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Omikron-Virusvariante macht Kreuzfahrten wieder komplizierter

Hohe Covid-19-Infektionszahlen in ganz Europa und die neue Virusvariante „Omikron“ machen die Kreuzfahrt im Winter 2021 wieder komplizierter und schwerer berechenbar. Was die veränderte Corona-Situation für Passagiere und Reedereien bedeutet, haben wir in diesem Beitrag zusammengefasst.

Hinweis: Ein Update zum 24. Dezember 2021 und weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserem Beitrag „Strengere Corona-Regeln und Einschränkungen in der Kreuzfahrt wegen Omikron-Variante“.

Hatte sich die Situation zuletzt im Sommer und Herbst 2021 etwas stabilisiert, werden Reisen und damit auch Kreuzfahrten wieder schwieriger, wenn auch nicht unmöglich.  

In unserem Beitrag „Was tun, wenn Impfpflicht oder Reisebeschränkungen die gebuchte Kreuzfahrt gefährden?“ sind wir bereits ausführlicher auf Reisebeschränkungen sowie notwendige Einreiseformulare für diverse Länder eingegangen, die Reisende in diesen Tagen beachten müssen.

Diese Einreisebedingungen verändern sich aktuell nun wieder häufiger und teils auch sehr kurzfristig. Empfehlenswert ist daher, sich bei Kreuzfahrten – und Pauschalreisen insgesamt – nicht auf Informationen des Reiseveranstalters allein zu verlassen, sondern immer wieder und bis zum Tag vor Beginn der Reise die aktuellen Vorschriften des Ziellandes zu prüfen.

Lassen Sie sich übrigens nicht verwirren: Omikron schreibt man im Deutschen mit „k“, im Englischen heißt es dagegen „Omicron“ mit „c“.

Kurzfristig veränderte Einreisebedingungen

Solange über die neue Omikron-Variante so wenig bekannt ist und auch noch unklar ist, wo und wie weit verbreitet diese Variante bereits ist, solange muss man mit sehr kurzfristigen Veränderungen und Einschränkungen rechnen.

So durften die Passagiere der MSC Magnifica beispielsweise vor einigen Tagen beim Hafenstopp in Southampton keine Landausflüge unternehmen – auch nicht in einer abgeschotteten „Bubble“ ohne Kontakt zu Einheimischen. Lediglich die Ein- und Ausschiffung von Passagieren war gestattet. Der Grund: Großbritannien hatte sehr kurzfristig die Regeln für Kreuzfahrten geändert.

Einreiseformulare mĂĽssen inzwischen fast immer vorab online ausgefĂĽllt werden. Airlines verlangen die Vorlage der Dokumentation dazu beim Check-in am Flughafen, weil sie ansonsten das Boarding verweigern mĂĽssen.

Auch werden die Einreiseformulare inzwischen von den Behörden deutlich konsequenter kontrolliert, sowohl im Ausland als auch bei der Rückreise nach Deutschland aus einem Hochrisikogebiet.

Bei allen Kreuzfahrten, insbesondere Fernreisen etwa in die Karibik mit Start- und Zielhafen in den USA, kann es sinnvoll sein, keine Vor- oder Nachaufenthalte an Land einzuplanen, sondern Flug und Kreuzfahrt im Pauschalreisepaket zu buchen. Die Kombination von Flug und Kreuzfahrt zu einem Pauschalpaket verlagert das Risiko auf den Reiseveranstalter, wenn es zu Veränderungen kommt, die eine Reise faktisch unmöglich machen.

Die Omikron-Variante führt aber auch dazu, dass Länder zunehmend weitere Corona-Tests nach der Einreise verlangen – Großbritannien aktuell beispielsweise bis spätestens zwei Tage nach der Ankunft im Land. Bereits bei der Einreise muss man einen Nachweis vorlegen, dass man einen entsprechenden PCR-Test gebucht hat. Allerdings – daher die Empfehlung, Vor- oder Nachaufenthalte zu vermeiden – entfällt eine solche Testpflicht bei direktem Transit vom Flughafen zum Kreuzfahrtschiff. Zumindest ist das aktuell (Stand: 2. Dezember 2021) in Großbritannien so.

