Die World Voyager hat einige technische Besonderheiten, die Vorteile für sensible Fahrtgebiete bei Expeditionsreisen mit sich bringen. Das hybride Antriebssystem arbeitet sehr energieeffizient. Zwei Jet-Antriebe erlauben sehr leises Fahren an besonders sensiblen Stellen. Und ein neuartiges Müllverwertungssystem ist ebenfalls sehr umweltfreundlich.
Die World Voyager ist mit einem hochintegrierten Hybrid-System von Rolls Royce für den Hauptantrieb ausgestattet. Hochintegriert bedeutet unter anderem, dass die verschiedenen Komponenten des Systems elektronisch überwacht, gesteuert und verbunden sind, sodass beim Ausfall einzelner Komponenten das gesamte System nach Behebung des Fehlers automatisch neu hochgefahren werden kann – im Vergleich zu manuell nacheinander neu gestarteten Systemen geht das deutlich schneller.
Der Hybrid-Antrieb der World Voyager ist technisch spannend, bedeutet aber etwas anders als die Hybrid-Technik, die auf den Neubauten von Hurtigruten als Kombination aus Akkus und Dieselmaschinen zum Einsatz kommen. Bei Hurtigruten arbeiten die Maschinen mit Peak Shaving, also eine Zwischenspeicherung überschüssiger Energie aus den Motoren und Generatoren in Akkus. Das erlaubt den Betrieb von Maschinen im optimalen, also energieeffizientesten Drehzahlbereich.
Treibstoff sparen durch Abschalten von Maschinen und optimale Drehzahl
Das Hybrid-System der World Voyager zielt ebenfalls darauf, die zwei Hauptmaschinen und den Generator energiesparend im optimalen Drehzahlbereich laufen zu lassen, setzt das aber anders um. Hier erfolgt der Antrieb je nach Situation mit direkter Kraftübertragung von der Maschine auf den Propeller-Schaft oder indirekt, also dieselelektrisch. Auch eine Kombination aus den Modi – also eine Maschine direkt, die andere dieselelektrisch mit Energie aus der anderen Maschine oder dieselelektrisch nur mit Energie aus dem Generator bei abgeschalteten Hauptmaschinen ist je nach Fahrsituation möglich. So können Maschinen je nach Bedarf abgeschaltet werden.
Die Rolls-Royce-Elektronik steuert den Wechsel zwischen den Betriebsmodi automatisch, um den Treibstoff-Verbrauch möglichst niedrig zu halten. Auf der World Explorer, die mit der gleichen Technik ausgestattet ist, erklärte uns der Chief Engineer, dass in einem Fahrtgeschwindigkeitsbereich von bis etwa elf Knoten typischerweise dieselelektrischer Antrieb (also über Elektromotoren, welche die Propeller-Wellen antreiben) zur Anwendung komme, bei höheren Geschwindigkeiten dagegen direkt.
Als Treibstoff kommt laut Nicko Cruises übrigens ausschließlich das relativ saubere Marine Gas Oil (MGO) zum Einsatz. Außerdem verfügt die World Voyager über einen Katalysator, der die Stickoxid-Emissionen (NOx) minimiert und damit die strengen gesetzliche Vorschriften für Schiffsneubauten erfüllt.
Zusätzlich ist die World Voyager mit zwei Pumpjet-Einheiten ausgestattet, die eine Geschwindigkeit von bis zu fünf Knoten erlauben. Der Jet-Antrieb erlaubt es dem Schiff, in sensiblen Stellen oder beispielsweise bei Walbeobachtungen sich ohne Einsatz der Schiffspropeller recht leise durchs Wasser zu bewegen.
Müllverwertung mit Gasifizierungsanlage
Auf der World Voyager setzt Mystic Cruises ein neuartiges System zur Müllverwertung ein. Statt einer Müllverbrennungsanlage verfügt sie über ein Micro Auto Gasification System (MAGS) des Herstellers Terragon Environmental Technologies, das jede Art von kohlenstoffbasiertem Müll unter Sauerstoffabschluss und Hitze (zwischen 400 und 650 Grad) in Gas umwandelt.
Dieses Verfahren vermeidet den Schadstoffausstoß konventioneller Müllverbrennung und reduziert die Restmüllmenge an Bord drastisch. Das bei dem Prozess entstehende Gas, vorwiegend Wasserstoff und Kohlenmonoxid, dient wiederum als Hauptenergiequelle für das System und wird bei Temperaturen von über 1.000 Grad verbrannt. Mit einer Methode, die einem Scrubber ähnelt, wird die Bildung von Giftstoffen wie Furane und Dioxine unterbunden und Partikel herausgefiltert.
Übrig bleibt bei der Gasifizierung etwa fünf Prozent der Müllmasse als anorganischer Rest, laut Hersteller eine Art Bio-Kohle. Mit der Anlage können beispielsweise Papier und Karton, Kunststoffe, Lebensmittel, Öle und Schlämme verwertet werden.
Das folgende Foto zeigt die Menge, die auf der World Voyager auf unserer Reise innerhalb von fünf Tagen entstanden ist.
Stabilisator, dynamische Positionierung, Eisklasse, Zodiacs
Die Stabilisator auf der World Voyager sind die modernere Version der Stabilisatoren auf der World Explorer und damit auch etwas länger.
Das Schiff verfügt über ein dynamisches Positionierungssystem, mit dem das Schiff mit einer vorgegebenen Abweichung die Position halten kann. Das ist vor allem an Stellen sinnvoll und umweltfreundlich, wo Ankern nicht erlaubt ist oder Schäden am Meeresboden verursachen würde.
Mit einer leichten Eisklasse von 1B ist sie für polare Fahrtgebiete gerüstet, in den 18 Zodiacs haben praktisch alle Passagiere gleichzeitig Platz.
Praktisch ist der „Expedition Room“ in Polarregionen sein. Wenn auch nicht so komfortabel ausgestattet wie bei einigen Neubauten von Luxusreedereien, hat hier doch jeder Passagier einen Hängeschrank und Stiefel-Abstellplatz mit Kabinen-Nummerierung, sodass man Expeditionsparka und Stiefel nicht mit in die Kabine nehmen muss.
Auf unserer Reise auf den Kanaren wurde der Expedition Room nicht genutzt, der Zweck war aber erkennbar.
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