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Expeditionsschiff-Perle Seaventure: Guter Start für Viva Cruises in der Hochsee-Kreuzfahrt

Die ehemalige Bremen von Hapag-Lloyd Cruises ist wieder aktiv: Sie fährt seit 9. August 2021 bei ihrem neuen Eigentümer Scylla unter der Marke Viva Cruises und unter ihrem neuen Namen „Seaventure“. Wir waren auf der inoffiziellen Jungfernfahrt für zehn Tage von Bremerhaven rund um Island bis Reykjavik an Bord und haben uns genau angesehen, wie es dem Schiff bei Scylla und Viva Cruises geht.

 Aktuell ist die Seaventure an einen Reiseveranstalter verchartert, im Winter soll sie für den US-Anbieter Polar Latitudes in die Antarktis gehen. So richtig für Viva Cruises im Einsatz ist die Seaventure also erst ab Frühjahr 2022. Oft fährt sie übrigens, so wie auch auf der ersten Reise, von Bremerhaven aus, sodass für solche Kreuzfahrten keine Fluganreise nötig ist.

Eigentlich sollte sie Seaventure schon einige Monate früher, nämlich im April 2021 starten. Die Covid-19-Pandemie zwang Viva Cruises immer wieder zu Verschiebungen der Erstfahrt. Andererseits verdankt die Seaventure der Pandemie auch, dass sie jetzt schon wieder am deutschen Markt vermarktet werden darf.

Am Bug der Seaventure weht die Fahne von Scylla

Ursprünglich gehörte zum Kaufvertrag die Klausel, das Schiff vorerst nicht in Deutschland und damit in Konkurrenz zu Hapag-Lloyd Cruises einzusetzen. Die Klausel entfiel mit der vorgezogenen Übernahme des Schiffs durch Scylla. Viva Cruises will die Seaventure fairerweise aber nicht offensiv als „ex Bremen“ bewerben. Die Fans des Schiffs wissen natürlich dennoch um ihre Herkunft.

Seaventure-Kapitän Sven Haindl
Seaventure-Kapitän Sven Haindl

In unserer Podcast-Episode „Mit der Seaventure rund um Island“ sprechen wir ausführlich über die Seaventure und unsere Island-Kreuzfahrt. Im Podcast kommt auch Kapitän Sven Haindl zu Wort, mit dem wir an Bord ein Interview geführt haben.

In unserer Bildergalerie zur Seaventure finden Sie alle Details des Schiffs, insbesondere auch Fotos aller Kabinen-Kategorien (außer Suiten). Auf unserem Schwesterblog Cruisediary.de finden Sie ein weiteres Schiffsportrait der Seaventure und eine Übersicht der Nebenkosten (in Kurzfassung: Getränke, Internet und Trinkgeld sind im Reisepreis inklusive).

Die Seaventure im August 2021 – und was Viva Cruises noch verändern will

Unser Schiffsportrait ist also mehr ein Statusbericht als ein abschließendes Portrait. Denn bis Frühjahr 2022 bleibt noch viel Zeit für Detailanpassungen, damit das Schiff dem Standard entspricht, den Passagiere von den Flusskreuzfahrtschiffen bei Viva Cruises gewohnt sind. Dem kommt die Seaventure aber auch jetzt schon recht nahe – das sei als Kurzfazit vorweggenommen.

Insbesondere der Service und das Essen sind bereits auf hohem Niveau. Die Kabinen sind frisch renoviert, den Duschvorhang im Bad will Viva Cruises möglichst bald noch durch Glas ersetzen.

Aussenkabine Deck 5
Aussenkabine Deck 5

Die Teakholz-Decks bedürfen dagegen noch einer Überarbeitung und der Pool war auf unserer Reise noch nicht in Betrieb. Auch der laut Viva Cruises ein wenig vernachlässigten Crew-Bereich soll renoviert werden.

Pooldeck
Pooldeck mit Teakholz-Boden

Die Expedition Lounge auf Deck 7 vorne ist aus Hapag-Lloyd-Cruises-Zeiten noch eine kombinierte Aussichtslounge und Vortragsraum. Viva Cruises plant, diesen Raum umzubauen, um ihn geselliger zu gestalten und möglicherweise als Alternative zur Seabreeze-Lounge und -Bar auf Deck 4 zu etablieren. Das soll, abhängig von der weiteren Entwicklung der Pandemie möglichst bald und jedenfalls im Jahr 2022 geschehen.

