Auf der Mein Schiff 6 von TUI Cruises habe ich bereits das dritte Infektionsschutz-Konzept in der Praxis auf einem großen Kreuzfahrtschiff erlebt. Spannend dabei ist, wie viele eigene Ideen und Details jede Reederei umsetzt, während sich die grundlegenden Regeln überall gleichen.
Einige Aspekte regelt TUI Cruises gänzlich anders als Costa und MSC, etwas im Entertainment. Und ein paar Dinge kommuniziert TUI Cruises zumindest klarer als andere – beispielsweise den weiteren Ablauf, wenn ein Passagier aufgrund eines positiven Antigen-Nachtests vor der Einschiffung nicht an Bord darf.
In diesem Beitrag habe die Kernaspekte des Infektionsschutzkonzeptes von TUI Cruises an Bord der Mein Schiff 6 zusammengestellt, wie ich sie während unserer Griechenland-Reise Ende Oktober 2020 erlebt und auch mit Interviews mit mehreren Offizieren an Bord recherchiert habe.
Themen dieses Beitrags:
- PCR-Test oder Antigentest?
- Anmeldung und QR-Code für Griechenland-Einreise
- Gesundheitsprüfung vor der Einschiffung
- Zusatzfragen für Passagiere aus deutschen Risikogebieten
- Rettungsübung
- Maskenpflicht und Abstand
- Bei TUI Cruises auffällig anders …
- Ziel: möglichst nahe am gewohnten Ambiente
- Spezielle Crew-Mitglieder für „Crowd Control“
- Gast-Entertainer statt festes Show-Ensemble
- Witzige Sprüche statt Verbotsschilder
- Änderungen beim Entertainment
- In den Restaurants und Bars
- Mein-Schiff-App fürs Smartphone
- Covid-19-Vorsorge und Bord-Hospital
- Fazit
PCR-Test oder Antigentest?
Für die Griechenland-Kreuzfahrten muss TUI Cruises aufgrund der griechischen Vorschriften einen PCR-Test für alle Passagiere vor Antritt der Reise durchführen. Auch für die Mein Schiff 2 auf den Kanaren wird es PCR-Tests geben. Für die Deutschland-Abfahrten der Mein Schiff 1 in Kiel (und bislang der Mein Schiff 2 in Hamburg) wird dagegen ein Antigen-Test direkt vor der Einschiffung im Hafen gemacht.
Entsprechend sind wir drei Tage vor der Reise bei einer der Helios-Kliniken vorstellig geworden, wo der PCR-Test kostenlos stattfand. Das verlief nicht ganz reibungslos, denn in der Helios-Klinik in München-Pasing geschieht das in der Notaufnahme des Krankenhauses. Wenn dort Notfallpatienten warten, reiht man sich als PCR-Testkandidat – aus nachvollziehbaren Gründen – ganz hinten in der Schlange ein. Letztlich ist das aber eine Kleinigkeit, die man eben in Kauf nehmen muss, wenn man in diesen Zeiten auf Kreuzfahrt gehen will.
Hinweis: Im Beitrag „Coronatests vor Kreuzfahrten im Vergleich: PCR-, Antigen- und Antikörper-Tests“ habe ich mir die verschiedenen Coronatest-Methoden genauer angesehen.
Anmeldung und QR-Code für Griechenland-Einreise
Sehr wichtig für Griechenland übrigens: Vor der Reise muss man sich bei den griechischen Behörden über ein Online-Formular anmelden. Am Anreisetag kommt dann ein QR-Code per E-Mail, den die Airline schon beim Check-in zum Charterflug nach Heraklion prüft.
Tipp: TUI Cruises stellt eine Ausfüllhilfe für das Online-Formular bereit, war vor allem bei der Frage nach der Adresse in Griechenland sehr hilfreich ist. Eine Ausfüllhilfe gibt es auch für das spanische Einreiseformular.
Ohne QR-Code keine Kreuzfahrt. Das gilt auch dann, wenn man sich bei der Online-Anmeldung beispielsweise im Reisedatum auch nur um einen Tag vertan hat. Eine Korrektur der Daten ist am Abreisetag nicht mehr möglich. Auf unserer Kreuzfahrt sind offenbar rund 50 Passagiere an dieser Hürde gescheitert und mussten unfreiwillig zu Hause bleiben.
