Ägypten, wie es einem sofort in den Sinn kommt: Pharaonen, Mumien, Pyramiden, die Sphinx von Gizeh. Beim Hafenstopp der MSC Splendida in Sokhna fahren wir nach Kairo und sehen uns an, was man dort und in Gizeh eben gesehen haben muss. Überraschend und erfreulich: Die Händler rund um die Touristenattraktionen sind wesentlich freundlicher und weniger aggressiv als ich das bei meinem letzten Ägyptenbesuch vor knapp 15 Jahren erlebt hatte.
Wir legen mit der MSC Splendida in dem relativ neuen, riesigen, ägyptischen Hafen Sokhna an. Der Hafen liegt mitten im Nichts, rundherum ist nur Wüste, sodass es für diesen Hafenstopp zur zwei Optionen gibt: An Bord bleiben oder einen organisierten Ausflug buchen.

Wir fahren die gut zwei Stunden – plus etwa eine halbe Stunde inklusive diverser Kontrollpunkte bis zum Ausgang des Hafengeländes – mit dem Bus rund 130 Kilometer in die antike Stadt Fustat, heute ein Stadtteil Kairos. Dort liegt das 2017 eröffnete, neue Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation, unter anderem mit einer großartigen Ausstellung von Pharaonen-Mumien.

Nur 20 Kilometer weiter kommen wir nach Gizeh mit den drei großen Pyramiden und der geheimnisumwitterten Großen Sphinx.

Während der Fahrt durch Kairo lohnt sich immer ein Blick aus dem Busfenster. Die Widersprüchlichkeit dieser 22-Millionen-Stadt zwischen ambitionierten Neubauprojekten, Slums und arabisch-exotischem Straßenleben erschließt sich dabei recht schnell.









Das Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation in Kairo
Das alte Ägyptische Museum platzt aus allen Nähten. Deshalb gibt es inzwischen auch gleich zwei neue, große Museen, die für Entlastung sorgen: Das neue Grand Egypt Museum und das Nationale Museum für ägyptische Zivilisation. Das Grand Egypt Museum ist explizit als Ergänzung zum alten Ägyptische Museum gedacht, aber seit 20 Jahren in Bau und immer noch nicht eröffnet.

22 Mumien von Pharaonen und Pharaoninnen hat das alte Ägyptische Museum dagegen 2022 schon an das neue Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation im Stadtteil Al-Fustat abgegeben. In einer weltweit aufsehenerregenden Prozession waren die Pharaoninnen und Pharaone am 3. April 2022 zum neuen Museum geleitet worden – ganz nach historischem Vorbild, als verstorbene Pharaonen in aufwändigen Trauerzügen zu ihren Grabstätten geleitet wurden.
In der Endausbaustufe soll das Museum auf einer Fläche von 23.000 Quadratmetern 50.000 Ausstellungsstücke aus allen Phasen der ägyptischen Kulturgeschichte von der Vorgeschichte über die pharaonische und griechisch-römische Zeit, die koptische und islamische Epoche bis hin zum heutigen Ägypten umfassen. Aber schon in der aktuellen Stufe gibt das Museum einen modern aufbereiteten Einblick in die verschiedenen Epochen ägyptischer Kulturgeschichte – ohne einen dabei mit zu vielen Ausstellungsstücken zu erschlagen und zu überfordern.




Das Prunkstück des Museums ist die Halle der königlichen Mumien mit einer Ausstellung der Mumien der alten Könige und Königinnen des pharaonischen Ägyptens von der 17. bis zur 20. Dynastie, darunter die der Pharaonen Seqenenre Taa II, Thutmosis I. bis IV., Ramses II. bis VI. und IX. sowie der Pharaonin Hatschepsut. Fotografieren ist in diesem Bereich de Ausstellung streng verboten.
Von besonders großer Bedeutung ist die Mumie Ramses II., auch Ramses der Große genannt, der 66 Jahre lang über Ägypten geherrscht hatte und sein zu Frieden und Wohlstand geführt hatte. Von ihm stammen auch die beiden Tempel von Abu Simbel.
Pyramiden und Sphinx von Gizeh
Nahe Kairo, acht Kilometer südwestlich der Stadt Gizeh im Niltal stehen die vielleicht bekanntesten Bauwerke der Welt: die Pyramiden von Gizeh und die geheimnisvolle Große Sphinx von Gizeh. Gebaut wurden die Pyramiden von etwa 2060 bis 2500 vor Christus in der 4. Dynastie des ägyptischen Alten Reichs.