Expedition Lounge, Deck 7
Expedition Lounge, Deck 7

Beauty-Studio und Sauna sind der Pandemie geschuldet aktuell nicht in Betrieb.

Für die Zukunft wünschenswert sind gut Deutsch sprechende Mitarbeiter an der Rezeption – auch wenn die Purserin im Nebenraum fließend Deutsch spricht und daher aushelfen kann. Das Service-Personal in den Restaurants und an der Bar sowie bei der Kabinen-Crew sprach unterschiedlich gut Deutsch, eine Verständigung war aber immer möglich und eigentlich immer ist ein gut deutsch sprechender Mitarbeiter in der Nähe, der aushelfen kann.

interaktive Panorama-Bilder: Seaventure

verfügbare Bilder:
Pooldeck
Seabreeze Lounge
Bibliothek
Expedition Lounge
Seaview Restaurant
Aussenkabine 530
Aussenkabine 530 Bad
Vollbild-Modus empfehlenswert (Quadrat-Symbol links oben) – zum Ändern der Blickrichtung ins Bild klicken, Maustaste halten und Maus bewegen.

Restaurant und Essen

Das Essen im Oceanview-Restaurant der Seaventure überzeugt und überrascht positiv. Die Menüs sind abwechslungsreich, modern und ansprechend präsentiert. Immer wieder bieten sie auch kleine Überraschungen wie beispielsweise die schottische Fischsuppe „Cullen Skink“ oder auch mal Sushi als Vorspeise. Offenbar nach dem der Küchenchef in Isafjordur die Gelegenheit hatte, lokal einzukaufen, standen an einem Abend auch Gerichte wie frischer Kabeljau und isländische Lammhüfte auf der Karte.

Oceanview-Restaurant
Oceanview-Restaurant

Meine persönlichen Highlights: Das Tunfisch-Steak traf den Garpunkt so perfekt, wie ich es selten erlebt habe – außen mit Röstaromen, innen glasig-zart und kein Hauch von Grau. Ebenso perfekt war der Garpunkt aber auch bei einer herrlich zarten, rosa gebratenen Hirschlende getroffen und auch die Schweinelende im Speckmantel war perfekt rosa, nur ganz knapp über der Mindesttemperatur, die man bei Schwein sinnvollerweise erreichen muss. Auch das eigentlich ganz einfache Mittagsgericht Club-Sandwich habe ich schon lange nicht mehr so gut gegessen.

Die Desserts fallen in Relation zu den Vor- und Hauptspeisen geringfügig ab, überzeugen aber ebenfalls. Ganz exquisit sind das Grand-Marnier-Souffle, sehr fein auch der Lava-Schoko-Kuchen.

In unserer Bildergalerie finden Sie Fotos zahlreicher Mittags- und Abendgerichte von der Seaventure. Hier einige Beispiele:

Einziger, leicht zu behebender Kritikpunkt: Gelegentlich präsentierten sich die Gerichte anders als erwartet, weil die Beschreibungen in der Menükarte mutmaßlich wegen Übersetzungsfehlern nicht ganz passten. Das „im ganzen gebratenes Rinder-Rib-Eye“ entpuppte sich anders als erwartet nicht als Steak sondern bestand aus Tranchen – allerdings ganz exzellent. Das „Gebratene Kalbsschnitzel“ erweist sich als Wiener Schnitzel.

Lunchpaket-Buffet mit Bedienung
Lunchpaket-Buffet mit Bedienung

Sehr clever gelöst hat Viva Cruises das Lunch-Paket, dass es für Ganztagesausflüge gibt: Statt fertig gepackter Pakete baut die Crew ein Lunchpaket-Buffet auf, sodass man sich in die (Papp-)Box nur genau das einpackt, was man auch wirklich essen will. Das ermöglicht mehr Auswahl bei den sehr leckeren Sandwiches und vermeidet unnötigen Abfall.