Gesundheitsprüfung vor der Einschiffung
Im Transferbus vom Flughafen zum Schiff füllen die Passagiere den üblichen Gesundheitsfragebogen aus, der inzwischen ein wenig umfangreicher ist als vor der Covid-19-Pandemie.
Wegen strenger Foto-Verbote der griechischen Behörden und von TUI Cruises im Security- und Einschiffungsbereich können wir leider keine Fotos vom Ablauf der Einschiffung zeigen. Letztlich ist der Ablauf jedoch so wie von früher gewohnt. Lediglich ein Messen der Körpertemperatur und vermehrtes Händedesinfizieren kommt hinzu. Da der PCR-Test bereits zu Hause absolviert wird, geht die Einschiffung – anders als bei MSC und Costa mit dem vorgeschalteten Antigentest im Terminal – sehr zügig vonstatten.
Zusatzfragen für Passagiere aus deutschen Risikogebieten
Passagiere, die aus deutschen Risikogebieten stammen, müssen allerdings noch vor dem regulären Einschiffungsprozess vier zusätzliche Fragen zu ihrem Verhalten in den Tagen vor der Reise beantworten. Auf Basis der Antworten wird entschieden, ob vor Ort noch ein Antigentest durchgeführt wird. Hotel Director Lothar König sagt uns im Interview: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Gäste da sehr ehrlich zu uns sind.“ Rund 70 Passagiere absolvierten auf unserer Reise nach diesem Vorgehen einen Antigen-Schnelltest.
Und was passiert, wenn der Antigentest positiv ausfällt? Dann findet eine Einzelfallentscheidung unter Abwägung der jeweils individuellen Umstände statt, eventuell weitere Tests. Schiffsarzt Dr. Reinhard Friedl erklärte uns im Interview, dass gewöhnlich ein zweiter Antigen-Test folgt und falls der negativ ausfallen sollte, eine Überprüfung per PCR-Test stattfindet. Man sei in solchen Fällen aber lieber übervorsichtig und gehe kein Risiko ein.
Eine klare Antwort hat TUI Cruises auf die Frage, was mit Passagieren geschehen würde, die aufgrund eines positiven Testergebnisses nicht an Bord dürften. Die Reederei hat dafür eine Kooperation mit dem Unternehmen MedCon Team, das an dieser Stelle übernimmt und sich um die nächsten Schritte kümmern, also beispielsweise eine Isolation in Griechenland oder die sichere Heimreise organisiert. Die Kooperation besteht schon länger und bezog sich bislang vor allem auf die Betreuung und Abwicklung bei medizinischen Ausschiffungen.
Rettungsübung
Eine Rettungsübung für alle Passagiere zur gleichen Zeit gibt es nicht mehr. Stattdessen halten Crewmitglieder kontinuierliche Kurzübungen an der jeweiligen Musterstation ab. Markierungen am Boden sorgen bei der nur wenige Minuten dauernden Übung für ausreichend Abstand. Für die Rettungsübung ist ein Zeitrahmen vorgegeben, innerhalb dessen man sich an der Musterstation einfindet und die Übung absolviert. Die ausführlichen Informationen sollte man sich am Kabinen-TV ansehen. Auch von der Rettungsübung kann ich leider keine Fotos zeigen, da bei TUI Cruises auch hier striktes Fotoverbot herrscht.
Sind Anreise und Einschiffungsformalitäten erst einmal geschafft, beginnt der Urlaub …
… natürlich mit ein paar Corona-bedingten Einschränkungen, aber auch einem sehr luxuriösen Gefühl. Denn neben dem Privileg, in diesen Zeiten überhaupt weitgehend unbeschwert reisen zu können, ist die Passagierauslastung mit unter 30 Prozent sehr gering. Nur rund 700 Passagiere (und 667 Crew-Mitglieder) waren mit uns auf der Mein Schiff 6. In normalen Zeiten bietet die Mein Schiff 6 Platz für 2.534 Passagiere bei Zweierbelegung der Kabinen und hat gut 1.000 Crew-Mitglieder.
