Von Grundarfjördur in den isländischen Westfjorden erkunden wir die Snaefellsnes-Halbinsel, die nach dem Vulkan Snaefellsjökull benannt ist. Schwarze Strände und Steilküsten mit zahllosen Möwen-Nestern hat die Region ebenso zu bieten wie eine Verkostung des legendären, fermentierten Grönland-Hais, den Isländer lieben. Touristen gruselt es eher dabei – aber wir haben probiert.
Jules-Verne-Fans werden beim Namen des Vulkans Snaefellsjökull leuchtende Augen bekommen: Hier stiegen nämlich die Protagonisten des Romans „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ hinab unter die Erde. Von dem 1.446 Meter hohen Vulkan sehen wir allerdings nichts, er liegt, wie so oft, in Wolken. Der Vulkan liegt inmitten der Snaefellsnes-Halbinsel.
Kirkjulfell und Kirkjufellsfoss
Nur wenige Minuten außerhalb von Grundarfjördur, wo die Seaventure heute angelegt hat, liegt einer der bekanntesten Vulkankegel und Wasserfall der Insel: der Kirkjufell mit dem benachbarten Wasserfall Kirkjufellsfoss.
Beide sind nicht sonderlich spektakuläre oder groß. Was Vulkan und Wasserfall aber so bekannt gemacht hat sind die Fotos vom Sonnenuntergang und winterlichen Nordlichtern hier – beides sehen wir natürlich an diesem Vormittag nicht. Aber wir genießen es, das hier nur wenige Touristen unterwegs sind und wir den Platz wieder einmal beinahe für uns allein haben.
Malarrif, Snaefellsjökull-Nationalpark
Im Snaefellsjökull-Nationalpark beim Malarrif-Leuchtturm kommen wir an einen Strand aus rundgeschliffenen, schwarzen Lavasteinen und einem strahlend weißen Leuchtturm. Als wir ankommen, hüllt sich die Szenerie in Nebel, der so dicht ist, dass sich wie feiner Regen anfühlt. Doch innerhalb weniger Minuten klart es plötzlich auf.
Der Strand besteht aus etwa schwarzen, walnussgroßen, ungleichmäßig glatt geschliffenen Lavasteinen. In der Brandung erzeugen sie beim Aufeinanderschlagen ein lautes, prasselndes Geräusch, wenn das Wasser sich zurückzieht und die Steine mitsaugt.
Londrangar: versteinerte Trolle
Gleich nebenan stehen zwei Felsformationen mit dem Namen Londrangar, 75 und 61 Meter hoch. Wissenschaftsgläubige behaupten, es handle sich dabei um das erstarrte Innere eines Vulkans, dessen äußeres, weicheres Gestein der Erosion zum Opfer gefallen ist.
Aber das ist natürlich Unsinn. In Wirklichkeit handelt es sich bei Londrangar natürlich um zwei zu Stein erstarrte Trolle. Die beiden waren der Legende nach auf einer nächtlichen Angeltour und verloren dabei vor Eifer das Zeitgefühl. Beim erste Sonnenstrahl am Morgen passierte, was Trollen passiert, wenn sie Sonne abbekommen: Sie erstarren zu Stein.
Arnarstapi-Steilküste
Wir fahren weiter zur Arnarstapi-Steilküste, wo wir am Rand der senkrecht ins Meer abfallenden Klippen spazieren gehen. In den Felsen nisten zahllose Möwen, die oft nur ganz knapp über uns hinwegfliegen und laut zetern ihre Nester auf Felsvorsprüngen oder in Nischen gegen Artgenossen verteidigen.
Entlang der Arnarstapi-Küste gibt es auch einige natürliche Brücken, die mal teils zu Fuß überqueren kann.
Berserker-Lavafeld
Bei einem kurzen Stopp am Berserker-Lavafeld und einem kleinen Wasserfall dort, finden wir an den Hängen viele, reife Blaubeeren – eine willkommen und angenehme Vorbereitung auf das, was anschließend als sehr spezielle, isländische Spezialität auf uns wartet.
Wasserfall am Berserker-Lavafeld Blaubeeren Blaubeeren
„Hakarl“ – fermentierter Grönland-Hai
Die große Herausforderung des Tages ist der Besuch bei Bjarnarhöfn, einem Hai-Museum und dem letzten Hof, der den für Island so typischen, fermentierten Grönland-Hai „Hakarl“ noch auf halbwegs traditionelle Weise herstellen.
Bei Touristen löst die Vorstellung, fermentierten Hai zu Essen, leichte Schauer aus. Immerhin wird der Grönland-Hai nicht mehr wie früher in der Erde vergraben, sondern im Winter in großen, offenen Holzkisten im Freien einige Monate lang fermentieren, ohne jeglichen Zusatz von Salz oder anderen Stoffen. Anschließend wird der dann extrem nach Ammoniak stinkende Fisch ebenfalls im Freien getrocknet – was auch erklärt, warum Bjarnarhöfn trotz schöner Lage in der Landschaft keine näheren Nachbarn hat.
Letztlich bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als allen Mut zusammenzunehmen und diese isländische Spezialität einmal zu probieren. Und das ist dann doch ein wenig überraschend – nämlich nicht annähernd so schlimm, wie man sich das vorstellt …
Schnaps, Hakarl und Schwarzbrot Hakarl – fermentierter Grönland-Hai
Die Konsistenz des Hais ist recht fest, etwa wie Räucherfisch. Der Geschmack ist zunächst relativ neutral, wie Räucherfisch ohne Rauchgeschmack. Doch je länger man kaut, desto mehr dringt ein Beigeschmack in den Vordergrund, der ein klein wenig nach Ammoniak riecht und sich kühlend wie Menthol anfühlt, allerdings ohne den minzigen Geschmack von Menthol. Ein Lakritz-Schnaps hilft beim Hinunterspülen, alternativ lässt sich der Geschmack, so man ihn denn wirklich nicht mag, mit einem leicht gesüßten Schwarzbrot neutralisieren. Mein Lieblingsgericht wird Hakarl wohl nicht, aber wirklich schlecht schmeckt er auch nicht.
Hi,
danke für den schönen Bericht.
Meine Harkarl Erfahrung war: Geruch und Geschmack des Gerichts sind sehr intensiv und eine Mischung zwischen überreifen Käse und Urin. Den Geschmack hatte ich am nächsten Tag noch … Schmeckte aber trotzdem irgendwie, warum auch immer. Die meisten (auch Isländer) ekeln sich davor wie meine Tischnachbarn wegen dem Geruch, wahrscheinlich zu recht.
Gruss Gerald