Von der Geschichte der Seychellen-Insel Curieuse als Lepra-Kolonie erzählt heute nur noch das Haus des Arztes der Insel, das als kleines Museum dient. Die beiden Attraktionen von Curieuse sind der Mangroven-Wald und die Riesenschildkröten.
Ein Weg führt teils über Holzstege direkt durch den Mangroven-Wald. Vögel flattern über unsere Köpfe hinweg und zwitschern in den Bäumen. Einsiedlerkrebse schleppen ihre riesigen Behausungen über den Sandboden, Krebse schauen aus Sandlöchern und verschwinden bei der geringsten Erschütterung. Die kleine Wanderung durch die Mangroven ist ein Test für die Hitzebeständigkeit des Menschen – bei über 30 Grad ohne einen Windhauch und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit schwitzen wir gefühlt mehr, als wir in der selben Zeit trinken können.
Ein schönes Erlebnis ist die Begegnung mit den Riesenschildkröten von Curieuse. Sie sind im Prinzip freilebend, bleiben aber dennoch in der Nähe der Menschen, wohl weil es dort Futter gibt. Bis zum Alter von fünf Jahren werden die Schildkröten von Hand aufgezogen, danach in Freiheit entlassen. Sie werden bis zu 150 Jahre alt und einige der Schildkröten, die wir treffen, sind wohl wirklich so alt.
Die Schildkröten freuen sich über alle Art von Grünzeug, aber am liebsten fressen sie offenbar Bananen. Ihre Haut fühlt sich unerwartet weich an und wenn man sie am Hals streichelt, recken sie den Kopf noch etwas höher, als ob sie die Streicheleinheiten genießen würden.
Wie es sich anfühlt, Teil eines Fisch-Schwarms zu sein
Am Nachmittag schnorcheln wir am Korallenriff der winzigen Insel St. Pierre, nur ein paar Hundert Meter von Curieuse entfernt.
Wir sehen wieder einen dieser majestätisch durchs Wasser gleitenden Weißspitzen-Haie, die schlanken Trompetenfische, vor allem aber riesige Schwärme von allen möglichen kleinen, bunten Fischen, die uns regelrecht als Teil ihres Schwarms akzeptieren und keinerlei Scheu zeigen, so lange wir ohne schnelle Bewegungen ruhig weiter schnorcheln.
Es müssen Tausende dieser liebenswerten, kleinen Geschöpfe sein, die uns umgeben, über uns, unter uns, auf allen Seiten rund um uns herum. Wir wagen kaum, unsere Flossen zu bewegen, um keinen der kleinen Fische damit zu treffen.
Selbst einige silbrige Mondfische, die in den vergangenen Tagen immer vor uns flüchteten, schwimmen heute ruhig neben und hinter uns her, als würden wir einfach dazu gehören. Auf so intensive Weise in die Unterwasser-Welt dieser Tiere vorzudringen und scheinbar dazu zu gehören, fühlt sich wunderschön an.
Anglerglück, Delphine und Segel
Zum Abendessen wird es heute Fisch geben, von der Sea Star aus geangelt. Die vergangenen Tage schon hatte die Crew zwei Angel-Leinen hinter dem Boot hergezogen, bisher ohne Erfolg. Doch heute haben gleich drei Fische angebissen – das reicht für ein herrliches, kreolisch-scharfes Fisch-Curry.
Heute segeln wir auch eine gute Strecke, anders als zwischen den Inseln um La Digue und Praslin herum. Dort wechselt der Wind ständig die Richtung, sodass der Kapitän die Segel unten lässt und die kurzen Strecken mit dem Motor fährt. Aber auf der drei- bis vierstündigen Strecke zwischen Mahé und Praslin beziehungsweise heuten nun zurück nach Mahé zeigt die Sea Star, dass sie die Bezeichnung „Segelboot“ verdient hat.
Und auch darauf haben wir lange gewartet: Kurz vor St. Anne taucht plötzlich eine ganze Schule Delphine neben dem Boot auf und wir können auch ein Junges mit seiner Mutter erspähen. Bis wir zum Schnorcheln vor Anker gehen, warten die Delphine aber leider nicht, sodass wir sie nur vom Boot aus sehen können – trotzdem immer wieder ein wunderschöner Anblick.