Wir sind eine Woche lang mit der Sea Star zwischen den „Inner Islands“ der Seychellen gekreuzt und haben viel über die Inseln und die Unterwasserwelt gebloggt, aber noch kaum etwas über das Schiff, die Sea Star. Wie fühlt sich eine Kreuzfahrt auf einem so kleinen Schiff mit nur 18, oder bei uns sogar nur 14 Passagieren an?
Die nüchternen Zahlen vorweg: Die Sea Star wurde 2002 gebaut, ist 40 Meter lang, 8,20 Meter breit und hat eine Tonnage von BRZ 200. Mit den beiden 500-PS-Motoren ist die Sea Star neun Knoten schnell, unter Segeln an den drei Masten etwas mehr.
Eigentlich verbietet sich der Vergleich mit klassischen Kreuzfahrtschiffen. Denn wer mit dieser Erwartung auf den Seychellen ankommt und mit dem Taxi zur Pier fährt, wird sich verwundert die Augen reiben: Kein Terminal, keine uniformierten Check-in-Agents. Stattdessen ein paar flache Häuser am Ufer und vier rund 40 Meter lange Zwei- und Dreimaster-Segelboote, die gerade mit einem kleinen Motorboot beladen werden. Jede Melone, jede Bananenstaude, jedes Wasser-Sixpack trägt die Crew über einen schmalen Steg einzeln zu dem kleinen Beiboot der Sea Star und der Kapitän packt selbst mit an. Später fahren auch die Koffer und die Passagiere mit diesem Motorboot die paar Meter bis zur Sea Star und klettern dort über die Badeplattform am Heck des Schiffs an Bord.
Ein fröhliches „Hello“ und schon stürzt sich die Crew wieder in die Vorbereitungen für die Reise. Im Salon hält der Kapitän eine kurze Begrüßungsrede, dann führt der Steward die Passagiere zu ihren Kabinen. Einen Schlüssel gibt es dazu nicht, die Kabinen bleiben unversperrt (lassen sich nachts aber von innen verriegeln). Wertsachen können beim Kapitän im Safe eingeschlossen werden – was aber unserer Beobachtung niemand tut.
Bordkonto? Strichliste!
Genau so viel Vertrauen gilt bei den Getränken: Der Kühlschrank ist gefüllt und wer sich etwas heraus nimmt, trägt sich in eine Strichliste ein. Abgerechnet wird am Ende der Reise vom Kapitän persönlich.
Bordwährung sind übrigens Rupien – der Kurs liegt bei etwa 14 Rupien für einen Euro. Akzeptiert wird Barzahlung in Rupien, Euro oder Dollar. Bei Kreditkartenzahlung fällt eine Gebühr von 2,5 Prozent des Umsatzes an.
Besonders cool: An der Reling hängt eine ganze Staude mit kleinen, süßen, festen Bananen – zur Selbstbedienung, gegen den kleinen Hunger zwischendurch, als zusätzlicher Nachtisch oder einfach, weil diese Bananen so lecker sind.
Locker und leger
All das deutet auch schon darauf hin, wie es an Bord der Sea Star läuft: locker, leger, entspannt; kein dienerhafter Service im Sinne eines Kreuzfahrtschiffs, aber die zehnköpfige Crew ist freundlich, hilfsbereit, unkompliziert. Es fühlt sich eher so an, als mache die Crew die Segelreise ohnehin und die Passagiere dürfen mitfahren. Natürlich wird die Kabine vom Steward einmal täglich gereinigt, der Tisch wird gedeckt und abgeräumt und zu den Kernzeiten gibt es auch einen Barservice für Cocktails.
Die Hostess ist nicht wie ein Kreuzfahrtdirektor für die Bespaßung der Passagiere zuständig, sie ist einfach Ansprechpartner für alles und kümmert sich ansonsten wie auch die Hilfsköchin der Steward im Bar, Essenstisch und Sauberkeit der öffentlichen Bereiche.
Kurz: Die Passagiere können sich ein wenig fühlen, als seien Sie auf ihrer eigen Segelyacht, nur dass sie bei den Arbeiten an Bord nicht mit anpacken müssen.
Kleiderordnung? Gibt’s nicht. Barfuß mit Badehose oder Bikini ist völlig okay, zum Essen zieht man eben noch eine kurze Hose beziehungsweise Rock und ein T-Shirt an.
Was bietet die Sea Star?
