„No fly cruise“ nennen die Briten das: Kreuzfahrten zu fernen Zielen, ohne dafür ins Flugzeug steigen zu müssen. Von Bremerhaven nach Island braucht die Seaventure drei komplette Tage, einfache Strecke. Drei Tage Erholung mit nichts als Meer und ein paar Wellen, Sonne, Wind, Wolken und auch mal ein stürmischer Regenguss.
Drei Tage auf See, das bedeutet Zeit für sich selbst, Zeit zum Seele baumeln lassen, ohne irgendetwas tun zu müssen. Morgens in aller Gemütlichkeit ausgiebig frühstücken, ohne Landgangstress. Mit einem Buch auf eine Sonnenliege am Pool zurückziehen und erst wieder aufstehen, wenn der Magen einen ans Mittagessen erinnert.
Windgeschützt am Heck der Seaventure bei einem Cappuccino auf den Horizont schauen. Sich an der Reling vom stetig strömenden und schäumenden Kielwasser hypnotisieren lassen. Die stetig wechselnden Wolkenformationen beobachten und sich an der Spiel aus der Kindheit erinnern, in den Wolken nach Tierfiguren zu suchen. Mit der Kamera über die Decks spazieren und faszinierende Fotomotive suchen, im Spiel von Schatten und warmem Sonnenlicht mit dem Teakholz-Deck, der Reling, den Rettungsringen.
Wer möchte, lauscht dem Kreuzfahrtdirektor bei der Vorstellung einiger neuer Romane oder lässt sich von WDR-Fußballreporter-Legende Manni Breuckmann unterhalten, der in einem witzigen Vortrag aus seinem Reporterleben berichtet.
Da hat man dann auch mal Zeit, darüber zu sinnieren, dass wir am zweiten Seetag nachmittags den Nullmeridian überqueren – und sich zu fragen, ob es Menschen gibt, die erwarten, dass der Meridian auf dem Wasser als Linie sichtbar ist. Schade, dass an diesem Tag der Himmel wolkenverhangen und grau ist.
Aber dann fliegt draußen ein Basstölpel und einige Eissturmvögel vorbei – ein untrügliches Zeichen, dass wir weiter nach Norden kommen. Der Basstölpel mit einem leichten Gelb-Schimmer im Gefieder ist übrigens ein wesentlich eleganterer Flieger, als sein Name vermuten lässt.
Eine Weile begleitet er die Seaventure, dann kommen noch zwei weitere hinzu. Dann entdecken die Vögel aber etwas entfernt vom Schiff einen Fischschwarm und schwenken ab, um dort Schnabel voraus fast senkrecht ins Wasser hinabzuschießen und sich ihre nächste Mahlzeit fischen.
Zumindest an einem Tag erlauben die Wolken auch einen farbenprächtigen Sonnenuntergang.
Corona-Test, Ausfüllen des isländischen Einreiseformulars und Anprobe der Expeditions-Jacken am dritten Seetag ist das untrügliche Zeichen dafür, dass die Zeit auf offener See bald zu Ende geht die Seaventure am folgenden Tag im ersten isländischen Hafen in Seydisfjordur ankommen wird.