Die Überlebenden wurden nach New York gebracht, die Toten nach Halifax: Der Untergang der Titanic hat in Halifax seine Spuren hinterlassen, auf die ich mich heute begeben habe.
Der erste Gedanke, nachdem die Titanic 1912 ihre schicksalhafte Begegnung mit dem Eisberg hatte: das havarierte Schiff nach Halifax schleppen. Dass daraus nichts wurde, war schnell klar. Schiffe, die zur Hilfe eilten, konnten zumindest einige Überlebende aus dem Rettungsbooten retten, vor allem aber mussten sie Leichen bergen.
Auf drei Friedhöfen in Halifax sind zahlreiche Titanic-Opfer beerdigt. Ich habe mir ein Fahrrad gemietet und bin zum konfessionsübergreifenden Fairview Lawn Cemetery und zum katholischen Mount Olivet Cemetery geradelt. Den jüdischen Friedhof den hebe ich mir für meinen nächsten Halifax-Besuch auf.
Mount Olivet Cemetery
Nur einige, wenige Gräber finden sich am Mount Olivet Cemetery, darunter aber eines der interessantesten: John Frederick Preston Clarke war Bassist der berühmten Band der Titanic, die bis zum bitteren Ende an Bord aufspielte.
Außerdem liegt hier mit Servando Ovies einer der relativ wenigen Opfer unter den First-Class-Passagieren der Titanic.
Fairview Lawn Cemetery
Auf dem Fairview Lawn Cemetery liegen die meisten Opfer. Vor allem steht hier aber das Grabmal für das unbekannte Kind, dessen Leiche 95 Jahre lang nicht identifiziert wurde. Erst jüngst konnte das beim Untergang der Titanic 18 Monate alte Kind anhand von DNA-Analysen im Vergleich mit Nachfahren der Verwandten als Sidney Leslie Goodwin aus Großbritannien identifiziert worden.
Bis heute legen Menschen Teddybären und Blumen an seinem Grabmal nieder.
Maritime Museum of the Atlantic
Faszinierend: Ausgerechnet die Kinderschuhe von Sydney Goodwin sind erhalten und befinden sich heute im Maritime Museum of the Atlantic (Eintritt: $CAN 9.55, geöffnet: 9:30 – 17:30 Uhr).
Natürlich bin ich am Nachmittag auch ins Museum gegangen und habe mir dort die Titanic-Ausstellung angesehen. Wer ein wenig in die Welt der Titanic eintauchen will, findet hier viele Details und Geschichten von Opfern und Überlebenden sowie einige Original-Gegenstände von der Titanic.
Da ist zum Beispiel ein Liegestuhl (auf einer Nachbildung kann man auch selbst probesitzen), Teile der Holzverzierung der Prachttreppe es Schiffs, ein kleiner Schrank und Ähnliches.
Stadtbummel durch Halifax – und noch mehr Titanic-Spuren
Damit ich nicht von Halifax wegfahre, ohne von der Stadt selbst etwas zu sehen, habe ich mich einer “Free Walking Tour” angeschlossen, auf der uns unsere Führerin rund 1,5 Stunden von der beeindrucken Zitadelle aus durch die Innenstadt begleitete.
Und natürlich stolpere ich auch hier wieder über Spuren des Titanic-Untergangs: In der St. Paul’s Church gibt es eine kleine Ausstellung mit einigen Dokumenten von damals. In der Kirche wurde 1914 ein Gedenkgottesdienst für die Opfer abgehalten.
Witziges Detail in Halifax: Der historische Uhren-Turm am Fuße der Zitadelle von Halifax wurde einst errichtet, um die notorische unpünktliche Bevölkerung der Stadt zu mehr Pünktlichkeit zu erziehen. Oder den Leuten zumindest die Ausrede zu entziehen, sie hätten nicht gewusst, wie spät es schon sei. Denn die große Uhr des Turms war damals von der ganzen Stadt aus gut sichtbar.
Die Liegestühle auf der Queen Mary 2 sehen wohl nicht zufällig fast so aus wie die auf der Titanic :-)
http://travellan.de/wp/wp-content/uploads/2017/09/qm2_wp_web-00486.jpg