Erst seit November 2022 dürfen Nicht-Muslime überhaupt nach Medina reisen – es ist die zweitheiligste Stadt für Moslems. Auf unserem Ausflug vom Hafen in Yanbu aus besuchen wir dort vor allem zwei der bedeutendsten Moscheen der Welt: die Prophetenmoschee (Masjid an-Nabawi) und die Quba-Moschee, letztere die älteste der Welt.
Es ist eine dreistündige Busfahrt vom Hafen in Yanbu, wo die MSC Splendida festmacht – 250 Kilometer durch eine überraschend grüne Wüste mit Gras und vereinzelten, niedrigen Bäumen. In Richtung Medina wird die Landschaft zunehmend gebirgig. An der Küste nahe Yanbu finden sich dagegen vor allem Ölraffinerien und ein großes Kraftwerk.
Auch die Hafenstadt Yanbu selbst wäre eigentlich sehenswert, auch wenn es auf den ersten Blick nur wie ein Öl- und Industriehafen wirkt, wenn man mit dem Schiff dort ankommt. Yanbu gilt als eine der ältesten durchgehend besiedelten Orte in der arabischen Welt. Die historische Altstadt ist restauriert und in einem der Häuser soll der legendäre Lawrence von Arabien, Thomas Edward Lawrence, von 1915 bis 1916 residiert haben.
Aber Medina hat als Ausflugsziel einen ganz besonderen Reiz: Erst seit wenigen Monaten dürfen Nicht-Muslime überhaupt nach Medina reisen. Die Stadt ist nach Mekka die zweitwichtigste Pilgerstätte des Islam. Auch wenn die An- und Abfahrt lang ist: Der Reisebus ist bequem und modern und eine Stadt zu sehen, die zuvor kaum ein Ungläubiger je besuchen durfte, ist reizvoll genug, um das auf sich zu nehmen.
Die Moschee des Propheten in Medina
Wir sehen in Medina vor allem die riesige Moschee des Propheten …
… und ein benachbartes Museum, das die Entstehungsgeschichte der Moschee seit den Zeiten Mohammeds bis heute in vielen, großen Modellen und multimedial präsentiert.
Bis zum Eingang des weitläufigen Moschee-Geländes dürfen wir als Ungläubige gehen, fotografieren ist nur mit dem Handy erlaubt – aber immerhin.
Bis zu 1,3 Millionen Menschen können hier gleichzeitig beten, die Dimensionen sind beeindruckend. Rund um die Moschee stehen die teuersten Hotels für die wohlhabendsten Pilger, weiter entfernt die günstigeren Unterkünfte.
„Al-Masjid An-Nabawi“ lautet der arabische Name der Moschee des Propheten. Sie ist die Begräbnisstätte des Propheten Mohammad und die zweitwichtigste islamische Pilgerstätte nach der Großen Moschee Masjid al-Haram in Mekka. Der Prophet selbst soll die Al-Masjid An-Nabawi gleich neben seinem Haus gebaut habe, nachdem er im Jahr 622 (nach Christus) nach Medina gezogen war.
Einen Blick werfen wir auch auf die kleine, nebenan liegende Moschee Al-Ghamamah. Der Sage nach soll Prophet Mohammed diese Moschee an der Stelle errichtet haben, an der er ein besonderes Gebet für Regen in einer Trockenperiode in Medina gebetet hat. „Ghamamah“ bedeutet Wolke.
Das Mittagessen „mit lokalen Gerichten“ ist leider enttäuschend, das Lokal ägyptisch, …
… die Vorspeise mit Salat, Fladenbrot und einer würzigen, Hummus-artigen Creme lecker, die Suppe fad, das Hauptgericht aber wie ein Tiefkühlfertiggericht und jedenfalls nicht landestypisch – da sollte MSC den Vertragspartner für diesen Ausflug zum Nachbessern drängen.
Quba – die älteste Moschee der Welt
Vor der Rückfahrt nach Yanbu zum Hafen besuchen wir noch kurz – ebenfalls von außen – die älteste Moschee der Welt, die Quba-Moschee am südlichen Stadtrand Medinas.
