Auf diesen Moment freut man sich während der ganze Reise: die morgendliche Einfahrt mit der Queen Mary 2 nach New York, unter der mächtigen Verrazzano Narrows Bridge hindurch, mit Blick auf die Skyline Manhattans und die Freiheitsstatue.
Die Queen Mary 2 fährt ziemlich genau um 5 Uhr morgens noch bei Dunkelheit und leicht nebliger Schwüle unter der Verrazzano Narrows Bridge hindurch, die sich über die Hafeneinfahrt spannt und die New Yorker Stadtteile Brooklyn und Staten Island verbindet. Bis 2018 hieß die Brücke aufgrund eines offiziellen Schreibfehlers übrigens rund 50 Jahre lang „Verrazano Narrows Bridge“ mit nur einem „z“. Benannt ist sie nach dem Seefahrer Giovanni da Verrazzano.
Bei der Planung der Queen Mary 2 wurde diese Brücke besonders berücksichtigt: Das Schiff musste niedrig genug sein, um unter ihr hindurch zu passen. Und so hat die Queen Mary 2 einen gerade noch ausreichenden Spielraum von etwa vier Metern nach oben. Von der Perspektive des Promenadendecks aus wirkte es jedoch, als sei das Schiff viel zu hoch – ein faszinierender Anblick.
Zunächst fährt die Queen Mary 2 auf die Freiheitsstatue zu, dreht dann nach Steuerbord in den East River zwischen Manhattan und Brooklyn hinein, sodass die Skyline von New Jersey City an Backbord, die Skyline von Manhattan zunächst an Steuerbord, dann vor dem Bug und schließlich ebenfalls an Backbord erscheint.
Vor dem Anlegen am Brooklyn Cruise Terminal dreht das Schiff um 180 Grad. Den Blick auf Manhattan und die Freiheitsstatue haben nach dem Anlegen, wenn es draußen hell wird, die Passagiere mit Kabine an Steuerbord.
Wer die Einfahrt miterleben will, muss früh aufstehen. Aber das lohnt sich – vor allem, wenn man die Kamera in der Kabine lässt (für wirklich brauchbare Fotos ist es ohnehin zu dunkel) und den Moment des Einlaufens einfach auf sich wirken lässt; den frühen Geräuschen im New-Yorker-Hafen zu lauschen, beispielsweise dem Klang der Glocken an den Bojen; die rasch vorbeifahrenden Staten-Island-Fähren beobachtet und sich über Mitreisende wundert, die im Dunklen versuchen, Handy-Selfies von sich und der Freiheitsstatue zu machen.
Ankunft in New York in historischen Zitaten
Natürlich haben auch meine historischen Protagonisten einiges über die Ankunft in New York zu berichten gehabt.
Der kommunistisch eingestellte Egon Erwin Kisch beschreibt die Einfahrt nach New York mit nur wenig verhohlener Verachtung für den amerikanischen Kapitalismus: „Rechter Hand eine Lichterreihe: Coney Island, wie man erfährt, linker Hand Staten Island. Kaugummi-Reklame grüßt elektrisch, bewegt und eindringlich: »Wrigley’s here, Wrigley’s there, Wrigley’s everywhere«. Ebenso die »Statue der die Welt erleuchtenden Freiheit«. Man sieht sie zuerst im Profil, die Fackel weit von sich gestreckt, vom Sockel aus fällt ein Scheinwerfer auf ihre lückenlos durch ein faltiges Gewand verhüllte Gestalt. Vor nicht allzu langer Zeit fuhr ganz New York hierher, wenn jemand gehängt wurde. Der Galgen ist abgeschafft, der elektrische Stuhl steht in Sing Sing und auf Bedloe Island die Freiheitsstatue. Und schon: steuerbords die Südspitze des Eilands Manhattan mit den Wolkenkratzern! Mit diesen Wolkenkuckucksheimen der amerikanischen Realität!“
Aber auch Thomas Mann hat durchaus einige kritische Worte für New York: „Schon hebt im Dunst der Ferne eine vertraute Figur, die Freiheitsstatue, ihren Kranz empor, eine klassizistische Erinnerung, ein naives Symbol, recht fremd geworden in unserer Gegenwart.“
Man kann die Einfahrt nach New York aber auch ohne solche Gedanken einfach genießen …
René Goscinny schließlich schreibt in den Schlussbemerkungen zu seinem Buch: „Wahrscheinlich werden Ozeanüberquerungen mit Fahrgastschiffen bald der Vergangenheit angehören. Niemand wird mehr die Geduld aufbringen, eine Reise von mehreren Wochen zu unternehmen, wenn er die gleiche Entfernung in wenigen Stunden zurücklegen kann. Und dann werden wir wohl auch nie wieder die einzigartige Schönheit eines Ozeandampfers bewundern können, der im Glanze seiner Lichter im Hafen liegt.“
Gut, dass Goscinny sich da geirrt hat. Zwar gibt es mit der Queen Mary 2 nur noch ein Schiff, dass zeitweise als Ocean Liner auf der Route von Southampton nach New York und zurück unterwegs ist, das aber sehr erfolgreich.