Bei Fluganreise ist es sinnvoll, möglichst Direktflüge zu wählen und Anschlussflüge mit Stopps in Drittländern zu vermeiden. Zwar gilt für Transit meist eine Ausnahme von lokalen Vorschriften, aber im unangenehmsten Fall verhindern Einreiseregeln des Zwischenstopp-Landes, dass man sein Endziel erreichten kann.

VerfĂĽgbarkeit von Corona-Tests sicherstellen

Dringend beachten sollte man auch die Verfügbarkeit von eventuell notwendigen Corona-Tests, ob PCR oder Antigen, und jeweils zu den in den Einreisevoraussetzungen verlangten Fristen passende Test-Termine zu vereinbaren. Notfalls helfen hier nur noch die relativ teuren Schnelltests mit Termingarantie, beispielsweise an Flughäfen.

Anders als in Europa ist es in den USA übrigens nicht gängige Praxis, Corona-Tests direkt bei der Einschiffung durchzuführen. Typischerweise verlangen die Reedereien bei Abfahrten von US-Häfen wie etwa in Miami oder Fort Lauderdale, dass Passagiere ein negatives Testergebnis zur Einschiffung bereits mitbringen. Die Testmöglichkeiten direkt im Kreuzfahrtterminal sind nur sehr begrenzt, teuer und oft auch nur mit Voranmeldung möglich.

Ebenfalls zu beachten: Bei den vorab selbst zu organisierenden Tests werden gelegentlich – etwa bei Norwegian Cruise Line – nur Testergebnisse von bestimmten Test-Unternehmen akzeptiert. Für in Eigenregie organisierte Tests sollte man sich also vorab sehr genau erkundigen, welche Testergebnisse akzeptiert werden und wie als diese Tests maximal sein dürfen.

Unkalkulierbare Situation fĂĽr Ungeimpfte

Für Ungeimpfte wird die Situation indes immer schwieriger. Immer mehr Länder machen eine vollständige Impfung zur Voraussetzung für die Einreise oder erlegen Ungeimpften wesentlich umfassendere Testpflichten auf. Bei Kreuzfahrtschiffen gilt die Impfpflicht mit nur noch sehr wenigen Ausnahmen fast überall.

Eine halbwegs verlässliche Reiseplanung ist daher für Ungeimpfte kaum noch möglich. Zu groß ist das Risiko, dass eine bevorstehende Reise an neu eingeführten Impfpflichten oder praktisch unerfüllbaren Testauflagen scheitern könnte.

Auch für Familien mit ungeimpften Kindern könnte es bald noch schwieriger werden. Mit Disney Cruise Line führt in den USA bereits die erste Reederei eine Impfpflicht für Kinder ab zwölf Jahren ein, die ab 13. Januar 2022 gilt. Celebrity Cruises geht noch einen Schritt weiter: Bei Reisen ab US-Häfen gilt die Impfpflicht ab zwölf Jahren schon jetzt und ab 1. Februar 2022 will die Reederei bereits ab fünf Jahren eine Impfung verlangen.

Nervöse Behörden sorgen für unvorhersehbare Schwierigkeiten

Es erinnert zunächst ein wenig an die Anfänge der Covid-19-Pandemie: Schon ein einzelner Corona-Verdachtsfall an Bord der Hamburg reichte Ende November 2021 in Argentinien für ein zwischenzeitliches Anlaufverbot im Hafen von Puerto Madryn. Die Hamburg war zwölf Tage zuvor auf den zu Afrika gehörenden Kapverdischen Inseln. Auch wenn diese Inseln mehrere Tausend Kilometer von Südafrika entfernt liegen, löste die Sorge um ein mögliches Einschleppen der Omikron-Virusvariante die harte Reaktion der Argentinier aus.