Bar-Service und Getränke

Viva Cruises fährt ein recht umfassendes All-inclusive-Konzept, bei dem insbesondere Getränke inklusive Alkoholika bereits im Reisepreis enthalten sind. Dazu gehören sogar Champagner (Marke „Montoudon“), aber auch Kaffee-Spezialitäten, Smoothies, alkoholfreie Cocktails und täglich wechselnde, gute Tischweine zu den Mahlzeiten. Zu den Weinen gehört beispielsweise Moncagua Malbec aus Argentinien, Welmoed Chenin Blanc und Merlot aus Südafrika, Lison Pinot Grigio und Citra Montpulciano D’Abbruzo aus Italien. Biere gibt es von den Marken König Ludwig, Bitburger, Carlsberg und Heineken.

Die Cocktail-Karte ist mit zehn Cocktails plus Drink of the Day relativ klein, der Bartender mixt aber auf Wunsch jeden beliebigen Cocktails, der sich mit den inkludierten Alkoholika realisieren lässt. Wir haben das ausprobiert und der erfahrene Bar-Manager und sein Barkeeper haben selbst Cocktails, bei denen sie das genaue Rezept zunächst nicht kannten, exzellent umgesetzt, beispielsweise hinbekommen einen Hurricane, French 75, Lemon Drop Martini und Espresso Martini, der sich nach unserer Erstbestellung schnell auch bei anderen Passagieren zum Renner entwickelte.

Zusammenstellung der Getränkekarte

Service: familiär, herzlich, aufmerksam

Entsprechend der geringen Schiffsgröße haben wir die Crew durchweg als sehr herzlich, aufmerksam und gut ausgebildet erlebt. Der Service individuell und persönlich, auch Sonderwünsche werden eigentlich immer erfüllt.

Service-Crew im Oceanview-Restaurant
Service-Crew im Oceanview-Restaurant

So kamen beispielsweise Lieblingsgetränke im Restaurant schon ab dem zweiten Tag automatisch, Wasser wurde ohne täglich neue Frage ob still oder Sprudel automatisch richtig eingeschenkt. Unser Kellner ersetzte die kleine Kaffeetasse zum Frühstück ab dem zweiten Tag bei mir automatisch durch einen großen Tee-Becher und auch meine Kanne Ceylon-Tee kam automatisch.

Da wir am Tag unserer Abreise in Reykjavik recht früh von Bord mussten, organisierte der Restaurantleiter sogar, dass wir bereite 15 Minuten vor Öffnung des Restaurants in Ruhe frühstücken konnten und überraschte uns damit, dass unser bevorzugtes Frühstück bereits am Platz stand.

Entertainment

Die Tagesgestaltung oblag auf unserer Reise dem aktuellen Charterer des Schiffs, war teils ein wenig eigenwillig und in Hinblick auf Entertainment spartanisch. Das lässt keine Rückschlüsse darauf zu, wie Viva Cruises das Entertainment gestalten wird – die jedenfalls deutlich mehr bieten wollen.

Musiker Paulo Terrao
Musiker Paulo Terrao

Für die musikalische Unterhaltung sorgte der erstklassige, portugiesische Musiker Paulo Terrao am Piano und an der Gitarre (Musikstil: siehe Paulos Youtube-Kanal). Für Vorträge und Ausflugsorganisation war ein ebenfalls sehr gutes vierköpfiges, deutschsprachiges Expeditions-Team aus Island an Bord.

Vorteile, Nachteile und Details der Seaventure

Die Hardware der Seaventure, 1990 in Japan gebaut, bietet in manchen Belangen nicht den Komfort zahlreicher Expeditionskreuzfahrtschiffe, die derzeit neu auf den Markt kommen: Sie hat keine Gadgets wie Unterwasserkameras, Hubschrauber, U-Boote oder große Multimedia-Erlebniswelten. Auch ein „Mud-Room“ zum An- und  Ausziehen und Trocknen von Polar-Parka und Stiefeln fehlt, wobei Viva Cruises letzteres eventuell noch nachrüstet.

Dafür hat die Seaventure noch eine richtige Bibliothek als Seitenraum zur Seabreeze Lounge. Und auch ein Science-Lab ist offenbar in Vorbereitung: In einem Raum auf Deck 3 sind dafür bereits die Einrichtung sowie zwei große Bildschirme installiert.

