Es ist so weit: Wir gehen auf die Queen Mary 2 und verlassen Southampton und damit Europa in Richtung Amerika. Für gut sechs Tage werden wir nur Sonne, Wolken und Wellen sehen, hoffentlich keinen Regen oder Sturm, vielleicht aber hin und wieder ein anderes Schiff am Horizont.
Alle drei Cunard-Queens sind heute gleichzeitig in Southampton: Queen Mary 2, Queen Elizabeth und Queen Victoria. Beinahe verpassen wir die Queen Victoria – sie passiert die QM2 gerade, als dort die letzten Minuten der Rettungsübung laufen. Ein paar Fotos schaffen wir noch in letzter Minute.

Als uns die Queen Elizabeth passiert, sind dagegen nahezu alle Passagiere beider Schiffe an Deck, ein Glas Champagner, Bier oder einen Cocktail in der einen Hand, Handy oder Kamera in der andere. Irgendwie schaffen es die Menschen dennoch, zur Queen Elizabeth hinüber zu winken. Die Kapitäne tauschen Grüße per Schiffshorn aus.

Von dem Schiff, mit dem wir den Atlantik überqueren werden, der Queen Mary 2, werden wir erst in New York Fotos machen können – mangels Hafenstopp fehlt dazu vorher einfach die Gelegenheit.

In aller Ruhe genießen wir zum Sonnenuntergang vor dem Dinner ein Glas Sekt auf unserem Balkon mit einem letzten Blick auf Land.

Aber vor dem Auslaufen und dem Abschiedssekt: die Rettungsübung …
Rettungsübung damals und heute
Bei der Rettungsübung wird besonders deutlich, wie sehr sich eine Reise über den Atlantik, respektive Kreuzfahrten, verändert haben. Zwar gab es Rettungsübungen schon vor hundert Jahren, aber wirklich ernst nahmen das damals bestenfalls die besonders Ängstlichen unter den Passagieren. Freilich gibt es auch heute Zeitgenossen, die glauben, über solchen Firlefanz erhaben zu sein und demonstratives Desinteresse an den Tag zu legen.

Erstaunlicherweise nehmen alle Passagiere auf der Queen Mary 2 rund um uns herum die Rettungsübung sehr gelassen. Kameras und Handys sind während der Übung tabu, die Crew muss während der Übung aber nicht einmal aktiv werden, die Leute halten sich von selbst an die Regeln.
Ziemlich amüsant lesen sich da die Erzählungen aus früheren Zeiten. Thomas Mann beschreibt das so: „Auf der schwarzen Tafel, die auf dem Treppenvorplatz über dem Speisesaal steht und der öffentlichen Mitteilung dient, lasen wir heute Morgen auf Englisch, die Passagiere möchten sich um elf Uhr mit ihren Schiffskarten an den nummerierten Bootsplätzen einfinden, zur Instruktion für den Notfall durch den betreffenden Offizier. Ich habe nicht gesehen, ob andere der Order gefolgt sind, aber wir haben uns jedenfalls nach der Bouillon, die um diese Zeit von den Weißjacken herumgereicht wird, zum Stelldichein aufgemacht, denn der Notfall interessiert mich in all dem übertünchten Komfort, der es darauf anlegt, den Ernst der Lage in Vergessenheit zu bringen.“
Wer heutzutage versuchen würde, die Rettungsübung zu schwänzen, würde zu einem Nachtermin zitiert. Und die Rettungsübung findet vor Abfahrt des Schiffs statt, nicht irgendwann während der Reise.
René Goscinny amüsiert sich köstlich darüber, dass die erste Veranstaltung an Bord ausgerechnet darin besteht, die Landratten“ zu demonstrieren, wie man das Schiff im Katastrophenfall verlässt. Und: „Die ‚Weitgereisten‘ haben sofort beschlossen, an der Übung nicht teilzunehmen, mit ihrem verächtlichen Lächeln wollen sie offenbar andeuten, dass sie im Falle eines Schiffbruchs nicht gewillt sind, sich von der Panik anstecken zu lassen und sich an dem Gerangel um den Platz in einem Rettungsboot zu beteiligen.“
Heute, da die Teilnahme an der Rettungsübung Pflicht ist, demonstriert man Weltgewandtheit, indem man übermäßig früh (oder besonders spät) an der Musterstation auftaucht und sich die besten Sitzplätze sichert, solange noch welche vorhanden sind. Wer also unerfahren – eigentlich pünktlich – kommt wundert sich, warum alle Sitzplätze schon belegt sind.
Aber auch hier ist das Publikum und die Gegebenheiten auf der Queen Mary 2 wohltuend anders. Und vor allem gibt es an unserer Musterstation im Restaurant genug Sitzplätze für alle.
Was mich mal interessieren würde, ob denn auch Hunde auf der Transatlantikreise mit an Bord sind – und ob es noch die speziellen „Gassiwege“ gibt? Gute Reise
Christian
@Christian: Sorry, habe Deinen Kommentar leider erst jetzt gesehen … Die Hundekäfige waren ausgebucht, 22 Hunde aller Größen an Bord. Die Tiere sind an derselben Stelle wie früher untergebracht, ganz oben hinten inklusive einem Indoor-Bereich für Frauchen/Herrchen und Hund sowie einem (relativ kleinen) Außenbereich zum Gassigehen.