Vorausgegangen war ein ereignisarmer Tag 6 …
Der aufmerksame cruisetricks.de-Leser wird festgestellt haben: In meinem Reisetagebuch fehlt der Eintrag für Tag 6. Der Grund ist einfach: Es war ein wunderbar ereignisloser Tag auf See, den ich mit ein wenig Sport im Fitness-Studio und Entspannung im Spa verbracht habe, an dem ich ein paar Seiten in meinem Buch weite gekommen bin, auf einem der Liegestühle am Promenadendeck und an dem ich letzte Fotos gemacht und Details recherchiert habe.
Einzig ungewöhnlich waren die gut zwei Stunden, in denen die Queen Mary 2 mit technischen Problemen am Antrieb zu kämpfen hatte. Letztlich wurden die Probleme offenbar behoben und wir fuhren weiter – keine große Sache offenbar.
New York, New York
Aber zurück nach New York. Nach unserer Ankunft fahren wir mit der Fähre nach Manhattan, deren Station praktischerweise nur wenige Schritte vom Kreuzfahrtterminal entfernt liegt und sowohl Brooklyn als auch Süd-Manhattan anfährt.
Wir verbringen vor unserem Rückflug nach Deutschland noch einen Tag in der Stadt, die angeblich niemals schläft. Wir erkunden einen alten, deutschen Friedhof in Queens und das ehemals deutsche Viertel an der Lower East Side (mehr zu diesem spannenden Ausflug später in einem eigenen Beitrag), essen in dem unglaublichen China-Restaurant Jing Fong zu Mittag (siehe „Food-Tour durch New Yorks Chinatown“ bei Cook&Taste), treffen uns mit eine Freundin in Brooklyn.
Am Morgen unserer Abreise besuchen wir das One World Trade Center und das 9/11 Memorial und gehen spazieren auf der zum „The High Line“-Park umgebauten Güterzug-Trasse im Westen Manhattans.
Neben den immer wieder beeindruckenden Eindrücken aus dieser zugleich faszinierenden wie absurden Stadt nehmen wir auch die Erkenntnis mit, dass U-Bahn-Fahren in New York im Sommer nichts für empfindliche Gemüter ist. Zwar sind die Züge selbst klimatisiert, in den Bahnhöfen steht die schwüle Hitze aber und hat innerhalb weniger Minuten die gleiche Wirkung wie eine finnische Sauna. Deshalb auch unser abschließender Tipp: Vor dem Transfer zum Flughafen unbedingt noch einmal eine Dusche im Hotel einplanen …
Lieber Franz! Ich beneide Euch sehr und denke an meine Indian Summer Reisen ab N.Y. mit Costa Atlantica (ich glaube 2009) sowie mit Mein Schiff 6 vor zwei Jahren zurück. :-) Schade nur, dass die Reise (vor allem Deine mit QM2) nicht im Hudson endet, sondern in Brooklyn – sozusagen – in der „Pampa“. Siehst Du das auch so, oder ist QM2 einfach zu oft da, um ihr immer im Manhatten Cruise Terminal / Pier 88 anzulegen? (als Carnival Schiff hätte sie ja sicher Priorität, oder?)
