Bei Umweltschutz in der Kreuzfahrt dachte man bisher spontan eher nicht an MSC. Doch die Reederei geht dieses Thema auch öffentlich zunehmend intensiv an. Einige bemerkenswerten Aspekte deuten darauf hin, dass MSC den Umweltschutz ernst nimmt.
Auf den Schiffen der Musica Class kommen Hybrid-Scrubber des Herstellers Lab zum Einsatz. Wärtsilä liefert diese Systeme für die Meraviglia Class und bei der Fantasia Class lieferte Yara die Scrubber zur Nachrüstung.
Für die vier Schiffe der Lirica Class sei man noch auf der Suche nach einem System, das sich für die Nachrüstung dieser Schiffe eigne, so Bud Darr.
Wasser und Abwasser
Seit 2008 (Fantasia Class) haben die MSC-Kreuzfahrtschiffe Abwassersysteme auf höchstem Stand mit mehrstufiger, biologischer Kläranlage inklusive UV-Licht-Bestrahlung (Advanced Wastewater Treatment Systems (AWTS), einen Membrane Bioreactor des Herstellers Hamworthy. Dabei gefilterte Feststoffe werden übrigens zu Pellets mit hohem Brennwert.
Trinkwasser produzieren die Schiffe selbst an Bord. Im Hafen wird laut MSC nahezu kein Wasser aufgenommen, sodass lokale Trinkwasserressourcen geschont werden. Produziert wird das Trinkwasser an Bord mit Umkehr-Osmose- und Frischwasser-Verdampfungs-Anlagen. Bemühungen zum Wasser sparen tragen laut Bud Darr ebenfalls wesentlich dazu bei, dass lokale Ressourcen im Hafen nicht genutzt werden müssen.
Plastik-Müll
Ab Ende März 2019 habe man auf den MSC-Kreuzfahrtschiffen einen Großteil an Einweg-Plastik eliminiert. Bis Ende 2018 waren bereits Strohhalme durch biologisch abbaubare und kompostierbare Alternativen ersetzt worden.
Derzeit, so Darr, suche man nach Lösungen für Wasserflaschen aus Plastik. Auf Nachfrage erklärte er, dass ein Einbau von Wasserspendern technisch kein nennenswertes Problem sei, wohl aber die Akzeptanz bei den Passagieren. Deutsche Passagiere seien da die positive Ausnahme.
Keine praktikable Lösung sei derzeit auch bei den Plastik-Schlüsselkarten für die Kabinen in Sicht.
Energie-Effizienz
Der Energiebedarf der MSC Bellissima, so Bud Darr, sei auf gleichem Niveau wie bei der MSC Fantasia. Die MSC Bellissima habe aber 20 Prozent mehr Passagiere.
Da rund 40 Prozent des Energiebedarfs eines Kreuzfahrtschiffs auf den Hotelbetrieb entfalle und dort wiederum ein großer Teil auf die Klimatisierung, habe man hier besonderen Wert auf Optimierung gelegt. Auch LEDs zur Beleuchtung tragen erheblich zum Energiesparen bei.
Bis zu sieben Prozent Kraftstoff lässt sich laut Bud Darr durch einen Unterwasser-Anstrich mit einer modernen Antifouling-Farbe erreichen. Hier gebe es inzwischen Farben, die einen guten Kompromiss zwischen Haltbarkeit und Toxizität ergäben. Weitere Sparpotenziale schöpfe man mit optimiertem Rumpfdesign und Hydrodynamik aus und setze Software ein, die eine optimale Trimmung des Schiffs unterstütze.
Landstrom
Die MSC Bellissima kann – ebenso wie alle kommenden Neubauten – Landstrom nutzen, so wie schon vier weitere Schiffe der Flotte. Die übrigen Schiffe sollen nachgerüstet werden, „soweit sinnvoll“. Bud Darr wies darauf hin, dass bis heute nur 15 Häfen weltweit überhaupt Landstrom anbieten würden.
LNG als Kraftstoff
Von den neun zwischen Herbst 2019 und 2027 in Dienst gehenden, großen Kreuzfahrtschiffen werden bei MSC fünf LNG als Kraftstoff nutzen. Für die vier kleinen Luxus-Schiffen, die ab 2023 kommen sollen, ist LNG derzeit aber offenbar nicht vorgesehen.
Mit LNG reduziere man, so Bud Darr, den Ausstoß von Ruß-Partikeln, Feinstaub und Schwefeloxiden um etwa 99 Prozent, die Stickoxide um rund 85 Prozent. Bezogen auf die Verbrennung an Bord werde bei LNG auch 20 Prozent weniger CO2 ausgestoßen. Letzteres relativiert sich aber – hier war Bud Darr in seinem Vortrag sehr ehrlich – je nach Herkunft des LNGs und aufgrund potenziellem Methan-Austritts bei der Förderung, Verladung und beim Bunkern.
Klimaneutral sei LNG nur bei synthetischer Produktion. Das ist technisch bereits möglich. Hauptproblem dabei sei aktuell aber, so Darr, synthetisches LNG in den großen Mengen zu produzieren, die für Kreuzfahrtschiffe nötig wären.
Weitere Teile der Serie " Schiffsportrait MSC Bellissima ":
- MSC Bellissima: Neues, Besonderes und Ungewöhnliches
- Entertainment, Kids und Pools
- Neue Restaurants: Tapas und französisches „Bistrot“
- MSC Yacht Club: Lounge und Restaurant in einem Raum
- Schiffsmodell-Museum im Treppenhaus
- Kabinen, Suiten und die virtuelle Assistentin „Zoe“
- Nachgefragt: Wie steht’s um den Umweltschutz bei MSC Cruises?
- Podcast: Taufe und Impressionen von der MSC Bellissima
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Cruisetricks.de besuchte die MSC Bellissima anlässlich ihrer Taufe in Southampton auf Einladung von MSC.
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Kommen gerade von einer MSC Poesia Reise zurück. “Sehr enttäuschend”
Plastik PET Flaschen ohne Ende, Dosen, Dosen, Dosen…..
FOTOS immer noch ausdrucken und dann 90% davon wegschmeißen, weil die Dinger einfach zu teuer sind…
Das verstehe ich gar nicht – warum wird das nicht digitalisiert…..????
Kann doch nicht so schwer sein….
@Sönke: Ich kann (und will) natürlich nicht für MSC sprechen und grundsätzlich stimme ich zu: All das sollte schnellstmöglich geändert werden, wobei Dosen im Vergleich zu Plastik ein eher kleines Problem ist, weil gut wiederverwertbar. Allerdings darf man den Aufwand nicht unterschätzen, der für solche Veränderungen an Bord eines Schiffs nötig ist, insbesondere auch bei der Digitalisierung der Bilder. Da spielen nicht nur die Kosten eine Rolle, sondern oft auch die räumlichen Bedingungen für Änderungen und die IT-Infrastruktur, die sich nicht “einfach mal schnell” ändern lässt, weil da sehr viel miteinander zusammenhängt. MSC scheint mir gerade auf einem guten Weg zu sein; Veränderungen werden auf den neuesten Schiffen eingeführt und getestet und dann nach und nach auf den älteren Schiffen nachgerüstet. Insofern ist da, fürchte ich, noch etwas Geduld nötig, bis das auf allen Schiffen durch ist.
Aber viele der Ansätze wie LNG, Pellets aus Klärschlamm und Frischwasser durch Umkehr-Osmose hört sich doch schon mal ganz richtig an