Gesellschaftlicher Mittelpunkt ist der mit einem Sonnensegel überdachte Bereich am Heck mit gemütlicher Liegefläche und einem großen Tisch, an dem zumindest auf unserer Reise alle 14 Passagiere Platz finden. Weil das Wetter durchgängig schön war, wurden alle Mahlzeiten hier an der frischen Luft serviert – allein dafür lohnt sich diese Reise schon.
Für schlechteres Wetter oder wenn der Platz am Heck nicht für alle Passagiere ausreicht, gibt es den Salon. Selbigen haben wir auf unserer Reise aber tatsächlich nur dreimal betreten: Für die Begrüßung nach der Einschiffung, zum Fotografieren und fürs Bezahlen unserer Bordrechnung am letzten Abend.
Vorschiff und Sonnendeck
Sowohl am Vorschiff als auch auf einem Sonnendeck direkt an einem der Masten vorderhalb des Steuerhauses ist viel Platz für ein Sonnenbad, zum Lesen oder entspanntes „nichts tun“ mit Blick aufs Meer. Wer mag, genießt hier die Sonne, von der man auf dieser Reise aber ohnehin so viel abbekommt, dass die schattigen Plätze untern Segel, einem gelegentlich aufgespannten Sonnensegel oder im Schatten der Schiffsaufbauten zumindest tagsüber die beliebteren Plätz sind.
Am Schönsten ist es hier früh morgens, wenn die Sonne noch mild ist. Und am Abend, wenn sich der Himmel beim Sonnenuntergang rot-orange färbt und später der strahlend helle Mond das Meer glitzernd lässt.
Baden und Schnorcheln direkt vom Schiff aus
Viel Zeit haben wir auf der Reise im Wasser verbracht. Die Sea Star hat am Heck eine kleine Badeplattform, von der aus man direkt baden und schnorcheln kann – und das geht fast immer, denn die meiste Zeit liegt die Sea Star vor Anker.
Von der Badeplattform aus legt auch das kleine Beiboot ab und bringt die Passagiere an Land, zu einem Strand oder zu Tauch- und Schnorchel-Plätzen in der Nähe. Auch hier gilt: Schnorcheln so lange man Lust hat, ohne Guide, der einem vorschreibt, wo es lang geht. Einzige Regel: in Sichtweite des Motorbootes bleiben, damit man sich im Notfall per Handzeichen aus dem Wasser ziehen oder abholen lassen kann, wenn man keine Lust mehr hat.
Schnorchel, Maske und Flossen gibt’s leihweise kostenlos an Bord. Wer will, kann sich von der Crew eines der beiden Kajaks geben lassen oder sich im Stand-up Paddeling versuchen, beides ebenfalls kostenfrei.
Außerdem ist ein zertifizierter PADI-Tauchlehrer an Bord, der täglich meist mehrere Tauchgänge anbietet (Leihgebühr Ausrüstung: 30 Euro pro Tag) und für Anfänger sowohl Schnupper-Tauchgänge durchführt (so wie ich das probiert habe, Kosten: 960 Rupien, knapp 70 Euro) oder auch komplette Tauchkurse durchführt (sollte man vor der Reise anmelden).
Landausflüge inklusive, Gebühren nicht
Organisierte Landausflüge sind auf den Seychellen selten und eher unnötig. Im Reisepreis inklusive sind die beiden Wesentlichen: Der Ausflug nach Vallée de Mai auf Praslin und eine geführte Wanderung durch den Urwald der Naturschutz-Insel Aride.
Selbst organisieren und bezahlen kann man Ausflüge auf La Digue. Dort mieten sich die meisten aber einfach ein Fahrrad (8 – 10 Euro / 150 Rupien pro Tag) und erkunden die kleine Insel auf eigene Faust. Meist gehört dazu der Besuch des Parks und Freilichtmuseums L’Union Estate (Eintritt: ca. 12 Euro / 100 Rupien), über die insbesondere auch der berühmte Strand Anse Source D’Argent erreichbar ist.
Für Kreuzfahrer ungewohnt sind auf den Seychellen die Gebühren, die für den Besuch vieler der Inseln anfallen, die teils Naturschutzparks, teils in Privatbesitz sind. Diese Gebühren betragen zusammen genommen 182 Euro pro Person, die automatisch auf der Bordrechnung auftauchen.
Segeln?