Sorgen um eine freie Sonnenliege auch am Seetag muss man sich genauso wenig machen wie um Wartezeiten vor dem Atlantik-Restaurant. Das größte „Problem“ ist dort allenfalls, dass man zu Stoßzeiten ein kleines Risiko hat, keinen Fensterplatz mehr zu bekommen.
Maskenpflicht und Abstand
Wie auf derzeit allen Kreuzfahrtschiffen gilt auf der Mein Schiff 6 eine Maskenpflicht überall dort, wo der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann – also auch im Freien. Meiner Beobachtung nach halten sich die Passagiere beeindruckend konsequent an die Maskenpflicht und tragen die Maske auch im Freien an vielen Stellen, wo es nicht unbedingt nötig wäre. Auch dünne Schals und andere „Alibi“-Masken haben wir bei keinem Passagier entdeckt.
Im Freien muss die Maske überall dort nicht getragen, werden, wo ausreichender Abstand gewährleistet ist. In Innenräumen darf die Maske runter, sobald man am Tisch im Restaurant oder in einer Bar sitzt. Ebenfalls keine Maskenpflicht besteht im Theater und im Studio, sobald man auf seinem Platz mit entsprechendem Abstand zu den Nachbarn sitzt.
TUI Cruises liefert zu Beginn der Reise ein Paket mit fünf chirurgischen Masken pro Passagier auf die Kabine. Nahezu alle Passagiere nutzen diese Masken auch. Nur am letzten Reisetag sieht man dann viele individuelle Stoff-Masken, wenn der Fünfer-Pack aufgebraucht ist.
Face Shields aus Plastik haben wir bei keinem einzigen Passagier gesehen. Sie sind bei TUI Cruises auch nur bei medizinischer Indikation zugelassen, sprich: wenn ein ärztliche Attest dazu vorgelegt wird. Dann liefert TUI Cruises sogar Desinfektionsmittel in die Kabine, um das Shield regelmäßig zu reinigen.
Bei TUI Cruises auffällig anders …
Im Vergleich zu Costa und MSC sind mir einige Aspekte beim Infektionsschutz-Konzept aufgefallen, die TUI Cruises anders löst: Schwerpunkt auf wenig verändertes Ambiente, Gastkünstler statt Show-Ensemble, „Crowd Control“-Mitarbeiter und witzige Sprüche statt Verbotsschilder.
Das sind die Unterschiede, die am meisten auffallen. Natürlich gibt es im Detail noch viel mehr, was aber nicht auf den ersten Blick auffällt oder für die Passagiere gänzlich unsichtbar bleibt.
Eine schlaue Kleinigkeit ist beispielsweise ein Überzug der Knöpfe im Aufzug mit einer transparenten Kunststoff-Folie. Damit lassen sich die Knöpfe sehr effektiv desinfizieren. Denn die Oberflächen überall am Schiff werden laut Hoteldirektor spätestens alle 30 Minuten desinfiziert – das würde die Elektronik hinter den Knöpfen sonst recht schnell außer Gefecht setzen.
Ziel: möglichst nahe am gewohnten Ambiente
Zunächst einmal versucht TUI Cruises, so wenig wie möglich in das gewohnte Kreuzfahrt-Erlebnis einzugreifen. Das gelingt sehr gut. Das Gefühl an Bord ist relativ nahe am TUI-Cruises-Erlebnis dran, wie man es von vor der Pandemie kennt. An Abstand, Maskenpflicht und Hygiene ändert das natürlich nichts.
Aber beispielsweise die Kaffeemaschine und Wasserkaraffe in der Kabine zum Auffüllen an den Spendern im Aufzugsbereich existieren nach wie vor. Andere Reedereien haben solche Gegenstände aus den Kabinen entfernt, TUI Cruises nimmt dagegen den damit verbundenen Mehraufwand bei der Kabinenreinigung in Kauf.