Der Prophet Mohammed soll den Grundstein für die Moschee gelegt haben. Der heutige Bau stammt aus dem 20. Jahrhundert, 1986 erbaut und 2013 noch einmal erweitert für nun bis zu 20.000 Gläubige gleichzeitig. Bei den Um- und Neubauten soll aber der ursprüngliche Baustil beibehalten worden sein. Jedenfalls stand an derselben Stelle der islamischen Überlieferungen zufolge die älteste Moschee der islamischen Welt.
Das Gebet in der Quba-Moschee im Rahmen einer Pilgerreise nach Medina soll für Muslime einem Drittel einer „Umrah“ entsprechen. Die Umrah ist – neben der einmal im Leben verpflichtenden Haddsch – eigentlich eine Pilgerreise nach Mekka, die aber zu jeder Zeit im Jahr stattfinden kann, nicht zwingend in einem bestimmten Zeitraum im islamischen Kalender.
An der Quba-Moschee gibt es auch einen relativ großen Laden mit Souvenirs und auch: Datteln. Die besten sollen aus der Region Medina stammen – und sind hier in der besten Qualität deutlich günstiger als in Deutschland.
Medina und Saudi-Arabien – zwischen Tradition und Moderne
Bei einem Besuch in Medina versteht man besser, wie schnell Saudi-Arabien sich der westlichen Welt öffnet – und was für große Schritte das für diese Gesellschaft in nur ganz kurzer Zeit bedeutet. Es ist nicht alles gut in Saudi-Arabien, aber die Geschwindigkeit, wie sich das Land verändert, verdient dann doch einen gewissen Respekt, wie ich meine.
Einerseits ist Medina die zweitwichtigste Pilgerstätte der islamischen Welt und entsprechend religiös und eher konservativ geprägt.
Zutritt zur riesigen Moschee des Propheten haben nach wie vor nur gläubige Muslime. Touristen dürfen vom Eingang des weitläufigen Geländes hineinschauen und zumindest mit dem Handy fotografieren. Erst seit November 2022 dürfen Ungläubige aber überhaupt erst nach Medina reisen (so wie in Mekka bis heute).
Andererseits gibt es selbst hier nur noch an den zwei der drei wichtigsten Moscheen der Moslems (die wichtigste ist die in Mekka) die Pflicht zur Abaya und Hijab (Kopfschal) für Frauen, Niqab oder Burka ohnehin nicht. Abseits der beiden Moscheen ist das schon seine vielen Jahren Vergangenheit. Frauen kleiden sich, wie sie möchten, viele dennoch mit Kopftuch und/oder Abaya, mit verhülltem Gesicht, viele aber eben auch ganz offen und westlich.
Unsere Reiseführerin hat in den USA studiert, als eine von 200.000 innerhalb von zehn Jahren, finanziert vom saudischen Königshaus. Die begabtesten Studenten bekamen ein solches Stipendium, unabhängig, ob Mann oder Frau, wie sie sagt. Englisch wird ab dem Kindergarten gelehrt, dritte Fremdsprache in der Schule ist Chinesisch.
Öl ist noch die wichtigste Einnahmequelle, gefolgt von religiösem Tourismus nach Mekka und Medina sowie der Handel mit Datteln, von denen die besten rund um Medina gedeihen. Doch ausländischer, nicht-religiöser Tourismus soll schnell wachsen, das Land lernt dazu, verbessert, treibt das Projekt vehement voran.
Ich will und kann an dieser Stelle natürlich nicht alle Probleme, Fortschritte, Kritikpunkte und Sichtweisen zu Saudi-Arabien analysieren – cruisetricks.de bleibt eine Reise-Website. Angesprochen habe ich das Thema ja auch schon im Startbeitrag zu dieser Reise mit der MSC Splendida im Roten Meer.
Aber es war spannend, sich dieses Land mit eigenen Augen anzusehen, mit Menschen zu sprechen, zumindest einen kleinen Einblick in den Alltag und das öffentliche Leben zu bekommen. Es ist wie so oft: Vieles ist etwas anders, als man es sich vorstellt und die Menschen, ganz persönlich, sind eben genau das: Menschen – in Saudi-Arabien nach meinem Erleben sogar besonders freundliche und herzliche Menschen, mindestens so neugierig auf uns Fremde wie wir auf sie und ihr Land.