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Die Sheikh-Zayed-Moschee in Abu Dhabi

Die Sheikh-Zayed-Moschee in Abu Dhabi ist eine der schönsten der Welt. Den besten Blick auf diese prächtige Moschee bekommt man vom gegenüber liegenden Kriegerdenkmal Wahat Al Karama. Als ich am Spätnachmittag noch einmal zur Moschee zurückkomme, um sie auch von innen anzusehen, erwartet mich eine bittere Enttäuschung.

Bei unserer Rückfahrt vom Wüstencamp zurück zur Costa Diadema macht unser Fahrer hier netterweise einen außerplanmäßigen Fotostopp. Wir fotografieren, während von der Moschee die Gebete des Muezzin herüberschallen. Es ist Freitag, weswegen auch unsere Jeep-Fahrer schnell hinüber in die Moschee geeilt sind, um zu beten.

Die Moschee ist so eindrucksvoll und prächtig, wie ich sie von meinem letzten Besuch vor einigen Jahren in Erinnerung habe.

Zum Sonnenuntergang nehmen wir noch einmal ein Taxi zur Sheikh-Zayed-Moschee, um sie auch von innen anzusehen. Taxis sind hier übrigens erstaunlich günstig, die etwa 25minütige Fahrt kostet lediglich rund zwölf Euro.

Sheik-Zayed-Moschee
Sheikh-Zayed-Moschee

Der Besuch der Moschee wird für mich zutiefst enttäuschend, ich kämpfe zeitweise mit den Tränen vor Zorn und Trauer. Denn innerhalb von nur wenigen Jahren ist aus dieser wunderbaren Stätte der Begegnung der Religionen, einem Denkmal für die Offenheit des Islam, einer wirklich emotionalen und mystischen Stätte – ein trauriger Massentourismus-Moloch geworden. Als Reisejournalist bin ich daran sogar ein wenig mitschuldig.

Sheik-Zayed-Moschee
Sheikh-Zayed-Moschee

Die Sheikh-Zayed-Moschee zeigt exemplarisch und sehr deutlich, wo die Probleme des heutigen Massentourismus liegen.

Die Symptome sind Gedränge im Visitor-Center, Zugang über Tunnel unter dem Parkplatz, angeschlossene Shopping-Mall inklusive Schnellrestaurants, Selfie-Wahnsinn in der Moschee, Lärm und Ellenbogen statt Stille und Staunen – all das gab es vor einigen Jahren hier noch nicht.

Als ich mich kurz mit einem Aufseher unterhalte, erzählt er mir ganz freimütig, man sei den Touristenmassen einfach nicht mehr Herr geworden, habe sie nicht mehr dazu bewegen können, sich in der Moschee still und respektvoll zu verhalten. Deshalb gibt es jetzt viele Beschränkungen, in den großen Gebetsraum darf man nur noch einen schnellen Blick von außen hinein werfen und Fotografieren ist nur noch an ausgewiesenen „Photo Stops“ erlaubt. Wer dazwischen stehen bleibt, wird freundlich, aber deutlich weitergetrieben.

Die Ursachen für dieses Phänomen, das einem hier so deutlich vor Augen geführt wird, sitzen freilich viel tiefer als in der Frage, wie viel Selfie und Posing in einem Gotteshaus hinnehmbar sind. (An einem ausführlichen Beitrag zu diesem Thema arbeite ich gerade.)

Die Architektur der Sheikh-Zayed-Moschee ist immer noch beeindruckend, aber ihr ganz besonderes Flair ist verschwunden. Das hat mich bei diesem Besuch sehr traurig und nachdenklich gemacht.

Anmerkung*: Cruisetricks.de reiste nach Dubai und mit der Costa Diadema auf Einladung von Costa.
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8 Kommentare

Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

8 Gedanken zu „Die Sheikh-Zayed-Moschee in Abu Dhabi“

  1. Hallo Franz,
    diesen Eindruck von der Moschee und deren Komplex hatten wir auch, einfach nur schnell weiter, die nächsten Bitte…
    Wir waren auf der Sylvestertour 2019/2020 mit der Jewel of the Seas und freuten uns eigentlich auf diesen, vom Schiff geführten Ausflug, da unsere Reiseleiterin sich nicht darum bemühte uns einiges an Wissen von diesem monumentalen Bauwerk nahe zu bringen, also schnell durch die Schleusen, durch die Foto-Stopps und wieder zurück, uns wunderte nur, dass da auch alle mitkamen und keiner vergessen wurde (glaube ich…).
    Nächster Stopp von der kleinen Tour war der Louvre in Abu Dhabi, dieser hat sehr viel wieder wett gemacht, allein seine Architektur beeindruckte uns schon dermassen, diesen werden wir, sollten wir nochmal nach Abu Dhabi kommen, bestimmt wieder besuchen, aber dann alleine mit dem Taxi. Es stehen genug am Parkplatz davon rum. Die Moschee würden wir nicht mehr besuchen. Dass es auch anders geht zeigt uns doch der Oman, die Moschee in Muscat steht dieser in nichts nach, und hier darf man alles in sich einwirken lassen.

  2. Gerhard: Pssst, nicht verraten, sonst geht es der Moschee im Oman genau so … Es ist echt traurig. Louvre habe ich mir fürs nächste Mal in Abu Dhabi vorgenommen, dafür war diesmal die Zeit nur etwas zu knapp.

