezialitätenrestaurants in der „Großen Freiheit“ am Heck der Mein Schiff 7 sind neu: das japanische Restaurant Hideki ersetzt das „Cucimare – Ristorante in der Manufaktur“ …
… und auf Deck 4 ganz am Heck gibt es statt dem Esszimmer nun den Edelitaliener La Spezia.
Erstmals in der Mein-Schiff-Flotte gibt es Innen- und Außen-Einzelkabinen für Alleinreisende auf der Mein Schiff 7.
In der Abtanz Bar gibt es eine Spielkasino-Ecke als rauchfreie Casino-Alternative zur Raucher-„Casino & Lounge“.
Wer die Shops im „Neue Wall“ genauer begutachtet, wird ein anders – edleres und eleganteres – Sortiment mit einigen hochwertigen Marken bemerken. Die Shops werden von Starboard statt Heinemann betrieben.
Die Mein Schiff 4 hatte das erste feste Tattoo-Studio an Bord eines Kreuzfahrtschiffs, inzwischen gibt es das auf allen Kreuzfahrtschiffen der Mein-Schiff-Flotte und nun auch auf der Mein Schiff 7.
Neu gestaltet ist der schon auf den anderen Schiffen recht attraktive Verkaufsbereich für die Landausflüge, der den Charakter einer gemütlichen Lounge bekommen hat. Die Touchdisplays zu Buchen der Ausflüge ist in Lounge-Möbel statt wie bislang in Stehtische integriert.
Eine kleine, aber praktische Neuerung gibt es auch im exklusiven Suiten-Bereich: Eine Wendeltreppe verbindet die X-Bar mit dem X-Sonnendeck für deutlich kürzere Wege zwischen diesen beiden Bereichen.
Und: Die Mein Schiff 7 ist das erste Schiff der Flotte, und das erste Kreuzfahrtschiff weltweit, dessen Dual-Fuel-Motoren für Marinediesel und Methanol. Aktuell nutzt die Mein Schiff 7 ausschließlich schwefelarmes Marinediesel mit weniger als 0,1 Prozent Schwefelgehalt. Dadurch keine Abgaswäscher („Scrubber“) nötig, wie sonst bei Schweröl unvermeidlich. Und das Schiff kann zukünftig auf grünes Methanol als Treibstoff wechseln.
Erstmals bei TUI Cruises: Innen- und Außen-Einzelkabinen
Mit acht Quadratmetern sind die neuen Einzelkabinen auf der Mein Schiff 7 nicht sehr groß, bieten aber alles, was man braucht: erstaunlich viel Stauraum, ein recht breites Einzelbett und ein Badezimmer in gleiche Größe wie in den regulären Kabinen. Auch mit Bademantel, Slipper und der gewohnten Kapsel-Kaffeemaschine sind die Einzelkabinen ausgestattet.
Die 12 Single-Innenkabinen und 14 Single-Außenkabinen für Alleinreisende dürften allerdings schnell ausgebucht sein, sodass man frühzeitig buchen sollte, wenn man eine davon ergattern will.
Ruhiges Kabinen-Design mit dezenten Farbtupfern
In den Kabinen hat TUI Cruises auf die Wandornamentik verzichtet und auch insgesamt wirkt das Design weniger verspielt. Dafür haben die auf der MS2 weißen Schränke und Kästen auf der Mein Schiff 7 eine helle Holzstruktur-Oberfläche. Für senf- und petrolfarbene Akzente sorgen dezente Elemente wie Kissen, Bettüberwurf und Vorhang.
Die Ausstattung der Kabinen ist dagegen auf gleichem, hohem Niveau geblieben unter anderem mit Kaffee-Maschine, Bademänteln und Slippern.
Wer allerdings gerne bei möglichst absoluter Dunkelheit schlafen möchte, bekommt eine neue Herausforderung. Schon immer sorgt auf der Mein-Schiff-Flotte wahlweise das ungewöhnlich helle Nachtlicht am Hauptlichtschalter oder die durch Spalten über und unter der Badtür durchscheinenden Nachtbeleuchtung des Bades für Helligkeit in der Kabine.