Die Pyramide des Pharaos Cheops, die „Große Pyramide“, ist tatsächlich knapp die größte der drei: Ursprünglich 146,6 Meter ist die heute noch 138,75 Meter hoch.

Die mittlere der drei großen Pyramiden, die Chephren-Pyramide, war mit 143,5 Metern, heute 136,4 Meter, nur unwesentlich kleiner. An ihrer Spitze kann man noch die ursprüngliche Verkleidung mit Kalksteinplatten erkennen.

Die Mykerinos-Pyramide, vor der drei kleinere Königinnen-Pyramiden stehen, ist dagegen deutlich kleiner, nämlich ursprünglich 65 Meter hoch. Weil Fotos aber oft aus der Perspektive mit ihr im Vordergrund entstehen, wirkt sie auf Bildern oft fast genauso groß wie die anderen beiden.








Die Große Sphinx von Gizeh stellt ein Fabelwesen mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Menschen dar. Erbaut wurde sie wahrscheinlich um 2500 vor Christus in der 4. Dynastie während der Herrschaft von Pharao Chephren, herausgemeißelt aus einem einzigen Kalksteinblock. Die Sphinx ist 73,5 Meter lang und 20 Meter hoch, wirkt aber im Umfeld der großen Pyramiden überraschend klein.




Die Nase (und der Kinnbart) der Sphinx sind abgebrochen – etwas, das einen unweigerlich beschäftigt, wenn man die Sphinx mit ihrem geheimnisvollen Blick ansieht. Wall und warum die Nase abgebrochen ist, weiß man nicht genau. Es wird aber angenommen, dass die Nase der Großen Sphinx in der Antike abgebrochen wurde, möglicherweise während der Zeit des ägyptischen Neuen Reiches (circa 1550-1070 vor Christus). Einige Historiker vermuten, dass sie die Sphinx während einer Zeit des religiösen Umbruchs absichtlich verunstaltet wurde, während andere annehmen, dass sie durch natürliche Erosion oder Vandalismus beschädigt wurde.
Wozu die Sphinx erbaut wurde und welche Bedeutung sie im alten Ägypten hatte, ist noch immer ein großes Rätsel. Vermutet wird ein Zusammenhang mit der Verehrung des Sonnengottes Ra, der als ein wichtiges Symbol der altägyptischen Kultur und Mythologie gilt.
Rund um die Pyramiden von Gizeh
Aber über die Entstehung und Bedeutung der Pyramiden und der Großen Sphinx von Gizeh will ich hier nicht weiter referieren. Das können die zahllosen TV-Dokumentationen deutlich besser und anschaulicher. Interessanter finde ich an dieser Stelle, wie sich dieser touristische Hotspot heute präsentiert.
Zuletzt war ich zum Jahreswechsel 2008/2009 in Gizeh, damals mit der Norwegian Jade von Alexandria aus. Das Erlebnis damals hatte mir die Lust auf mehr Ägypten gründlich verdorben. Die aufdringlichen bis aggressiven Händler machten es schwer, sich auch nur wenige Schritte zu bewegen, ohne sich ihrer „Angebote“ zu erwehren. Und selbst die Polizei und offiziellen Aufseher bei den Pyramiden auf ihren Kamelen hielten bei jeder Gelegenheit unmissverständlich die Hand auf, sobald man seine Kamera auch nur ungefähr in ihre Richtung bewegte.

Das hat sich, subjektiv bei meinem Ausflug empfunden, sehr deutlich verbessert. Händler preisen ihre Souvenirs zwar noch aktiv an, aber belästigt, beleidigt oder gar angefasst werden Touristen meiner Beobachtung nach nicht mehr. Selbst die Kamelreiter, die Geld möchten, wenn man sie und ihre Tiere ablichtet, sind freundlicher und weniger aggressiv als ich das in Erinnerung hatte – und legitim ist es ja allemal, dass Fotos mit ihnen nicht kostenlos sind, schließlich verdienen sie ihren Lebensunterhalt damit.

Insofern präsentierte sich Ägypten dieses Mal deutlich sympathischer, auch wenn sich unser großartiger Guide Mustafa peinlich berührt für sein Land entschuldigte, als wir auf dem Rückweg an einem Kontrollpunkt ohne ersichtlichen Grund von der Polizei, zusammen mit rund zehn anderen Bussen, für fast eine halbe Stunde aufgehalten wurden, bevor es zurück zum Schiff gehen konnte. Auf diese Art von Behördenwillkür oder Bürokratie sollte man sich auf dieser Fahrtroute im Roten Meer einfach einstellen und diese Situationen mit Gelassenheit über sich ergehen lassen.