Hotelmanager Lothar König bestätigt diesen Eindruck im Interview mit cruisetricks.de: „Es war TUI Cruises bei aller Vorsicht, bei allen Hygienemaßnahmen schon sehr wichtig, das Kreuzfahrt-Erlebnis so original wie möglich zu behalten. Da gibt es eben mehr Aufwand für uns, aber das funktioniert gut.“
Zumindest optisch sehr unauffällig umgesetzt ist die gravierende Änderung im Büffet-Restaurant: Wie bei allen Reedereien gibt es auch hier keine Selbstbedienung am Buffet. Crew-Mitglieder reichen die Teller mit den gewünschten Speisen über den Buffet-Tresen. Dabei verzichtet TUI Cruises aber – außer an den Getränkestationen – auf auffällige und optisch störende Absperrbänder und markiert Abstände lediglich am Fußboden.
Spezielle Crew-Mitglieder für „Crowd Control“
Es gibt acht Crew-Mitglieder mit Namensschild „Gastgeber Crowd Control“, die sich explizit für die Einhaltung der Regeln, insbesondere der Maskenpflicht kümmern. In Aktion haben wir das beispielsweise erlebt, als die Mein Schiff 6 in die Caldera von Santorin einfuhr und die Begeisterung für die Szenerie am Sonnendeck kurzzeitig bei vielen Passagieren vergessen ließ, das man dicht gedrängt an der Reling auch im Freien die Maske tragen sollte. Eine schnelle und konsequente, aber sehr charmante Ermahnung der Crowd-Control-Gastgeber löste das Problem sehr schnell und effizient.
Die Crowd-Control-Gastgeber fungieren aber beispielsweise auch als Platzanweiser im Theater (mehr dazu später) oder beim täglichen Termin zum Messen der Körpertemperatur für alle Passagiere in der Abtanzbar (oder für Suiten-Passagiere in der X-Lounge).
Gast-Entertainer statt festes Show-Ensemble
Während Costa und MSC gar keine Gast-Entertainer an Bord haben, verfolgt TUI Cruises eine gegensätzliche Strategie: Im Theater und im Studio treten ausschließlich Gast-Entertainer auf. Diese Einzelkünstler haben Passagier-Status, durchlaufen also die gleichen Corona-Tests wie Passagiere und haben keinen Zugang zum Crew-Bereich. Der Vorteil dieses Wegs ist, dass TUI Cruises damit ein vielfältigeres und abwechslungsreicheres Programm anbieten kann.
Insgesamt sind acht bis zehn Entertainer an Bord, die zwischen einer und sechs Wochen dabei sind, wie uns Kreuzfahrtdirektorin Wiebke Busch im Interview erklärt.
Witzige Sprüche statt Verbotsschilder
Etwas Besonderes hat sich TUI Cruises einfallen lassen, um auf Covid-19-bedingte Beschränkungen, Regeln und Absperrungen hinzuweisen: Statt mit roten Verbotssymbolen und grünen „erlaubt“-Haken zu agieren, weisen witzige Sprüche auf die Regeln hin:
Beispielsweise wird die Beschränkung auf vier Personen in Aufzügen äquivalent zu Landausflügen als „Aufzugfahrt im kleinen Kreis“ verkauft.
Auf gesperrte Sitzplätze in den Bars und Lounges liegt ein Schild mit der Aufschrift: „Ich muss leider Absagen. Unsere Verabredung ist geplatzt. Bitte setzen Sie sich nur auf die freigegebenen Sitzplätze.“
„Auf die Plätze warten, Fertig, Los“ weist am Eingang der Restaurants freundlich darauf hin, dass die Plätze ausschließlich von der Crew angewiesen werden. Wünsche, wo man sitzen will, werden dabei aber trotzdem berücksichtigt.
TUI Cruises ist dabei gegenüber internationalen Reedereien im Vorteil, denn in mehreren Sprachen gleichzeitig ließe sich diese Idee nicht realisieren.
Allerdings ergibt sich daraus an einigen Stellen, vor allem an den Eingängen zum Theater und zu den Shops ein kleiner Schilder-Wald ob der vielen Hinweise, die an diesen Stellen nötig sind.