  3. Lieber Franz
    „Als Reisejournalist bin ich daran sogar ein wenig mitschuldig.“…
    Nein, du bist nicht schuld. Vor einigen Jahren, waren es vor allem die Europäer, welche als Touris durch die Welt zogen. Russen waren im Land eingesperrt, Chinesen mehr oder weniger auch. Geld hatten sie auch nicht viel. Der Rest der Welt war auch nicht gerade vermögend. Ausser die Amerikaner. Aber die meisten davon waren auf Amerika fixiert. Das alles ändert sich jetzt rasant. Dank Globalisierung, steigendem Resourcen- und Energieverbrauch, sinkt weltweit die Armut und Reisen wird für immer mehr Menschen möglich. Und plötzlich merken wir, 8 Miiliarden Menschen sind eine ganze Menge. Vor allem, wenn sie sich das Recht herausnehmen, auch zu reisen und Urlaub in fremden Ländern zu machen. Wir hatten letztes Jahr in der Schweiz ein Woche lang eine chinesische Reisegruppe von 12’000 Personen (ja – zwölftausend). Also nein – du bist nicht schuld.
    Vor 50 – 70 Jahren, waren die Emirate Sand, Wüste, Kamele und genügsame Menschen. Dann kam das Oel und das Geld. Heute zählt nur noch das Geld. Sie haben „das Grösste“ (Turm, Mosche, künstliche Insel, Einkaufszentrum, Goldklumpen im Goldsouk etc), „das Schönste“, „das Teuerste“, „das Beste“ usw. Und damit sollen und werden mehr und mehr Touristen angelockt (Geld, Geld, Geld). Und plötzlich kommt der Moment, wo man die Geiser, die man rief, nicht mehr los wird.
    Wir waren im November auf der Diadema (Savona – Dubai). Und waren auch in der Moschee. Die Masse an Menschen (50’000 täglich sollen es sein) hat uns schon etwas „gestört“. Aber eben – Touristen sind immer nur die anderen… Lieber Franz, das, was du gesucht hast, wirst du dort nicht mehr finden. Versuchs mal in der Hassan II Moschee in Casablanca. Dort ist es heute noch so, wie es in der Sheikh-Zayed-Moschee vor Jahren noch war. Liebe Grüsse, Alex

  4. Liebe Alexander,

    Du hast völlig Recht. Ein wenig mitschuldig fühle ich mich als Vertreter meines Berufsstandes dennoch. Denn natürlich machen wir unseren Lesern das Reisen schmackhaft, animieren die Leser dazu, bestimmte Orte zu besuchen, wecken Sehnsüchte und das führt dazu, dass mehr Menschen eben zu bestimmten Zielen reisen möchten. Grundsätzlich ist das ja auch gut und gewollt, weil Reisen sehr viele positive Aspekte hat, auch gesellschaftpolitische, nicht nur individuelle. Aber auch wir Journalisten müssen Lösungen finden, wie wir mit dem Problem besser umgehen. Sich nur als machtloser Teil eines großen Ganzen zu sehen, ist mir da zu wenig an Verantwortung.

    In Deiner Rechnung hast Du übrigens Indien noch übersehen (oder nicht erwähnt). Auch dort bricht nämlich der große Reiseboom gerade erst los. In Abu Dhabi ist es, wenn ich es recht in Erinnerung habe, bereits die größte Touristen-Gruppe und gefühlt waren bei meinem Besuch in der Moschee auch etwa die Hälfte der Besucher Inder. Und natürlich macht’s auch überhaupt keinen Sinn, diesen Menschen das Recht auf Reisen abzusprechen, das wir Europäer und Amerikaner uns schon seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten zugestehen.

    Mir geht’s auch weniger um mein eigenes, persönliches Reiseerlebnis; das mache ich mit mir selbst aus und finde meine privaten Nischen, in denen ich glücklich bin (auch wenn ich zugeben, dass mich das Moschee-Erlebnis in Abu Dhabi auch persönlich sehr getroffen/berührt hat). Mich beschäftigt beruflich vor allem die Frage, wie sich dieses Dilemma lösen lässt, welche Ansätze für Massentourismus man in Zukunft finden kann, wie sich das steuern lässt, ohne in weltweites Chaos zu münden, das sicherlich auch bald irgendwo in Feindseligkeit mündet; in Barcelona haben Aktivisten schonmal aus Protest einen Reisebus angehalten, als kleinen Vorgeschmack, was sich da noch entwickeln könnte, wenn es Einheimischen zu blöd wird.

    Die große Frage ist also: Wie lässt sich das Problem lösen? Denn Erschließung neuer Destinationen und Verteilung auf andere schöne Orte verlagert das Problem ja nur, löst es aber nicht …

    Herzliche Grüße
    Franz

  5. Hallo Franz,
    …ich sag nix…
    Vor dem Besuch im Louvre aber die Karten online buchen, sonst steht man in der Schlange, wenn man Karte (mit QR-Code) vorher hat, wird man nur noch gescannt und man ist drin. Audioguide kostet extra.

  6. ;-) Ist ja leider so, dass sich das eh‘ herumspricht, egal ob man was sagt oder nicht ;-) Thema Ticket online anmelden gilt übrigens auch für die Moschee; Eintritt kostet zwar nichts, aber mit dem kostenlosen Online-Ticket geht’s eben an der Schlange vorbei.

  7. Franz, dafür kriegt die Frau jetzt gratis einen frisch gewaschenen Nikab? , früher musste man sich selber kümmern oder einen muffigen leihen
    Deine tollen 3D s wären einen Link schon wert.
    Und natürlich bist Du „schuld“, -:) sonst wären wir nicht wieder hier

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