Auf der Mein Schiff 7 kommt nun aber auch noch ein etwa zwei Zentimeter hoher Spalt unter dem Balkon-Vorhang hinzu. Der lässt sich auch mit viel Aufwand nicht abdichten, sodass man im Sommer auf Nordlandfahrten die Kabine fast die ganze Nacht hindurch nicht dunkel bekommt. Wer da empfindlich ist, sollte für die Kreuzfahrt eine Schlafmaske mitnehmen.
Auf der sehr positiven Seite verzeichnen die Kabinen der Mein Schiff 7 dagegen den gewohnt großzügigen Stauraum in Schränken, Schubladen und den Kästen über dem Bett. Angenehmerweise weggefallen ist das Tischbein an der Ecke des ziemlich großen Frisier- und Schreibtischs, an dem man sich auf anderen Schiffen im Vorbeigehen gerne mal die Zehen anstößt.
Ebenfalls sehr positiv: Weiterhin gibt es eine Glaskaraffe, die man im Aufzugsbereich auf jedem Kabinendeck mit Wasser befüllen kann. Auf der Mein Schiff 7 ist der Wasserstrahl dort sehr kräftig, sodass das Befüllen deutlich schneller vonstattengeht als bislang.
Steckdosen gibt es in der Kabine in großer Zahl: vier am Schreibtisch, eine neben dem Bett und zusätzlich, integriert in die Leserleuchte, auf jeder Bettseite eine USB-Ladebuchse.
Innenpool mit Glasdach
Besser als die beiden Schwestern ist die Mein Schiff 7 für kühlere – und für besonders warme – Fahrtgebiete geeignet. Denn der kleinere der beiden Pools verfügt über ein festes Glasdach und ist klimatisiert ist.
Ähnliche Innenpools haben bisher schon die etwas kleineren Schwesterschiffe Mein Schiff 3 und 4, während die übrigen Schiffe der Flotte an dieser Stelle einen Pool im Freien haben.
Die Verwandlung des Pools zu einem Innenpool bringt eine andere, kleinere Veränderung mit sich: Der Döner-Stand Bosporus Grill hat eine Glas-Einhausung bekommen – denn sonst würde sich der Grill-Geruch im Innenraum des Pools zu stark bemerkbar machen.
Wiener Kaffeehaus statt Bierbar: Das Café Central
Eine ebenso grundlegende wie gelungene Veränderung ist das Café Central. Während die Bierbar an dieser Stelle auf Deck 5 auf der Mein Schiff 2 vor allem abends gut frequentiert wird, ist im Café Central von morgens bis abends Betrieb – eben wie in Kaffeehäusern an Land auch. „Küss‘ die Hand“ steht als Motto über der Kaffeehaus-Bar.
Wer will, kann den Tag im Café Central bis 11 Uhr schon mit einem Frühstück und einen Glas Sekt beginnen, kostenfrei. Von 11:30 bis 21 Uhr gibt’s dann Snacks vom Schinken-Käse-Toast über gebackenen Emmentaler bis zum Apfelstrudel. Und auch die typischen Kaffeehaus-Spezialitäten wie eine „Wiener Melange“ oder ein „Kleiner Schwarzen“ sowie Kaffeecocktails wie Espresso Martini oder „Kirsch Au Café“ (ab 17 Uhr) sind im All-inklusive-Reisepreis schon enthalten.
Extra kosten im Café Central Kaffeespezialitäten mit Alkohol, Pralinen (90 Cent pro Stück) und die kunstvoll gestalteten Törtchen (4,50 Euro).
Diamant und Große Freiheit: zwei neue Restaurants
Eine etwas andere Zusammensetzung der Spezialitäten-Restaurants im Heckbereich „Große Freiheit“ findet sich auf jedem Kreuzfahrtschiff der Mein-Schiff-Flotte. Konstant geblieben ist auf der Mein Schiff 7 das Steakhaus Surf & Turf.
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Neu sind dagegen der Edelitaliener La Spezia und der Japaner Hideki. Letzterer liegt nun dort, wo sich auf der Mein Schiff 2 die „Cucimare – Ristorante in der Manufaktur“ findet. Das Esszimmer wurde auf der Mein Schiff 7 zum La Spezia.
