Lärmende Seevögel, Moos- und Blüten-Teppiche, schroffe Felsen und eine historische Trapperhütte: Gnalodden im Hornsund ist unser erster, längerer Landgang auf dieser Expeditionskreuzfahrt und nimmt uns mit seinem Charme gefangen.
Der Tag beginnt mit Nebel und Wolken, die Luft ist so feucht, dass nicht ganz klar ist, ob es nur neblig ist oder leichter Nieselregel dabei ist. Aber der Himmel klart zusehends auf und der Nieselregen lässt nach – was vor allem fürs Fotografieren ein Segen ist, weil man nicht alle paar Sekunden die Linse trockenwischen muss.
Der Geräuschpegel am schroffen und steil aufsteigenden Vogelfelsen von Gnalodden ist enorm, die Vögel flattern wie Moskitoschwärme um die Felsen.
Der Vogelfelsen von Gnalodden
Vor allem Lummen und Raubmöwen nisten in oder an den Felsen. Der Ort ist sogar nach der Geräuschkulisse der lärmenden Seevögel benannt.
Gnalodden ist auch einer der wenigen Orte mit viel Vegetation: Moose, Flechten und jetzt im Frühling zahlreiche, kleine Blühpflanzen wachsen an den Berghängen und bilden dichte, weiche Kissen, in die man beim Laufen manchmal mehrere Zentimeter tief im weichen Moos einsinkt.
Genau genommen wachsen hier sogar Bäume: Zwerg-Weiden und Zwerg-Birken. Aber die sind nur wenige Zentimeter hoch und kriechen am Boden. Als Bäume sind sie nur erkennbar, wenn man weiß, dass es Bäume sind. Ich widerstehe der Versuchung, die Stiefel auszuziehen und barfuß über die weichen Moosmatten zu laufen – es wäre schwierig, mit den nassen Füßen wieder in die relativ engen Stiefel hinein zu schlüpfen.
Am Fuß der Felsen steht eine historische Trapper-Hütte, in der von 1932 bis 1937 mit der Norwegerin Wanny Wolstad eine der ganz wenigen weiblichen Profi-Jäger gelebt hat. Die heutige Hütte steht hier mindestens schon seit 1919, aber bereits im 18. und 19. Jahrhundert nutzten die Pomoren die kleine Uferebene von Gnalodden als Basis für die Jagd auf Eisbären und Polarfüchse.
Trotz der wunderschönen Landschaft und der faszinierenden Vogelschwärmen: Ein wenig neidisch bin ich auf die Gruppe der Kajaker, die heute von der Sea Spirit aus entlang des Ufers von Gnalodden unterwegs waren. Sie haben eine Belugawal-Mutter mit ihrem Kalb gesehen, das mitten durch die kleine Gruppe der Kajak hindurch schwammen.
@ Franz – Sehr schön beschrieben mit schönen Bildern, bei denen man sich auch wirklich etwas vorstellen kann.