@Olaf: Wenn ich es richtig verstehe, dann ist die QM2 zu lang für die Manhattan-Terminals. Aber ansonsten sieht es auch nur auf den ersten Blick so als, als wäre Brooklyn weitab vom Schuss. Direkt neben dem Terminal, 100 Meter zu Fuß, ist ein Fähranleger und mit der Fähre kommt man in ein paar Minuten rüber zur Wall Street, Pier 11, und ist insofern fast schneller in Downtown als von den Manhattan-Terminals aus.
Im Jahr 2014 kamen wir in Port Liberty / New Jersey an – das war ein Alptraum: nur schrottige Sammeltransporte, alles kloppte sich fast um Taxis. Da liegt Brooklyn wirklich deutlich günstiger. Die Verbindung mit der Fähre ist wirklich ein toller Tipp. Das merke ich mir, denn im nächsten Jahr hätte ich auch mal wieder Lust, dann wären seit der letzten Tour über den Teich mit Queen Mary 2 sechs Jahre vergangen…
@Volker: Ja da hast Du wohl Recht! Ich war mit Mein Schiff 6 vor zwei Jahren auch am Port Liberty … Es geht kaum komplizierter, nach Downtown zu kommen. Übrigens Franz: Du hast mir nun so viel Spass in den letzten Tagen bereitet, dass ich soeben mal schnell ne Schnupperreise (Southhampton-Brügge-Southhampton von 17. bis 19.11.2019 gebucht habe. Davor natürlich ein paar Tage London :-)). QM2 ist für mich Neuland, obwohl ich schon mehr als 130 Kreuzfahrten am Buckel habe. :-)
Hallo, Olaf! Herzlichen Glückwunsch! Die Queen Mary 2 muss man einfach erlebt haben. Das Styling und die Atmosphäre findet man natürlich auch auf den zwei kleineren Schwesterschiffen, auch wenn diese nicht die überwältigenden Raumgefühle vermitteln können. Wie ich schon an anderer Stelle anmerkte, eignen sich die Schnuppertouren zwischen Hamburg und Southampton immer gut für einen persönlichen Test. Weil das aber hunderte andere Passagiere aus Deutschland auch so machen und in der kurzen Zeit quasi an Bord „alles mitnehmen“ wollen, herrscht auf solchen Kurzreisen immer weit mehr Unruhe als auf den sehr entspannten Transatlantikpassagen. Wenn einem die Schnuppertour also etwas trubelig vor kommt, sollte man das nicht verallgemeinern und ich empfehle anschließend etwas Längeres zu buchen *lg*
Suuuper Info! Danke Volker!
@Volker & Olaf: Mich hatte eine Schnuppertour zwischen Southampton und Hamburg von der QM2 ziemlich abgeschreckt und ein völlig falsches Bild des Schiffs vermittelt. Atmosphäre und Publikum, selbst der Service waren kein Vergleich zu dem Crossing jetzt. Bin mir deshalb nicht so sicher, ob die Empfehlung dieser „Schnuppertour“ zielführend ist ;-)
Hallo franz! Keine Sorge, ich klammere das schon dementsprechend aus und bedenke das realistisch. Es geht mir ja auch darum, endlich mal auf QM2 zu sein, da ich zwar sicher für 60 kreuzfahrtschiffe persönlich kenne, aber noch nie auf einem cunard Schiff war. Aus Zeitgründen ist mir in den kommenden zwei Jahren eine transatlantik mit cunard einfach nicht möglich, da meine Kreuzfahrten fix geplant sind. Ich freue mich auf das Schiff – und für den Rest habt ihr mich ja etwas vorgewarnt.