Ebenfalls nur im Umfeld der Großen Freiheit ist der neue Champagner Treff ein Deck höher mit Zugang vom Steakhaus.
Asia-Restaurant Hideki
Verschwunden ist der Bereich für Kochkurse als Teil des Cucimare-Restaurants. Brotback-Kurse für das Artisan-Brot finden nun beispielsweise direkt in der Backstube im Buffetrestaurant auf Deck 12 statt. An die Stelle des Cucimare ist auf der Mein Schiff 7 das japanisch-asiatische Restaurant Hideki eingezogen, mit asiatischen Gerichten und einer Sushi-Bar zu A-la-carte-Preisen.
Anders als das „Hanami by Tim Raue“ auf anderen Schiffen kommt das Hideki ohne bekannten Namen in der Küche aus, muss sich aber deshalb keineswegs verstecken – in Gegenteil: Bei den kreativen Sushi-Varianten (eine davon, Crazy Dynamite, ist als Crew-Favorit entstanden) und exzellent zubereiteten Asia-Spezialitäten spürt man die Liebe des Küchenteams zu seiner Arbeit.
Sowohl beim Thunfisch-Tataki (9,80 Euro) als auch der Entenbrust „Ped Phad Khing“ (20,50 Euro) mit Kimchi-Beilage (3,20 Euro), die ich auf meiner Reise probiert habe, waren die Garpunkt perfekt getroffen und die Gerichte sehr fein abgeschmeckt. Die Preise sind in Relation zur Qualität mehr als fair.
Edelitaliener La Spezia
Auch ein neues, italienisches Spezialitätenrestaurant gibt es am Heck, das La Spezia. Das erste Highlight des La Spezia ist der Blick übers Kielwasser aufs Meer durch die bodentiefe „Diamant“-Glasstruktur. Das La Spezia ist noch offener nach hinten gestaltet als die bisherigen Restaurants an dieser Stelle auf anderen Schiffen.
Wo TUI Cruises im Hauptrestaurant Atlantik Mediterran auf südeuropäisches Klischee-Design verzichtet hat, konnte man sich hier ein paar Details wohl doch nichtverkneifen: eine der typischen, roten Schinkenschneide-Maschinen und ein Vespa-Motorroller in Gold.
All das vergisst man aber, sobald das Essen auf den Tisch kommt. Denn wie schon im Hideki ist das ein wahrer Genuss, erneut zu relativ fairen A-la-carte-Preisen. Probiert habe ich das Vitello Tonnato, zart und rosa mit einer feinen Thunfisch-Sauce (14,50 Euro), hausgemachte Tagliatelle Bologneser Art mit geschnittenem, nicht gewolftem Ragou (als Hauptgericht 16,90 Euro – im Bild die Vorspeisenvariante) und den Fisch-Schichtkuchen „Millefoglie di Branzino Verdura alla Griglia al Forno“ (21,80 Euro). Beim Nachtisch kann ich nicht anders, als ins Schwärmen zu geraten: ein am Tisch zubereitetes, lauwarmes Tiramisu (für 2 Personen 19,50 Euro), das zum feinsten gehört, was ich je als Tiramisu gegessen habe – siehe auch mein Video zur Mein Schiff 7 bei Minute 19:48.
Ein Luxus-Problem ist allerdings die sehr umfangreiche Speisekarte des La Spezia, bei der die Auswahl angesichts der vielen leckeren Gerichte sehr schwerfällt.
Großkunstwerk im „Diamant“
Über dem Zugang zum La Spezia, unter der „Diamant“-Glasstruktur hängt eines der größten Kunstwerke die lau TUI Cruise bislang auf einem der Schiffe verbaut worden sind. Die beiden Werke sind je drei mal zwei Meter groß und wirken wie überdimensionale Leuchten. Sie stammen aus dem chinesischen Kunststudio Sino Sculpture.
In die Kategorie Kunst fällt auch der interaktive „Mein Schiff Kunstspiegel“ am Übergang von der Schau-Bar zur Großen Freiheit. Hier wird der Passagier von einer Kamera erfasst und in bekannte Kunstwerke integriert. Mit einer Wisch-Geste kann man die zugrunde liegenden Gemälde wechseln.