Bibliothek
Bibliothek

Vor allem aber hat die Seaventure einige Vorzüge, bei denen auch die neuesten Schiffe selten mithalten können: einen sehr geringem Tiefgang sowie eine hohe Eisklasse, mit der das Schiff weiter vordringen kann als viele andere. Und sie als eines von nur ganz wenigen Schiffen eine autonome Reichweite von mindestens 30 Tagen. Damit kann die Seaventure lange, abgeschiedene Routen fahren, wo kein Nachladen von Lebensmitteln oder Treibstoffbunkern möglich ist.

Deck 7, vorne
Deck 7, vorne

Beinahe hätte ich kritisieren müssen, dass der offene Bereich auf Deck 7 vor der Expedition Lounge mit direktem Blick nach vorne nicht zugänglich ist. Denn zu Beginn der Reise war dieser Bereich noch geschlossen. Doch der Kapitän Sven Haindl öffnete dann doch noch den Zugang dorthin, der von der Promenade auf Deck 5 über zwei Treppen über die Brückennock nach oben führt. Denn: Was wäre ein Expeditionsschiff ohne einen freien Blick vorne?

Seabreeze Lounge
Seabreeze Lounge mit Rolf-Benz-Sitzmöbeln

Die Innenausstattung ist hochwertig und recht neu, da Hapag-Lloyd Cruises die Bremen zuletzt noch einmal recht umfangreicht renoviert hatte. So sind die Sessel in der Seabreeze-Lounge beispielsweise von Rolf Benz.

Hübsch und deshalb bemerkenswert ist das Teppich-Design im Treppenhaus, dessen Motive sich auch noch bis ins Restaurant weiterziehen: In den grau-blauen Teppich sind auf jedem Deck unterschiedliche Meerestiere eingearbeitet: Wale, Pinguine, Robben, Meeressschildkröten, Seevögel.

Für kalte Fahrgebiete wichtig: Expeditions-Jacken stellt Viva Cruises leihweise zur Verfügung. Dabei handelt es sich um recht hochwertige Jacken der britischen Marke Shackleton mit hohem Kragen mit Fleece-Futter, einer großen Kapuze und verlängertem Rückenteil, um sich im Zodiac-Schlauchboot darauf setzen zu können.  Die Jacke ist insgesamt eher dünn, aber wasserdicht und weitgehend winddicht. Für warme Unterkleidung muss man also selbst sorgen. Polarstiefel ebenfalls leihweise an Bord, aber auch unserer Reise nicht im Einsatz.

Ausgabe der Leih-Jacken
Ausgabe der Leih-Jacken

Kabinen

Mit 18 Quadratmetern sind die Aussen- und Balkonkabinen (Suiten: 24 Quadratmeter) der Seaventure recht großzügig. Wie bereits angesprochen sind die Kabinen kürzlich renoviert worden und wirken daher beinahe wie neu.

Einen guten Eindruck von den verschiedenen Kabinen-Kategorien bekommen sie über unsere Bildergalerie (mit Ausnahme der Suiten, die auf unserer Reise beide belegt waren, sodass wir dort nicht fotografieren konnten).

Balkonkabine Deck 6
Balkonkabine 616

Die Kabinen verfügen über eine Minibar (im Reisepreis inklusive), einen recht großen Safe und relativ viel Schrankplatz. Auch Kleiderhaken sind ausreichen viele vorhanden, was gerade bei neueren Schiffen nicht mehr selbstverständlich ist. Die Betten sind hoch genug, dass die Koffer darunter Platz finden. Angenehm ist auch der relativ breite Durchgang zwischen Betten und Wand.

Recht praktisch: Der Schlafraum ist vom Eingangsbereich und Badezimmer durch einen Vorhang abgetrennt und dämmt damit sowohl Lichteinfall von der Kabinentür als auch vom Bad.

Aussenkabine Deck 4
Eingangsbereich und Bad sind durch einen Vorhang vom Schlafraum getrennt

Der Vorhang am Fenster allerdings ist nicht ganz lichtdicht, sodass es vor allem bei sommerlichen Reisen in Polarregionen in der Kabine auch bei zugezogenem Vorhang nicht gänzlich dunkel wird.

Bei der Klimaanlage lässt sich nur die Temperatur, nicht aber die Menge der Luftzufuhr steuern. Der Luftstrom zum Kopfbereich des Betts ist blockiert, sodass die Klimaanlage nicht unangenehm auf den Kopf bläst. Allerdings ist sie etwas deutlicher zu hören als auch ganz modernen Schiffen.