Änderungen beim Entertainment
Wie bereits erwähnt, gibt es im Studio und Theater kein festes Show-Ensemble, dafür aber regelmäßig wechselnde Gast-Entertainer. Alle Shows im Theater und Studio werden auch live am Kabinen-TV übertragen.
Plätze in den Shows reserviert man über die Mein-Schiff-App oder das Bordportal. Wenn nicht alle Plätze ausreserviert sind, kann man aber auch noch spontan ohne Anmeldung ins Theater kommen.
Ein zwar aufwändiges, aber sehr effizientes System setzt TUI Cruises bei der Platzverteilung im Theater ein. Die Mitarbeiter des Crowd-Control-Teams führen jeden Passagier zu seinem Sitzplatz, wobei von vorne nach hinten aufgefüllt wird. Freie Platzwahl gibt es also nicht. Per Headset-Funk haben die Gastgeber Kontakt zu Kollegen, die den Abgleich mit der Reservierung vornehmen und die Zuordnung des jeweiligen Passagiers zum Sitzplatz vornehmen. So ist später im Notfall eine präzise Kontaktverfolgung möglich.
Jeweils mindestens zwei Plätze bleiben links und rechts frei, ebenso wie die Plätze in den Reihen unmittelbar davor und dahinter liegenden. Die vordersten fünf Reihen vor der Bühne bleiben komplett frei. Die Platzzahl im Theater ist dementsprechend stark reduziert. Lediglich 350 Plätze werden im Theater belegt. Für die Passagiere hat das einen großen Vorteil: So freie Sicht auf die Bühne hat man sonst nicht.
Ähnlich verfahren die Crowd-Control-Gastgeber bei Veranstaltungen in der Studio-Lounge. Die Bestuhlung ist hier äußerst locker, lediglich 60 Passagiere sind zugelassen. Anders als im Theater gibt es hier auch Getränkeservice am Platz, während ins Theater – bei TUI Cruises auch früher schon – keine Getränke mitgebracht werden dürfen.
Weitere Aspekte:
- es gibt keine Tanzveranstaltungen, insbesondere keine Disko in der Abtanzbar
- neue Live-Formate im Studio, vor allem die „Abendschau“ der Kreuzfahrtdirektorin
- Vorstellung der Offiziere als Film statt live auf der Bühne
- keine Bücher auf Papier in der Bibliothek
- keine individuellen Landausflüge (darüber haben wir ja bereits zuvor ausführlich berichtet)
In den Restaurants und Bars
Ungewohnt: Auch im Buffet-Restaurant wird man von einem Crewmitglied zum Platz geführt. Ein anderes Crew-Mitglied erfasst anschließend Tisch- und Kabinennummer für die Kontaktverfolgung.
Am Buffet selbst gibt es keine Selbstbedienung mehr. Die Crew legt das gewünschte auf und reicht dem Passagier den Teller. Die Auswahl an Speisen ist die gleiche geblieben und auch die Wok-Station mit individuell ausgewählten Zutaten gibt es weiterhin.
Das System funktioniert sehr gut und auch wenn man Kleinigkeiten von mehreren Stationen möchte, muss man nicht mehrere Teller tragen, denn die Crew legt weitere Speisen auf den schon vorhandenen Teller dazu. Das klappt, weil man den Teller unter der Theke durchreichen kann, denn anders als Costa und MSC ist das Buffet zur Passagierseite nicht komplett verglast.
Einziger merklicher Unterschied in den Bedien-Restaurants sind die sehr großen Tischabstände. Außerdem achtet die Crew an den Restaurant-Eingängen genau darauf, dass alle Passagiere Hände waschen und desinfizieren.
An den Bars sind die Stühle direkt an den Bars gesperrt, Bestellung und Bedienung erfolgt am Sitzplatz, erneut mit Registrierung der Kabinennummer für die Kontaktverfolgung. Allerdings erlaubt TUI Cruises auch, Getränke direkt an der Bar zu bestellen und mitzunehmen, beispielsweise in die Kabine, zur Sonnenliege oder dem Strandkorb.
