Die Chronos ist zurück an der Amalfiküste und für die verbleibenden zwei Tage der Reise entdecken wir Positano, Ravello und die spektakuläre Badebucht Fiordo di Furore. Heute segeln wir mit einem schönen Wind Positano entgegen und erkunden am Nachmittag den Badeort mit seinen bunten Häusern, steilen Treppen und engen Gassen.
Angesichts des nahenden Endes der Segelkreuzfahrt werden wir uns schmerzlich bewusst, dass wir diese absolute Entspannung auf der Chronos bald wieder gegen unsern Alltag zu Hause eintauschen müssen. Umso intensiver genießen wir die Stunden der Fahrt unter geblähten Segeln, wenn sich das Schiff im Wind so stark zur Seite neigt, dass es Treppensteigen gleichkommt, wenn man von einer Schiffsseite zur anderen will.
Den Fahrtwind, das Meer und die Sonne zu genießen, macht den Kopf frei, verdrängt alle anderen Gedanken, es zählt nur das Hier und Jetzt – und das ist unvergleichlich schön.
Segeln im Tyrrhenischen Meer
Der Golf von Salerno mit seiner weltberühmten Amalfiküste liegt am Tyrrhenischen Meer. Der Name des Meeres löst bei mir unbeabsichtigt immer eher kurzen Moment unangenehmer Assoziationen aus – das Wort klingt ähnlich wie „Tyrann“. Doch dann setzen die positiven Erinnerungen ein.
Denn tatsächlich ist die Amalfiküste eine der schönsten Ecken der Welt, die steilen Felsen sind Teil des Unesco-Welterbes. Von Amalfi aus, wo die Chronos gleich am ersten Tag der Reise vor Anker gegangen war, sind es rund 75 Kilometer bis Neapel.
Auf dem Weg von Capri nach Positano bekommen wir noch einmal ordentlich Wind, sodass Kapitän Niko Göttert und seine Crew mehr als zehn Knoten Fahrtgeschwindigkeit aus der Chronos herausholen – mehr als die Segelyacht per Motor schaffen würde. Letzterer ist beim Segeln aus, mit Ausnahme der Geräusche des Windes, der Segel und des Meeres ist es ganz still.
Das Schiff neigt sich im Wind kräftig zur Seite und schneidet rauschend durch die sanften Wellen der Tyrrhenischen Meers.
Anmerkung zum Video: Der aufmerksame Beobachter wird es merken – der Ton im Video ist nicht der Originalton der Aufnahmen, denn der war wegen starker Windgeräusche unbrauchbar; aber das unterlegte Meeresrauschen kommt der realen Klangkulisse der Segelfahrt ziemlich nahe.
Positano: Badeort mit viel Promi-Geschichte
Es ist beinahe schon enttäuschend, als Positano in Sichtweite kommt und die Crew ein Segel nach dem anderen einholt. Aber schließlich wollen am späten Nachmittag eben auch Positano noch einen Besuch abstatten. Zahlreiche Künstler, Maler, Schauspieler und Schriftsteller wie beispielsweise John Steinbeck, Pablo Picasso, Tennessee Williams, Rudolf Nurejew, Elizabeth Taylor und Richard Burton sollen Fans von Positano gewesen sein.
Noch steiler als in Amalfi schmiegen sich die Häuser, Straßen und Gassen von Positano an die Felsen der Steilküste. Nur ein kleiner Abschnitt am Ufer ist flach – gerade genug für eine imposante Kirche und einen Strand, an dem sich Sonnenschirme und Liegen dicht an dicht drängen.
Für mein Gefühl etwas zu viel Gedränge herrscht auch in der schmalen Gasse vom Ufer in die Stadt hinein – also dichten Sitz der Maske prüfen und durch. Sobald man jedoch die steilen Treppen und Seitengassen erreicht hat, ist man beinahe allein.
Der Aufstieg ist faszinierend und anstrengend zugleich. Immer, wenn man denk, man sei fast oben, biegt man um eine Häuserecke, nur um eine noch längere Treppe vor Augen zu haben. Der Lohn für die Mühen ist ein herrlicher Blick auf Positano und das Meer.
Wir bleiben über Nacht vor Positano vor Anker und erleben morgens ein Naturschauspiel, das im Sommer in der Region nicht selten, dennoch aber ein wenig beunruhigend ist: Der Berghang neben Positano brennt.
Solche Buschfeuer zu löschen, erscheint in den steilen Bergen nahezu unmöglich und offenbar beschränkt sich die Feuerwehr auch darauf, nahe gelegene Häuser zu schützen. Löschflugzeuge kommen jedenfalls keine und das Feuer läuft sich wohl irgendwann von selbst tot.