Seydisfjordur und der gleichnamige Fjord im Osten Islands ist der erste Stopp der Seaventure nach drei Seetagen. Abgelegen und abgeschieden war Seydisfjordur einst ein echter Geheimtipp, wurde aber immer mehr von Touristen entdeckt. Jetzt in der Pandemie verirrt sich aber wieder kaum jemand hierher.
Seydisfjordur empfängt uns mit lästigem Nieselregen. Erst, als wir am späten Nachmittag den Fjord wieder verlassen, schimmert ein wenig die Sonne durch die tief hängenden Wolken und den Nebel. Wer Seydisfjordur auf Instagram sucht, wird vor allem auf ein Fotomotiv stoßen: Die hellblaue Kirche mit einem regenbogenfarben angemalten Weg, der direkt zur Kirche führt.
Wer sich auf diesem Weg mit den üblichen, langweiligen Posen für Instagram fotografieren lässt, hat vermutlich das Innere der Kirche nie gesehen – ein Fehler, denn die ist recht hübsch.
Die Menschen hier sind offenbar schlechtes Wetter gewohnt. Denn wo wir mit tief ins Gesicht gezogene Kapuze unterwegs sind, haben die Einheimischen oft nicht einmal eine Mütze gegen den Regen auf. Selbst Katzen scheinen hier nicht sonderlich wasserscheu zu sein. Die, die wir getroffen haben, hatte jedenfalls ihren Spaß, in den Pfützen zu spielen.
Am Nachmittag fahren wir mit einem geländegängigen Bus nach Skalanes. Warum der Bus mit Vierrad-Antrieb ausgestattet ist, merken wir bald: Die Straße wird zum holprigen Schotterweg und bis Skalanes durchqueren wir drei Gebirgsbäche, denn Brücken gibt es nicht.
Skalanes ist eine privat betriebene, gemeinnützige, naturwissenschaftliche Forschungsstation.
Für Touristen gibt es eine Aussichtsplattform ganz nahe an hohen, steilen Klippen, an denen vor allem Eissturmvögel und Dreizehen-Möwen, aber auch einige Papageientaucher nisten.
Im Hochsommer blühen hier großflächig Alaska-Lupinen, die um aber Mitte August bereits weitgehend verblüht sind. Ein paar der blauen Blüten sind hier und da noch übrig.
Auch Küstenseeschwalben haben hier eine Kolonie, allerdings sind nur noch wenige dieser faszinierenden, kleinen Vögel in der Luft – die meisten haben bereits ihre jährliche Wanderung nach Südafrika und in die Antarktis angetreten.
Der Tag ist erst verregnet, dann stark bewölkt, aber auf dem Rückweg nach Seydisfjordur ziehen sich die Wolken und der Nebel immer weiter zurück und offenbaren die steil aufragenden, hohen Bergen rund um den Fjord mit alten Schneefeldern unter den Gipfeln.
Im Hafen ist das Wassers jetzt spiegelblank und die Sonne schimmert durch die Wolken. Schade, dass die Zeit vor der Abfahrt nur noch für ein schnelles Foto der Seaventure reicht. Am liebsten hätte ich die verregneten Fotos vom Vormittag jetzt einfach noch einmal neu gemacht.
Das heute Freitag der Dreizehnte ist, hätte schon früher zu Denken geben sollen. Kurz nachdem die Seaventure den Fjord verlassen hat, deuten seltsame Schiffsgeräusche darauf hin, dass etwas nicht so läuft, wie es sollte. Bald wird klar: Es gibt ein Problem mit einer der beiden Hauptmaschinen. Der Hafenstopp in Husavik wird ausfallen, wir fahren mit reduzierter Geschwindigkeit direkt nach Akureyri, um das Problem dort zu beheben. Der Hafentag wird zum Seetag. Dafür wird der Ausflug in Akureyri verlängert, eine Whale-Watching-Tour kommt hinzu … gar kein so schlechter Deal.