Es mag etwas überraschen, aber die Segel setzt der Kapitän auf der Kreuzfahrt durch die Seychellen nur selten. Dafür sind die Strecken zwischen den kleinen Inseln einfach zu kurz – meist nur 30 bis 45 Minuten – und die Windrichtung wechselt zwischen den Inseln häufig. Deshalb fährt die Sea Star die meisten Strecken mit Motorkraft. Nachts liegt das Schiff ohnehin vor Anker.
Segel-Erlebnis gibt es vor allem am ersten und am letzten Tag, während der drei- bis vierstündigen Fahrt der Sea Star zwischen Mahé und Praslin beziehungsweise Praslin und Mahé.
Essen an Bord der Sea Star
Das Essen im Buffet-Stil besteht aus bodenständiger, landestypischer Küche, meist kreolisch mit einer gewissen Chili-Schärfe und wer es richtig scharf mag, würzt mit einer leckeren, hausgemachten grünen Chili-Sauce nach. Die Nähe sowohl zu Afrika als auch Indien ist in der Küche der Seychellen unübersehbar.
Angesichts von maximal 18 Passagieren kann man keine Auswahl wie auf einem großen Kreuzfahrtschiff erwarten. Meist gibt es zwei oder drei Salate (besondere Spezialität: Smoked Fish Salad mit sanft geräuchertem Marlin), Currys aus Hühnchen, Fisch, manchmal auch Rind oder Schwein. Wenn der Crew das Anglerglück hold ist, gibt es frisch gefangenen Fisch. Zweimal heizt die Crew den Holzkohle-Grill an: Der wird einfach an der Reling eingehängt.
Zum Frühstück gibt’s englisches Porridge, Toast mit Marmelade und Honig, je eine Sorte Wurst und Käse und viel frisches Obst, auch Mango, Papaya und Ananas. Wer gerne Müsli isst, bringt sich das einfach selbst mit.
Getränke
Getränke sind grundsätzlich extra zu bezahlen: Softdrinks, Cocktails (mit dem sehr milden, lokalen „Takamaka“-Rum), und gutes, lokales „Sey Brew“-Bier. Soft-Drinks aus der Dose kosten 35 Rupien (2,50 Euro), 0,5 l Mineralwasser 30 Rupien (2,10 Euro), Bier in der 280-ml-Flasche 75 Rupien (5,30 Euro), die Flasche Wein 400 Rupien (28 Euro) und Cocktails 110 Rupien (7,90 Euro).
Karaffen mit Leitungswasser sind als Durststiller zu allen Mahlzeiten kostenlos und anders als auf großen Kreuzfahrtschiffen gibt es keinerlei Druck, kostenpflichtige Getränke zu bestellen. Nach Mittag- und Abendessen gibt es kostenlos Tee und Kaffee, ebenso zur Kaffeestunde am Nachmittag. Zum Frühstück gibt es Kaffee, Tee, Leitungswasser und Fruchtsäfte gratis.
Der Kaffee an Bord ist übrigens löslicher; Filterkaffee ist auf den Seychellen weitgehend unbekannt, auch wenn in letzter Zeit einige Bars an Land inzwischen Segafredo oder Illy anbieten. Der Tee stammt aus lokalem Anbau auf Mahé. Besonders fein ist die Variante mit Vanille-Aroma – auch die Vanille wird hier angebaut.
Kabinen
Die Kabinen auf der Sea Star sind die eines Segelbootes: etwas eng, mit wenig Schrankplatz und jede Kabine ist anders geschnitten. Viele der Passagiere stellen ihre Koffer einfach auf den Gang, um in der Kabine mehr Platz zu haben.
Das Bad hat immerhin eine Duschkabine mit Kunststoff-Schiebetüren und modernen Grohe-Armaturen. Ungewohnt ist die Toilette. Sie hat eine wie von Land gewohnte Wasserspülung, das Toilettenpapier geht aber in den daneben stehenden Mülleimer, um Verstopfungen zu vermeiden.
Handtücher werden standardmäßig einmal pro Woche gewechselt, auf Anforderung aber auch öfter. Nasse Handtücher kann man einfach zum Trocknen an die Reling hängen. Wäscheklammern stehen dafür an der Bar bereit. Strandtücher gibt es an Deck separat.
Die Klimaanlage ist zentral für alle Kabinen gleichermaßen geregelt – hier müssen sich die Passagiere also auf ein einheitliches Temperatur-Niveau einigen, was auf unserer Reise vollkommen problemlos war. Tendenziell ist die Klimaanlage eher zu warm als zu kalt eingestellt.