Auch ich kann aus Gesprächen mit Passagieren u. Crewmitgliedern bestätigen, dass eine „Schnuppertour „sehr anstrengend ist.
Das Gefühl auf einem sehr komfortablen Schiff zu sein, kann sich so nicht einstellen.
Um die “ Queen Mary 2 “ zu erfahren , muss man sich Zeit lassen .
Gerade auch für das Personal ist das purer Streß, Koffer rein raus, Drill sofort nach dem Betreten des Schiffs, Massenandrang im “ Kings Court “ und im „Britannia“ .
Die “ Neuen „, wollen natürlich viel in kürzester Zeit kennenlernen.
Mancher sagt dann , nie mehr Queen Mary !
Ich habe diese Erfahrung auch schon Cunard in Hamburg mitgeteilt.
deren Antwort:
„Unsere Erfahrungen sind anders .Es buchen immer ein paar neue Kunden nach einer Schnuppertour“ .
Das Marketing will es so , und die Umsatzstatistik bestätigt dies, scheinbar.
Trotzdem viel Spass beim Sammeln von Erfahrungen.
Es grüsst Alfred
Ach, da bin ich ja in gewisser Hinsicht froh, dass mein Eindruck der Schnuppertouren geteilt wird. Ich denke manchmal, dass nur ich die Unentspanntheit und Hektik dieser Veranstaltung als besonders nervig empfinde, aber es beruhigt mich kolossal, dass ich nicht allein mit diesem Eindruck bin. Auch meinem Mitreisenden damals, 2014, erging es so. Wir hatten einen Ausflug nach Stonehenge und Salisbury gebucht, und als wir zurück kamen aufs Schiff, hatten 1.500 deutsche Schnupperfahrer ausgecheckt und 1.500 „normale Menschen“ eingecheckt und das Bordgefühl war wie ausgewechselt. Der gefühlte Aida-Wusel-Bademantel-Schlunz war einer höflichen kultivierten Entspanntheit gewichen, als wäre man auf einem ganz anderen Schiff unterwegs. Angesichts dieser massiven Cruisetricks-Cunard-Verlockung über mehrere Tage konnte ich nun nicht mehr anders und musste meinen Widerstand schließlich aufgeben. Im Mai 2020 gehts von Hamburg nach New York, seufz.
Wir haben über die Jahre mindestens 6 (ich weiß es schon gar nicht mehr so genau) Transatlantik – Reisen mit QM2 gemacht, die letzte in 2018 von New York nach Hamburg, die nächste ist im April 2020 von Southampton nach New York.
Es ist wirklich eine Wohltat, man kann herrlich abschalten und das Beste: Ankommen ohne Jetlag.
Vor Kurzreisen können wir eigentlich auch nur warnen : im Juni 2019 waren wir von Hamburg aus u. A. zu den Kanal-Inseln unterwegs.
Wir haben auf der Queen noch nie so ein wuseliges Ambiente, gepaart mit nicht sehr angenehmen Mitreisenden sowie einem nicht vorhandenen Servicegedanken seitens der Crew erlebt.
Wir haben „unsere QM2“ nicht wiedererkannt!
Dazu kam noch ein Mangel in der Kabine, der seitens Cunard als Lappalie angetan wurde. Zugedeckt, und gut ist!!!
Letztendlich waren wir von allem, leider auch dem Speisenangebot so enttäuscht, dass wir zum ersten Mal in vielen, vielen Kreuzfahrten nach genauer Erläuterung an der Rezeption, warum wir dieses machen, die Service Charge haben streichen lassen.
Wir haben uns damit schwer getan, wollten aber durchaus ein Zeichen setzen.
Interesse hat keiner bekundet.
Nun ja, ich hoffe die bereits seit letztem Jahr gebuchte Reise für 04/2020 wird wieder anders.
Sonst wars das leider mit QM2.
Diese Skyline :) Wirklich ein toller Reisebersicht!