Aussenkabine Deck 5
Badezimmer der Aussenkabine 530

Im Badezimmer gibt’s Body-Lotion, Duschgel, Shampoo und Conditioner der Marke „Rituals“. Die Dusche ist derzeit noch mit einem Duschvorhang ausgestattet. Den will Viva Cruises „lieber früher als später“, ein wenig abhängig von der weiteren Pandemie-Entwicklung im Laufe von 2022 gegen eine Glas-Trennwand austauschen.

Die auf den Kabinen-Fotos zu sehenden Plastik-Wasserflaschen will Viva Cruises noch durch wiederverwendbare Trinkflaschen ersetzen. Die zugehörigen Wasserspender im Treppenhaus sind bereits vorhanden und funktionsfähig.

Internet an Bord

Der Internet-Zugang über das Wlan an Bord der Seaventure ist kostenfrei nutzbar – eine Seltenheit in der Hochsee-Kreuzfahrt. Die Geschwindigkeit schwankt stark, ist aber zu Zeiten geringer Auslastung überraschend flott.

Sehr geschickt gelöst ist die Registrierung für die Internet-Nutzung. Anders als bei den meisten anderen Reederei ist dazu kein Login nötig, das ständig Aus- und wieder Einloggen oder Neuanmelden nach automatischer Abmeldung mit all den damit verbundenen Schwierigkeiten entfällt.

Internet-Registrierung
Internet-Registrierung per QR-Code an der Rezeption

Zu Beginn der Reise meldet man sich stattdessen einmal auf einer Seite an, die einen QR-Code anzeigt. Dieser wird an der Rezeption gescannt und damit die Gerätenummer (Mac-Adresse) des Laptops, Tablets oder Smartphones registriert. Von da an kann das Gerät den Internet-Zugang dauerhaft ohne weiteres nutzen. Will man mit mehreren Geräten ins Internet, muss man diesen Vorgang allerdings für jedes Gerät separat durchlaufen.

Corona-Infektionschutz

Die Seaventure fährt derzeit mit Impfpflicht für alle Passagiere. Das schafft an Bord eine recht entspannte Atmosphäre, kleinere Ausrutscher bei den Corona-Regeln verzeiht man Mitreisenden (und sich selbst) in dieser Umgebung leichter.

Zusätzlich verlangt Viva Cruises einen negativen Coronatest-Nachweis bei der Einschiffung, der höchstens 72 (PCR) beziehungsweise 48 Stunden (Antigen) alt sein darf. Bei unserer Reise gab es auf Anforderung der isländischen Behörden für alle einen zusätzlichen Antigentest am dritten Seetag, also dem Tag vor der Einreise nach Island.

empfohle Laufrichtung
Laufrichtungs-Empfehlungen um Treppenhaus

Eine Maskenpflicht gilt in Innenräumen sowie formell in Island auch in den Außenbereichen. Letzteres wird jedoch mit Augenmaß gehandhabt, sprich: wenn niemand in der Nähe ist, kann man die Maske auch abnehmen. Strenge Maskenpflicht herrscht dagegen in den Ausflugsbussen.

Es gelten die üblichen Abstandsregeln und Personenzahl-Beschränkungen in Innenräumen, beispielsweise 70 Passagier im Restaurant – was auf unserer Reise mit 56 Passagieren problemlos umzusetzen war, auf späteren Reisen mit höherer Passagierzahl aber wohl zu zwei Essenszeiten führen wird.

Abstände in der Seebreeze-Lounge bei einem Vortrag
Abstände in der Seebreeze-Lounge bei einem Vortrag

In der Seabreeze-Lounge als gesellschaftlichem Mittelpunkt der Seaventure mit Bar, Live-Musik, Kaffee-Stunde und auf unserer Reise auch Vorträge des Expeditions-Teams in Island funktionierten die Abstandregel auch ohne explizite Absperrung von Sitzplätzen relativ problemlos. Bei höherer Passagierzahl wird ein Ausweichen auf die Expedition Lounge auf Deck 7 nötig sein.