Neuer Champagner Treff als eigener Außenbereich am Heck
Auf der Mein Schiff 3 bis 6 ist der Champagner Treff ein Teil des Außendecks am Heck seitlich neben der Diamant-Glasstruktur. Auf der Mein Schiff 1 und 2 wurde der Diamant dann größer und reichte bis and Heck, der Außenbereich entfiel. Der Champagner Treff entfiel als eigenständiger Bereich und wurde in die Hohe-Luft-Bar integriert.
Nun, auf der Mein Schiff 7, hat der Champagner Treff wieder einen eigenen Platz – größer und exklusiver als auf den übrigen Schiffen. Dafür hat TUI Cruises das „X Panoramadeck“ für Suiten-Passagiere auf Deck 6 am Heck geopfert, das laut Reederei nur wenig genutzt wurde.
Eine Wendeltreppe führt von der Großen Freiheit aus dem Steakhaus Surf & Turf hinauf zum Champagner Treff. Optional ist die Champagnerbar aber auch durch einen eigenen Eingang auf Deck 6 über die Kabinengänge nach hinten erreichbar.
Was im Vergleich zum Champagner Treff der kleineren Schiffe gleichgeblieben ist: Nichtraucher werden hier nicht sonderlich glücklich. Denn immer bleibt das Risiko, dass sich, kaum dass man sein Gläschen Champagner in der Hand hält, nebenan ein Mitreisender eine Zigarette ansteckt.
Casino-Spielautomaten in der Abtanzbar
Nichtraucher, die gerne mal ein paar Euro im Spielkasino verzocken oder gewinnen, haben auf der Mein Schiff 7 dagegen bessere Karten. Zusätzlich zum Raucher-Innenbereich „Casino & Lounge“ gegenüber der Abtanz-Bar auf Deck 5 gibt es jetzt auch einen Roulette-Tisch sowie ein paar Spielautomaten direkt in der Abtanz-Bar, rauchfrei.
Umwelt- und Klimaschutz: Dual Fuel Marinediesel & Methanol und Landstrom
Weltweit erstmals ist mit der Mein Schiff 7 ein Kreuzfahrtschiff mit einem Dual-Fuel-Motor für Marinediesel und Methanol ausgerüstet. Methanol beziehungsweise klimaneutral erzeugtes, grünes Methanol kann aktuell noch nicht eingesetzt werden. Dazu müssen noch einige technische Komponenten entwickelt werden und vor allem muss grünes Methanol in ausreichender und bezahlbarer Menge zur Verfügung stehen.
Deshalb fährt die Mein Schiff 7 vorerst mit schwefelarmem Marinediesel und benötigt daher, anders als mit Schweröl betriebene Kreuzfahrtschiffe, keinen Abgaswäscher („Scrubber“).
Das Methanol-Projekt hat aber Bedeutung weit über die Mein Schiff 7 hinaus. Denn gemeinsam mit dem Motorenhersteller Wärtsilä entwickelt TUI Cruises als Pilotprojekt die noch fehlenden, technischen Komponenten und Software-Konfigurationen, um bestehende Diesel-Motoren – insbesondere die der Mein-Schiff-Flotte – auf Methanol-Betrieb umrüsten zu können. Denn funktionierende Umrüstoptionen für bestehende Motoren auf Methanol gibt es bislang noch nicht.
Ist grünes Methanol erst einmal verfügbar und im Einsatz, könnte die Mein Schiff 7 nahezu klimaneutral fahren. Bis 2026, so rechnet TUI Cruises, sollen alle dafür nötigen, technischen Komponenten verfügbar und das Schiff damit ausgestattet sein. Für die Lieferung von grünem Methanol hat die Reederei bereits erste Vereinbarungen mit dem Energieunternehmen Mabanaft getroffen.
Neben dem Betrieb mit relativ sauberem Marinediesel setzt die Mein Schiff 7 Katalysatoren zur Reduktion der Stickoxid-Emissionen um rund 75 Prozent ein und ist mit Landstrom-Anschluss ausgestattet – beides Features, die inzwischen alle Kreuzfahrtschiff-Neubauten aufweisen. TUI Cruises sagt aber auch zu, Landstrom überall zu nutzen, wo er zur Verfügung steht. Verpflichtend ist das innerhalb der EU erst ab 2030.