Allerdings unterscheidet sich die Reaktion der Behörden auf den zweiten Blick dann doch von den Angangszeiten der Pandemie. Denn nach einem – negativ ausgefallenen – PCR-Test aller Passagiere und Crew-Mitglieder wurde 37 Passagieren regulär die Ausschiffung und Heimreise von Buenos Aires gestattet. Eine längere Blockade des Schiffs blieb aus. Inzwischen ist die Hamburg auf dem Weg nach Südgeorgien und in die Antarktis, der Hafen des argentinischen Ushuaia darf dabei angelaufen werden.

Der Vorfall zeigt, wie nervös lokale Behörden inzwischen durch das Aufkommen der Omikron-Variante wieder sind, nachdem sich die Lage für die Kreuzfahrt im Sommer sehr entspannt hatte und es kaum noch problematische Restriktionen über die üblichen Hygieneregeln hinaus gab.

Hohe Inzidenz-Zahlen an Land wirken sich auch auf Kreuzfahrt aus

Die sehr hohen Infektionszahlen in Deutschland und in vielen anderen, europäischen Ländern führen wieder zu mehr positiven Covid-19-Fällen auch an Bord von Kreuzfahrtschiffen. Impfpflichten und Coronatests vor der Einschiffung bieten – wie auch an Land – keine absolute Sicherheit, sodass bei hohen Fallzahlen an Land auch die Zahl der Infektionen ansteigt, die bei der Einschiffung unentdeckt bleiben.

Für Passagiere ist das kein Grund zur Besorgnis, da ein Kreuzfahrtschiff durch die strengen Infektionsschutz-Regeln und -Maßnahmen dennoch deutlich sicherer sein dürfte als ein Urlaub an Land. Dennoch steigt das Risiko, mit einem Infizierten in Kontakt zu kommen und daher womöglich als Kontaktperson identifiziert zu werden und deshalb in Quarantäne zu müssen.

Übrigens: Auch wenn in den Medien hin und wieder von einem „Corona-Ausbruch“ auf einem Kreuzfahrtschiff die Rede ist, handelt es sich dabei doch in der Regel nur um das Entdecken von Infizierten, die das Virus bereits bei der Einschiffung in sich trugen. Das sind also Fälle, in denen sich jemand kurz vor er Reise ansteckt, sodass der Corona-Test bei der Einschiffung noch nicht anspricht. Von einem Ausbruch kann man dagegen nur sprechen, wenn sich mehrere Menschen direkt an Bord infizieren – und das ist angesichts der aufwendigen Infektionsschutzmaßnahmen eher unwahrscheinlich und jedenfalls viel unwahrscheinlicher als irgendwo an Land.

Corona-Versicherungen werden wichtiger

In der Praxis bedeutet das Quarantäne-Risiko jedoch: Entsprechende Versicherungen zur Absicherung von Corona-Folgen abseits der medizinischen Versorgung gewinnen an Bedeutung. Denn eine Auslandskrankenversicherung deckt zwar typischerweise die medizinischen Kosten einer Corona-Infektion ab, meist auch den Krankenrücktransport. Nicht abgedeckt sind jedoch Kosten, die beispielsweise durch eine Quarantäne-Unterbringung in einem Hotel oder durch Corona-Maßnahmen bedingte Umbuchung des Rückflugs entstehen. Siehe dazu auch unteren Beitrag „Am Kreuzfahrtschiff positiv auf Covid-19 getestet: Wie geht’s weiter?“

Einige Reedereien wie beispielsweise Costa oder TUI Cruises vermitteln solche Versicherungen direkt bei Buchung der Kreuzfahrt. MSC Cruises bietet eine solche Versicherung nicht nur an, sondern verpflichtet seine Passagiere auch zu einer entsprechenden Absicherung. Ansonsten decken Reiseversicherer die entsprechenden Risiken ĂĽber ein Zusatzpaket zur bestehenden ReiserĂĽcktritt- und Reiseabbruch-Versicherungen ab. Beim ADAC gibt es auch eine entsprechende Jahrespolice.