Insgesamt habe ich mich auf dieser Kreuzfahrt nur sehr geringfügig durch Corona-Maßnahmen eingeschränkt gefühlt. Am lästigsten war da noch, dass man die Maske gelegentlich in der Kabine vergaß und noch einmal umkehren musste. Bei der geringen Größe der Seaventure besteht dieser Umweg aber zumeist aus nur wenigen Schritten.

Fazit: Mehr Statusbericht als abschließendes Schiffsportrait

Nach der ersten Kreuzfahrt der Seaventure unter neuem Namen und unter Regie des neuen Eigentümers Scylla ein Portrait der Seaventure zu skizzieren, ist ein wenig kompliziert. Denn auch wenn die Reise von Scyllas eigener Kreuzfahrt-Marke Viva Cruises mit vermarktet wurde, fuhr das Schiff doch im Wesentlichen als Charter für den Leserreisen-Veranstalter Globalis, der entsprechend Einfluss auf den Reiseablauf und das Tagesprogramm nahm.

Insofern ist einiges nicht repräsentativ für Viva Cruises, weshalb ich diese Aspekte in meinem Portrait ausgeblendet habe, weil es für die Viva-Cruises-Reisen im kommenden Jahr nicht relevant ist. Schade war in diesem Zusammenhang beispielsweise, dass der Charterer die spezifischen Möglichkeiten der kleinen Seaventure etwa mit Zodiac-Ausfahrten nicht nutzte sowie kurzfristig Ausflugsprogramme und Liegezeiten des Schiffs änderte. Bei Viva Cruises selbst ist ein solches Vorgehen nicht zu erwarten.

Seaventure im Hafen von Isafjordur
Seaventure bei der Einfahrt in den Hafen von Isafjordur

Mit der Seaventure und der eigenen Kreuzfahrt-Marke Viva Cruises bietet Scylla erstmals Hochseekreuzfahrten an. Während die Reederei am Fluss mit quasi-eigenem Personal über die eng mit Scylla verbundenen Unternehmen Edelweiss Gastro für den Hotelbereich und Nemo Ship Management für die Nautik arbeitet, kooperiert Scylla auf der Seaventure mit Seachefs.

Auffälliger Pluspunkt: Scylla hat einige Fehler vermieden, die andere Flusskreuzfahrt-Reedereien bei der Expansion ins Hochseegeschäft gemacht haben. Insbesondere gibt es von der ersten Reise an eine realistische Routenplanung, die Unwägbarkeiten von Hochseereisen mit entsprechendem Zeitpuffer berücksichtigt.

Seaventure in Akureyri
Seaventure in Akureyri

So verlief bereits die allererste Kreuzfahrt der Seaventure aus Passagiersicht relativ reibungslos – auch wenn das Schiff nach rund 16 Monaten pandemiebedingtem Stillstand unvermeidlicherweise mit einigen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. So gab es etwa einen zeitweisen Ausfall des Heißwassers in den beiden Suiten auf Deck 7 sowie Probleme mit den Stabilisatoren und einer der beiden Hauptmaschinen. Für künftige Reisen spielt das freilich keine Rolle mehr.

Insgesamt ist das Schiff in einem guten Zustand und die Crew hat auf unserer Reise intensiv, aber unauffällig und ohne Störung der Passagiere daran arbeitet, die Spuren der langen Liegezeit zu beseitigen.

Seaventure in Seydisfjordur
Seaventure in Seydisfjordur

Mit der Seaventure haben sich Scylla und Viva Cruises eine kleine Perle geangelt: Das kleine Kreuzfahrtschiff mit ausgeprägten Expeditionseigenschaften und außergewöhnlich langem, autonomem Betrieb ist sehr flexibel einsetzbar, sowohl in kalten Fahrtgebieten als auch Dank eines schönen Pooldecks und attraktiven Außenbereichen für Entdeckungsreisen mit kleinen Häfen und expeditionsähnliche Routen in warmen Gewässern.

Pooldeck
Pooldeck

Ab voraussichtlich April 2022, wenn es bei Viva Cruises mit ganz regulären Kreuzfahrten der Seaventure wieder losgehen soll, wird sich zeigen, was Scylla daraus macht. Die geplanten Routen sind sehr vielversprechend.

Anmerkung*: Cruisetricks.de fährt auf der Seaventure auf Einladung von Viva Cruises.
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Cruisetricks.de fährt auf der Seaventure auf Einladung von Viva Cruises.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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