Speise- und Getränkekarten gibt es sowohl auf Papier als auch elektronisch via Barcode im Bordportal oder in der Mein-Schiff-App. In der X-Lounge sind Karten nur aus Papier verfügbar, eine Umstellung auf elektronische Karten soll demnächst erfolgen.
Mein-Schiff-App fürs Smartphone
Nicht nur in Coronazeiten recht praktisch ist die Mein-Schiff-App und über den Browser abrufbare Bordportal. Die App hat eine sehr umfassende Funktionalität, beispielsweise auch einen persönlichen Reisekalender, der auch alle reservierten Shows, Restaurants und Ausflüge beinhaltet. Plätze im Theater oder Studio, zu Fitness-Trainings, für Spezialitätenrestaurants und kostenpflichtige Kurse an Bord lassen sich über die App bequem reservieren.
Ein wenig umständlich ist nur, dass sich über die QR-Codes, die in allen Restaurants und Bars aufgestellt sind, nur jeweils entweder die Speise- oder die Getränkekarten laden lässt. Ein schnelles Hin- und Herschalten geht nicht, was bei der Bestellung im Restaurant mitunter etwas mühselig ist.
Alternativ gibt es überall aber auch Karten auf Papier. Sie werden aus Hygienegründen nur einmal verwendet und anschließend weggeworfen – es sei denn, man nimmt sie sich als Souvenir mit nach Hause.
Covid-19-Vorsorge und Bord-Hospital
An Bord der Mein Schiff 6 hatten wir Gelegenheit, ausführlich mit dem Schiffsarzt, Senior Doctor Dr. Reinhard Friedl zu sprechen und das Bord-Hospital zu besichtigen.
Eigene Fotos konnten wir keine machen, zeigen hier aber ein paar Bilder des Hospitals, die uns TUI Cruises (von der baugleichen Mein Schiff 5) zur Verfügung gestellt hat und die dem entsprechen, was wir vor Ort gesehen haben.
Wir nehmen den festen Eindruck mit, dass TUI Cruises umfangreich vorbereitet ist, sollte es zu einer Infektion mit Covid-19 bei Crew oder Passagieren an Bord kommen. Ein „Infection Control Officer“, der direkt dem Staff-Kapitän unterstellt ist, würde die Abläufe im Falle eines Ausbruchs Koordinieren und steuern. Zwei Ärzte und drei Pflegekräfte hat das Hospital der Mein Schiff 6 insgesamt.
Für PCR-Tests bei Verdachtsfällen hat die Mein Schiff 6 ein Testgerät an Bord, das eine Probe innerhalb von 70 Minuten auswerten kann. Für umfangreichere PCR-Tests gibt es Verträge mit Testlabors an Land. Für Antigen-Tests setzt TUI Cruises ein System ein, das auf Teststreifen mit Ergebnissen innerhalb von 15 Minuten basiert und keine Maschine zur Auswertung benötigt.
Dr. Friedl berichtet von detaillierten Schulungen und praktischen Übungen für die Kontaktnachverfolgung, wie PCR- und Antigen-Tests korrekt durchgeführt werden müssen, wie man Passagiere bei der Kontaktnachverfolgung und bei Infektionsverdacht anspricht und vieles mehr.
Neben all diesen Maßnahmen habe sich im Bordhospital eigentlich gar nicht viel geändert, sagt Dr. Friedl. Je länger man ihm zuhört, desto mehr Details zeigen sich dann aber doch. So tragen Ärzte und Krankenschwestern im Patientenkontakt nun FFP2-Masken. Bei respiratorischen Symptomen, also Symptomen, die mit den Atemwegen zusammenhängen, ist der erste Schritt nun ein Antigen-Test.
Und was passiert, wenn wirklich ein Covid-19-Fall diagnostiziert wird? Dafür hält TUI Cruises vom Rest des Schiffs abgekapselte Isolierkabinen bereit, die unter anderem auch mit Hepa-Luftfiltern ausgestattet sind. Einer der Bereiche, in dem solche Kabinen liegen, ist auf Deck sechs vorne – zu erkennen an der geschlossenen Brandschutztüre dort …
Hepa-Filter haben übrigens auch die Kabinen, in denen Crewmitglieder ihre 14tägige Quarantäne verbringen, bevor sie ihren Dienst antreten dürfen.
