Für unseren Landgang auf Korfu wollen wir maximale Freiheit trotz Corona-Beschränkungen. Wir haben deshalb eine vierstündige, geführte Wanderung gebucht, die uns von dem kleinen Ort Lakones durch Oliven-Haine und durch noch kleinere Dörfer bis an den Strand von Agios Georgios Pagi führt. Auf der Wanderstrecke liegen Aussichtspunkte auf Buchten, die zu den schönsten Europas gehören sollen.
Die Mein Schiff 6 legt morgens bei Sonnenaufgang in Kerkyra (Korfu Stadt) an und abends bei Sonnenuntergang mit Blick auf die Altstadt wieder ab.

Der Wanderausflug wird ein großartiges Erlebnis, auch dank des exzellenten Guides Horst, der eigentlich aus dem niederbayerischen Bodenmais stammt, aber seit vielen Jahren auf griechischen Inseln arbeitet. Er bringt uns sehr plastisch die drastischen Folgen des All-inclusive-Massentourismus vor allem britischer, aber auch deutscher und andere Urlauber auf der landschaftlich wunderschönen Insel Korfu nahe.

Wie schön Korfu ist, wenn man das All-inclusive-Ressort verlässt und sich die Insel wirklich ansieht, zeigt uns die Wanderung ebenso deutlich. Die Bilder von der Wanderung sprechen eigentlich für sich.
Der Weg führt uns von Lakones zunächst zum Aussichtspunkt Bella Vista, der diesen Namen völlig zurecht wegen seines Blicks auf die Bucht von Paloekrastitsa hat …

… durch Olivenhaine mit den für Korfu typischen, aus mehreren, ineinander verdreht gewachsenen, Jahrhunderte alten und sehr hohen Olivenbäumen …
… zu den Bergdörfern Krini und Makrades …
… und von dort den alten Eselspfad …

… mit erneut großartigem Panoramablick hinunter nach Agios Georgios an einen fast menschenleeren Strand. In Coronazeiten macht hier ohnehin kaum jemand Urlaub. Aber die Saison wäre um diese Jahreszeit ohnehin so gut wie vorbei ist. In den kommenden Wochen wird das Wetter auf Korfu umschlagen, kühl und regnerisch werden.
Natürlich begegnen uns auf dem Weg immer wieder Katzen, so wie überall in Griechenland.
Großen Luxus für diese Zeiten genießen wir am Ende der Wanderung: In einem kleinen Supermarkt können wir Souvenirs kaufen und vor allem in einer griechischen Taverne essen oder einen Kaffee oder Ouzo trinken. Was wäre eine Reise nach Griechenland ohne einen schön süßen, griechischen Kaffee und einen Ouzo mit Wasser und Eis? Der Wirt der Taverne hat seinen kleinen Supermarkt und die Terrasse der Taverne für andere Gäste gesperrt, die um diese Jahreszeit aber ohnehin kaum noch da sind.
So bekommen wir trotz strengem Ausflugskonzept, bei dem man sich nicht von der Ausflugsgruppe entfernen darf, doch sehr große Freiheiten. Auch ein Abschnitt des Strandes ist für Passagiere von TUI Cruises reserviert und wer will steckt die Füße ins Wasser oder geht baden.

Jetzt bin ich neugierig geworden. Was sind denn die drastischen Folgen des All-inclusive-Massentourismus auf Korfu?
@Kund: Uff, das wäre ein umfangreicher, eigener Beitrag, der sich tiefer mit Massentourismus, Overtourismus, All-inkl. und Sauf-Tourismus beschäftigten müsste ;-) In Kurzfassung haben (vor allem, aber nicht nur) diese extrem billigen All-Inklusive-Ressorts, aus denen die Touristen die gesamte Urlaubszeit nicht mehr rausgehen, die über Generationen gewachsene, soziale und wirtschaftliche Struktur der Insel stark geschädigt, wenn nicht teils völlig zerstört, ohne aber im Gegenzug nennenswerte Vorteile zu bringen. Die Folge ist z.B. das gänzliche Verschwinden von kleinen, einheimischen Läden, abgelöst von Supermarkt-Ketten. Junge Menschen verlassen die Insel, die Alten sind zunehmend zu alt, um beispielsweise ihre kleine Landwirtschaft weiter zu betreiben — neben vielen anderen Details, die das Problem auf Korfu zusätzlich komplizierter machen. Denn das Phänomen gibt es natürlich (leider) an vielen Massentourismus-Orten, aber auf der Insel Korfu sind die Auswirkungen besonders hart.