Der Abreisetag nach einer Kreuzfahrt ist gewöhnlich ereignislos. Nicht so aber diesmal, denn der Rückflug startet erst am Nachmittag und so bleibt Zeit für einen Ausflug nach Knossos und einen Stadtspaziergang in Heraklion. Und weil das Flugzeug direkt über den Hafen fliegt, bekommen wir zum Abschied auch noch einen Blick auf die Mein Schiff 6 von oben.
Wie zurzeit fast überall, hatten wir Knossos beinahe für uns allein: ein fast leerer Parkplatz, keine Warteschlangen am Eingang, kein Gedränge auf dem Gelände und dass man auf die Besichtigung des Thronraums mit dem Thron von König Minos gewöhnlich länger warten muss, ist nur an den Absperrbändern dort zu erkennen.
Es ist schwer vorstellbar und in Wirklichkeit wohl auch nicht passiert: Die minoische Palastanlage von Knossos, so erzählt es die Reiseführerin, sei von einer 75 Meter hohen Tsunami-Welle zerstört worden, die von einem gewaltigen Vulkanausbruch in Santorin ausgelöst wurde. Diese Theorie ist aber wohl schon seit einiger Zeit wissenschaftlich überholt.
Wann genau der Vulkanausbruchs stattfand, ist nicht ganz klar – möglicherweise im Jahr 1628 v. Chr. Für Knossos ist das allerdings ohnehin nicht relevant, obwohl der nachfolgende Tsunami tatsächlich existierte, wie Zerstörungen anderer Siedlungen an der kretischen Nordküste aus dieser Zeit belegen. Doch Knossos blieb von der Flutwelle verschont.
Um den Palast in Knossos dreht sich die bekannte Legende vom Minotaurus und dem Faden der Ariadne. Und auch die Legende von Dädalus und Ikarus spielt hier.
Vermutlich schon seit dem 7. Jahrtausend vor Christus ist diese Gegend besiedelt gewesen. Der erste Palast der minoischen Hochkultur wurde in Knossos zwischen 2.100 und 1.800 vor Christus erbaut. Nach Zerstörung durch ein großes Erdbeben wurde circa 1.700 bis 1.400 v. Chr. der neue Palast erbaut, dessen Ausgrabungen man heute im Wesentlichen besichtigt.
Der etwa 3.500 Jahre alte Thron im – erstaunlich kleinen – Thronsaal von Knossos soll der älteste noch erhalten Thron in Europa sind. Auch für einige Fresken ist Knossos bekannt. Die Fresken auf dem Gelände sind allerdings Nachbildungen, die Originale sind in Museen untergebracht.
Im 16. Jahrhundert v. Chr. soll Knossos zwischen 10.000 und 100.000 Einwohner gehabt haben und der Lebensstil war für damalige Zeit wohl ziemlich luxuriös, mit Warmwasserheizung, Badezimmer mit Sitzbadewannen und Toiletten mit Wasserspülung. Rohrleitungen und Wasserrinnen, mit denen Regelwasser auf dem Palastgelände aufgefangen und in Zisternen geleitet wurde, sind teils noch heute noch erhalten.
Stadtspaziergang in Heraklion
Bevor wir zum Flughafen fahren, spazieren wir mit unserer Reiseführerin noch ein wenig durch Heraklion. Es ist Sonntag, weswegen die Einkaufsstraßen wie ausgestorben wirken. Dafür ist in den Cafés und Tavernen umso mehr los.
Mit Maske im Gesicht und dem Versuch, Abstand zu halten, kommt man sich hier ein wenig fremd vor. Griechenland hat derzeit niedrige Infektionsraten, entsprechend locker gehen auch die Kreter mit der Pandemie um. Das ist nicht direkt unangenehm, aber nach einer Woche am Schiff mit strengen Regeln doch ziemlich ungewohnt.
Wir besichtigen kurz die Kathedrale, passieren den venezianischen Morosini-Brunnen, auch Löwenbrunnen genannt, eine venezianische Loggia aus dem 17. Jahrhundert, die orthodoxe Kirche Agios Titos und laufen bis hinunter zum ehemaligen venezianischen Hafen mit der Koules-Festung Rocca al Mare, Festung der Meere.
Von dort gibt es einen Blick auf einen kleinen Fischereihafen und hinter den Masten der Segelboote versteckt auch auf die Mein Schiff 6.
Der Mein Schiff 6 gilt dann auch unser letzter Blick, gleich nachdem wir vom Flughafen in Heraklion abheben. Die Maschine dreht gleich nach dem Start direkt über den Hafen und wenn man vorsorglich einen Sitzplatz auf der rechten Seite reserviert hat, sieht man das Schiff noch einmal von oben.
Wunderbarer Reisebericht und vor allem deine Bilder sind wirklich fantastisch. Da wird die Sehnsucht nach dem Meer und dem Schiff schon wieder ein klein wenig mehr.
liebe Grüße
Melli und Micha
https://www.breznvoyager.com