Neue Methoden zur Abfallverwertung und -entsorgung
Abseits der Treibstoff-Frage wartet die Mein Schiff 7 mit weiteren Innovationen auf, nämlich beim Umgang mit organischen Abfällen aus Lebensmittelreste und Klärschlamm sowie bei trockenen Abfällen.
Organische Abfälle (Lebensmittelabfälle) werden durch eine thermische Behandlung zerkleinern und zusammen mit Klärschlamm aus der bordeigenen Kläranlage für die weitere Nutzung an Land aufbereitet. Mit einem neuen System namens „HydroTreat“ werden mithilfe von Hitze und Druck die flüssigen Teile organischer Abfälle abgeschieden und in die schiffseigene Abwasseraufbereitung geleitet.
Das Ergebnis ist gereinigtes Abwasser auf dem Niveau modernster Kläranlagen an Land. Die festen Anteile des Abfalls werden in sogenannte „BioChar“ verwandelt, eine kohleartige Substanz, die laut TUI Cruises beispielsweise in der Landwirtschaft zur Bodenverbesserung oder als Futterzusatz verwendet werden kann. Laut TUI Cruises wird der Behandlung von organischen Abfällen in dieser Kombination mehrerer Techniken weltweit erstmals auf einem Kreuzfahrtschiff eingesetzt.
Trockene Abfälle werden an Bord der Mein Schiff 7 auf ein Zehntel ihres Volumens gepresst, sodass sie platzsparend in der Form faustgroßer Pellets gelagert und an Land als Brennstoff für Müllverbrennungsanlagen oder Müllkraftwerke abgegeben werden können.
Eine Müllverbrennungsanlage gibt es an Bord der Mein Schiff 7 zwar noch, sie soll aber laut Umweltoffizier nur noch selten zum Einsatz kommen und dient eher als Backup-System, wenn die bevorzugten Wege der Müllentsorgung nicht zur Verfügung stehen sollten.
Was im Vergleich zur Mein Schiff 1 und Mein Schiff 2 gleich geblieben ist
Die Mein Schiff 7 ist eine direkte Schwester zur Mein Schiff 1 und Mein Schiff 2, die ein wenig größer als die übrigen vier Schiffe sind und einige größere Veränderungen erfahren haben – die wichtigsten seien hier noch einmal erwähnt, weil sie auch die Mein Schiff 7 prägen:
Die Verglasung der Großen Freiheit erstreckt sich bei den drei Schwestern über die gesamte Breite des Heckbereichs der Großen Freiheit mit der ursprünglichen Diamant-Struktur in der Mitte. Entfallen sind dadurch Außenbereiche auf Deck 5 am Heck für den Champagner Treff und einen Außenbereich für das Surf & Turf.
Ebenfalls am Heck auffällig neu ist seit der Mein Schiff 1 die Jogging-Bahn. Wie eine geschwungene, schwebende Brücke verläuft sie hinter der Außenalster-Bar entlang von Deck 15 (Hohe-Luft-Bar) hinab auf Deck 14 (Außenalster-Bar).
Insgesamt sind die drei neueren Schwesterschiffe vorne im Suiten-Bereich ein Deck höher. Am Heck ist der „Ausguck“ der früheren Schiffe entfallen, dafür aber ein neues Deck hinzugekommen – mit der „Hohe Luft Bar“ oberhalb der Außenalster-Bar und der Arena als geschlossene Sporthalle statt des Open-Air-Sportplatzes auf den kleineren Schiffen.
Für manche schmerzlich ist die Himmel-und-Meer-Lounge der Mein Schiff 3 bis 6 mit Blick aufs Meer nach vorne der Saunalandschaft gewichen …
… und ab der Mein Schiff 1 zur „Ruhepol Bar Lounge“ seitlich auf Deck 14 geworden.
Und optisch haben sich die beiden Ebenen des Atlantik-Restaurants sowie der darüber liegenden Schau-Bar verändert – denn die markante, weiße Wendeltreppe zwischen den beiden Decks des Atlantik-Restaurants sind entfallen. Mit einer Glastreppe verbunden sind aber weiterhin das Atlantik Klassik und die Schau Bar.
