Auf La Digue gibt es nur noch wenige der traditionellen Ochsenkarren – sie werden nach und nach von offenen Kleinbussen abgelöst. Und auch normale Taxis sind im Vormarsch. Aber das Fahrrad ist weiterhin unumstritten das Transportmittel Nr. 1 auf der Insel.
Und so leihen wir uns an der Rezeption unseres Bungalow-Dorfs Fleur de Lys zwei Bikes für rund acht Euro pro Tag – günstiger als bei den vielen Fahrradverleihern am Ort, deutlich besser gepflegt und mit ordentlicher Gangschaltung. Letzteres wird sich bei unserer Tour zum „Bellevue“-Aussichtspunkt der Insel am Abend noch auszahlen.
La Digue ist nur drei mal fünf Kilometer groß, sodass wir trotz Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit in einer halben Stunde an einem der schönsten Strände der Insel ankommen: Grand Anse. Zum Baden ist der Strand nur für Mutige geeignet, denn die Brandung ist stark und wegen starker Strömungen sollte man nicht weit hinaus schwimmen. Aber zum Sonnenbaden ist Grand Anse herrlich und trotz der Bekanntheit des Strandes sind hier nur sehr wenige Menschen. Das Gefühl, einen solchen Traumstrand fast für sich allein zu haben, ist toll.
Der Fußweg zu den beiden Nachbar-Stränden Petit Anse und Anse Coco stand unter Wasser, weil es in der Nacht kräftig geregnet hatte. Aber hier noch ein Video, das ein Gefühl für Grand Anse und die Kraft der Wellen dort gibt. Ich stand im Wasser, sodass die Strömung heftig an meinen Füßen zerrte, als ich das Video gemacht habe …
Also fahren wir durch den dichten Urwald zurück und legen unterwegs einen Stopp bei einer der Buden ein, an denen es frisch gepresste Säfte gibt: Mango, Papaya, Passionsfrucht, Orange, Sternfrucht – alles frisch von der Insel. Der Saft schmeckt unglaublich lecker und ist eine angenehme Erfrischung nach der Radtour durch den Regenwald-artigen Dschungel.
Am Nachmittag machen wir, gut eingeschmiert mit Mückenschutz, einen Abstecher in einen kleinen Naturschutzpark, in dem es noch einige Exemplare eines nur hier heimischen und recht selten gewordenen Vogels namens „Paradise Flycatcher“ (Fliegenschnäpper) gibt.
Gegen ein kleines Trinkgeld hilft uns ein Einheimischer, tatsächlich ein Pärchen zwischen den Ästen und Blättern der mächtigen Bäume zu finden. Das Weibchen kommt neugierig näher, das Männchen mit seinem langen, schwarzen Schwanz dagegen ist nur zu erahnen.
Dafür finden wir aber noch ein paar Bäume, in denen zahlreiche Flughunde hängen, die wir schon so oft auf dieser Reise gesehen haben.
Am schönsten ist der Sonnenuntergang auf La Digue vom Aussichtspunkt mit dem bezeichnenden Namen „Belle Vue“, hoch oben auf einem Berg . „It’s a hell of a hike or ride“, schreibt der US-Reiseführer Lonely Planet dazu – und das können wir nur bestätigen. Bei brütend schwüler Hitze ist der Aufstieg ein enormer Kraftakt, wir haben in unserem gesamten bisherigen Leben noch nie so geschwitzt. Wer sich das sparen will, nimmt ein Taxi.
Der schönste Sonnenuntergang der Seychellen
In jedem Fall lohnt sich der Weg dort hinauf: Der Blick reicht nach Mahé, Praslin, Silhouette Island und ein paar kleineren Inseln. Die Sonne versinkt von hier aus betrachtet so spektakulär im Meer zwischen Silhouette Island und Praslin, dass man alles rund um sich herum vergisst.
Während wir auf den Sonnenuntergang warten, trinken wir noch einmal einen herrlichen, frisch gepressten Obstsaft und beobachten die Flughunde in den Bäumen.
Die Rückfahrt mit dem Fahrrad bei zunehmender Dunkelheit – Straßenlaternen gibt es hier nur sehr vereinzelt – wird dann noch einmal zu einem kleinen Abendteuer. Die Straße, die wir zuvor hochgestiegen sind, ist teils so steil, dass wir sicherheitshalber lieber absteigen und zu Fuß weitergehen. Der Gummi unserer Fahrrad-Bremsen hatte schon verdächtigen Brandgeruch entwickelt …