Sehr empfehlenswert ist, die Versicherungsbedingungen genau zu prüfen, denn oft decken diese Versicherungen nicht alle relevanten Risiken ab. Und teils gilt der Versicherungsschutz nicht bei Reisen in Hochrisikogebiete. Letztere weist das Auswärtige Amt jedoch jetzt im Winter wieder vermehrt aus, weil auch im restlichen Europa die Infektionszahlen deutlich ansteigen.

Omikron gefährdet Südafrika-Kreuzfahrten

Kreuzfahrten mit Hafenstopps in Afrika und insbesondere Südafrika stehen auf der Kippe oder sind bereits abgesagt. Norwegian Cruise Line hat die Südafrika-Reisen der Norwegian Jade in diesem Winter aus dem Programm genommen. Die Europa von Hapag-Lloyd Cruises läuft auf der aktuellen Reise keine südafrikanischen und namibischen Häfen an und fährt stattdessen direkt nach Mauritius.

Andere warten noch ab oder lassen Hafenstopps in Südafrika ausfallen – auch, um das Risiko zu vermeiden, bei nachfolgenden Hafenstopps in anderen Ländern nicht abgewiesen zu werden. Lediglich MSC Cruises bleibt bei seinen Südafrika-Plänen – allerdings werden diese Kreuzfahrten auch ausschließlich in Südafrika vermarktet. Update: MSC hat für diese Reise nun eine Impfpflicht eingeführt und verlangt ein negatives PCR-Testergebnis bei der Einschiffung.

Fazit: entspannte Kreuzfahrt – wenn man es erstmal bis aufs Schiff geschafft hat

Wer in diesen Zeiten auf Kreuzfahrt geht, genießt einerseits einen Urlaub auf zumeist hohem Niveau mit selten zuvor erlebter Servicequalität. Eine Kreuzfahrt ist gerade in diesen Zeiten eine relativ sichere Urlaubsform. Kann man gedanklich die Maskenpflicht und andere Corona-Regeln ausblenden, genießt man einen recht unbeschwerten Urlaub und entkommt für ein paar Tage der winterlichen Corona-Tristesse zu Hause.

Auf der anderen Seite ist eine Kreuzfahrt – wie Reisen derzeit insgesamt – derzeit mit relativ viel Bürokratieaufwand verbunden. Im Vorfeld ist zudem viel Recherche und Aufmerksamkeit erforderlich, um keine der Reisevorschriften zu übersehen. Hinzu kommen die kurzfristigen Änderungen, die man im Auge behalten und gegebenenfalls recht schnell reagieren muss.

3 Kommentare

Ăśber den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

3 Gedanken zu „Omikron-Virusvariante macht Kreuzfahrten wieder komplizierter“

  1. @Peter Borowsky: Vergangene Woche fand die Route statt, allerdings waren in Southampton keinerlei Landgänge möglich. Es steht zu vermuten, dass das auch auf den folgenden Reisen so sein dürfte. MSC informierte die Passagiere, dass eine neue Regelung der britischen Regierung das verbiete. Verifizieren konnte ich das bislang nicht, es klingt aber plausibel, nachdem die Briten zum gleichen Zeitpunkt ihre Einreiseregeln deutlich verschärft haben und eine Einreise in das Land generell nur noch mit einer kurzen Quarantänephase möglich ist – nämlich bis das Ergebnis eines verpflichtenden PCR-Tests vorliegt, de innerhalb der ersten zwei Tage nach Einreise durchgeführt werden muss. Das gilt selbst für Briten, nicht nur für Ausländer. Lediglich direkter Transfer ist gestattet – also Flug-Umsteiger oder Ausschiffung vom Schiff und direkter Transfer zum Flughafen bzw. umgekehrt.

  2. Ich bin seit nun 11 Tagen auf der Karibiktour von Bremerhaven und zurück. Wenn man es an Bord geschafft hat und die Maskenpflicht nicht als störend empfindet(bei mir der Fall – gibt halt noch mehr Sicherheitsgefühl) ist es wirklich eine sehr entspannte & privilegierte Reiseform. :-)

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