Noch besser gelungen ist übrigens in den beiden Hauptrestaurants Atlantik Klassik und Mediterran auf der Mein Schiff 7 die Akustik: Selbst wenn die meisten Tischen in den Restaurants besetzt sind und Hochbetrieb herrscht, geht es hier sehr ruhig zu. Der Schall der Tischgespräche wird so gut abgedämpft, dass man sich auch über einen größeren Tisch hinweg ohne Anstrengung unterhalten und hören kann. Das ist längst nicht auf allen Kreuzfahrtschiffen so, selbst im Luxusbereich.
Mein persönliches Fazit zur Mein Schiff 7
Die rund fünf Jahre zwischen der Mein Schiff 2 und Mein Schiff 7 hat TUI Cruises für einige Verbesserungen genutzt, ob – endlich – Einzelkabinen für Alleinreisende oder viele, angenehme Details, derer man sich nur bei genauerem Hinsehen bewusst wird. Die Mein Schiff 7 passt sich nahtlos in die Reihe ihrer sechs Schwestern ein und fühlt sich angenehm vertraut an, wenn man eines der anderen Schiffe bereits kennt.
Echte Highlights unter den Neuerungen sind die beiden neuen Restaurants Hideki und La Spezia sowie das wunderbare Kaffeehaus Café Central.
Einer der schönsten Plätze an Bord der Mein Schiff 7 ist der neue Champagner Treff, leider aber mit einem erheblichen Wermutstropfen für Nichtraucher.
Ganz oben am Heck in der Hohe Luft Bar, ist die Situation besser, denn hier gibt es Ecken in die der Rauch nicht so leich hinziehen kann.
Gut gefällt mir auch die relativ neue Getränkekarte von TUI Cruises. Denn sie enthält nun auch einige gute, alkoholfreie Cocktail- und Longdrink-Varianten über die üblichen, süßen Kinder-Mocktails hinaus.
Für einen richtig guten, alkoholischen Cocktail sollte man allerdings auch weiterhin an die (kostenpflichtige, wenn auch relativ günstige) Diamant-Bar gehen – auch für Standard-Cocktails, die es an den übrigen Bars kostenlos gibt. Denn hier kommen Premium-Spirituosen zum Einsatz, die der Cocktail-Liebhaber zu schätzen weiß.
Etwas einfallen lassen muss ich mir für meine nächste Reise mit der Mein Schiff 7, um den Lichteinfall unter dem Vorhang zum Kabinenbalkon abzudämmen. Alternativ muss ich mit Schlafmaske schlafen oder in einer Region und zu einer Jahreszeit fahren, wo es morgens draußen erst spät hell wird.
Noch einmal ausdrücklich positiv erwähnt sei das Pilotprojekt für grünes Methanol insbesondere auch mit dem Ziel, einen Weg zur Umrüstung bereits bestehender Kreuzfahrtschiffe zu entwickeln. Damit ist TUI Cruises Vorreiter in der Entwicklung so dringend und vor allem zeitnah nötiger Techniken, um die Kreuzfahrt klimaneutral zu machen.
Mein Schiff 7: Daten und Fakten
- Werft: Meyer Turku
- Flagge: Malta
- Taufe: 22. Juni 2024 in der Kiel Bucht
- Taufpatin: Umweltoffizierin Fenia Kalachani
- Baubeginn/Stahlschnitt: 14. Juni 2022
- Auslieferung: 10. Juni 2024
- Tonnage: BRZ 112.982
- Länge: 315,7 Meter
- Breite: 35,8 Meter
- Tiefgang: 8,05 Meter
- Passagierdecks: 13
- Kabinen: 1.461
- Passagiere: 2.896 (bei Standardbelegung)
- Besatzungsstärke: ca. 1.000
Lieber Franz, die Nummerierung der Mein Schiff Flotte ist zwar so undurchschaubar wie die Reihenfolge der Star Wars Filme… aber (vielleicht ist mit auch etwas entgangen) das „älteste“ Schiff müsste eigentlich die MS3 sein, und nicht die MS4, oder?
@Jürgen: Du hast natürlich völlig recht, ich korrigiere das gleich :-)