Ohnehin wird, wie uns Hoteldirektor Lothar König erklärt, das ganze Schiff ausschließlich mit Frischluft versorgt. Ein Zirkulieren von Luft über die Klimaanlage findet demnach nicht statt. Und in den öffentlichen Bereichen strömt die Luft auf einer Seite des Schiffs über die Klimaanlage ein und wird auf der anderen Seite abgesaugt. Auf diese Weise findet ein aktiver Luftaustausch und nicht nur eine Verdünnung der Raumluft statt – ein wesentliches Faktor, um das Ansammeln von Aerosolen über die Zeit zu vermeiden.
Fazit
Wie ich schon bei Costa und MSC erlebt habe, steckt auch bei TUI Cruises hinter dem Sicherheits- und Infektionsschutzkonzept viel mehr, als man sich das auf den ersten Blick vorstellen kann. Zahllose Details spielen jeweils eine nur kleine Rolle, fügen sich insgesamt aber zu einem schlüssigen Konzept zusammen.
Besonderheiten jedes Schiffs spielen ebenso eine Rolle wie unterschiedliche Strategien der Reedereien, wenn es um die Umsetzung der Maßnahmen zum Schutz vor Covid-19 geht – beispielsweise TUI Cruises‘ Anspruch, das Ambiente an Bord und das Kreuzfahrt-Erlebnis möglichst wenig zu beeinträchtigen.
Keiner der von den Reedereien unterschiedlich beschrittenen Wege erscheint dabei „besser“ oder „schlechter“ zu sein. Insgesamt stellt sich auch bei TUI Cruises bei mir ein sehr angenehmes Gefühl von Sicherheit ein, wenn ich erlebe, wie konsequent mit dem Thema Covid-19-Pandemie umgegangen wird und wie selbstverständlich die Einhaltung von Regeln bereits geworden ist – nicht nur pro-forma, weil man eben muss, sondern aus Überzeugung und sicherlich auch einem großen Stück Eigeninteresse.
Ein wenig überrascht hat mich, dass sich auch die Passagiere so konsequent an die Regeln halten – und zwar noch mehr, als ich das auf den italienische dominierten Schiffen erlebt habe, obwohl schon dort die Disziplin beeindruckend hoch war. Maskenverweigerer und Verschwörungstheoretiker haben sich offenbar nicht auf das Schiff verirrt. Oder wenn doch, dann haben auch sie sich an die Regeln gehalten.
Im Ergebnis bedeutet all das: Auf dem Kreuzfahrtschiff ist das Risiko, sich mit Covid-19 anzustecken, zwar nicht bei null und freilich steigt auch an Bord das Risiko, wenn die Zahlen an Land steigen. Aber in Relation ist das Risiko an Bord eben doch deutlich niedriger als in der Öffentlichkeit an Land.
Danke für den Bericht.Ich war im September auch auf der Mein Schiff 6 und fans das Konzept sehr gut,sehr schlüssig und von Crew und Passagieren hervorragend umgesetzt. Die Platzanweiser im Buffet-Restaurant hatten wir auf unserer Kreuzfahrt aber nur Morgens.Also jedenfalls jedes Mal,wenn ich Mittags oder Abends im Buffet Restaurant gegessen habe(war nicht sehr oft), wurde zwar am EIngang auf das Hände waschen geachtet,aber hinsetzen durfte man sich wo man wollte.
Lag aber vielleicht auch daran,das zu den Zeiten, in denen ich dort war nur max. 30 Passagiere im ganzen Restaurant waren.
@Peter: Okay, das könnte stimmen. Ich bin mir ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr sicher, ob wir mittags (abends war ich nie dort) direkte Platzzuweisung bekommen haben. Letztlich ist es bei der aktuell geringen Auslastung aber auch relativ egal. Denn auch bei der Platzzuweisung morgens konnten wir frei auswählen, wo wir sitzen wollten. Bei einer Auslastung von 60 Prozent wäre das vielleicht geringfügig schwieriger, aber wohl auch noch ziemlich problemlos.