[WERBUNG] Ein paar Highlights von Seattle sollte man nicht verpassen: Pike Place Market und den ersten Starbucks-Laden der Welt, Pioneer Square und die Underground-Tour zurück in die Geschichte Seattles. Und natürlich die schon in Teil 2 angesprochene Space Needle.
Daneben gibt es aber auch einige exzellente Museen auf Weltklasse-Niveau, die man je nach persönlichem Interesse nicht auslassen sollte, beispielsweise das Museum of Flight oder das Living Computers Museum. Und wer Seattle-Lebensart schnuppern möchte, sieht sich im Stadtviertel Freemont genauer um.
In und um Seattle gibt es auch einen sehenswerten Tierpark und ein großes Aquarium: Woodland Park Zoo (1483 Alaskan Way, Pier 59, Seattle, www.zoo.org) und Seattle Aquarium (1483 Alaskan Way Pier 59 Seattle, www.seattleaquarium.org).
Und für Ausflüge ins Umland ist – bei schönem Wetter – meine Top-Empfehlung der Mount Rainier National Park. Auf dem Weg von Seattle zum Nationalpark liegt außerdem der Northwest Trek Wildlife Park (11610 Trek Drive East, Eatonville, WA 98328, Tel. 360-8326117, www.nwtrek.org). Für Nationalpark und Wildlife Park empfiehlt sich allerdings immer, am Vorabend die Wettervorhersage speziell für den Nationalpark zu prüfen, denn das Wetter in Seattle und am Mount Rainier kann sich deutlich unterscheiden, obwohl der Berg eigentlich nur etwa zwei Autostunden entfernt ist.
Pike Place Market
Der bunte Pike Place Market (85 Pike St, Seattle, pikeplacemarket.org) mit seinen Obst-, Gemüse und Fisch-Ständen, allerlei Tand, schönen und günstigen Blumensträußen ist zwar etwas touristisch, aber dennoch immer wieder faszinierend. Und die fliegenden Fische sind legendär: Sobald ein Kunde Fisch kauft, werfen die Mitarbeiter große Lachse quer über den Fisch-Stand.
Am Pike Place Market nimmt man so richtig bewusst wahr, wie europäisch Seattle geprägt ist. Denn eine so große Auswahl an regionalem Obst und Gemüse findet man in den USA sonst nur selten. Der Pike Place Market ist der älteste noch aktive Bauernmarkt der USA. Er wurde 1907 gegründet und ist heute eine große Touristenattraktion, wird aber auch von den Einheimischen zum Einkaufen genutzt.
Mein Favorit am Pike Place Market ist der Stand mit den getrockneten Süß-Kirschen, die ich das erste Mal schon vor über 15 Jahren hier entdecke habe und jedes Mal wieder ein oder zwei Packungen mit nach Hause nehme.
Wer tiefer eintauchen will, macht eine Führung mit „Seattle Food Tours“, bei der es auch viel zu Probieren gibt: von italienischem Eis und griechischem Joghurt verschiedenster Geschmacksrichtungen über mexikanische Tacos, britische Crumpets, Trüffel-Öl, frischen Räucherlachs und Lachs-Burger bis zum preisgekrönten Clam Chowder der Pike Place Cowder Co. Und als leckeren Nachtisch ein paar frisch geernteten, zuckersüßen Himbeeren und Rainier-Kirschen.
Der Starbucks Original-Laden
Gegenüber des Pike Place Markets liegt eine Pilgerstätte für Starbucks-Fans: Hier steht der erste Starbucks (1912 Pike Pl, Seattle) überhaupt. Entsprechend lang ist die Warteschlange an dem relativ kleinen Laden, um einmal einen Becher Kaffee im Ursprungs-Laden von Starbucks zu bestellen. Tipp: Starbucks anschauen, zum Kaffeetrinken aber einen halben Block weiter südlich bei Tully’s gehen, wo es mindestens genauso guten Kaffee gibt, aber ohne Anstehen.
Für Starbucks-Fans ebenfalls ein Besuch wert ist die Starbucks Reserve Roastery & Tasting Room (1124 Pike Street, Seattle, Tel. 206-6240173, www.thestarbucksroastery.com) elf Blocks vom Pike Place Market entfernt die Pike Street hinauf.
Hier gibt es eine große Auswahl an Spezialröstungen zum Probieren, die man in normalen Starbucks-Läden nicht bekommt. Die Spezialröstungen gibt es außerdem noch einmal im Starbucks-Caféhaus direkt im Gebäudes des Hauptsitzes von Starbucks (2401 Utah Ave S, Seattle), der allerdings ein wenig abseits des Stadtzentrums liegt und nicht fußläufig erreichbar ist.
Pioneer Square und Bill Speidel’s Underground Tour
Wenn es in Seattle etwas gibt, das man nicht verpassen sollten, dann ist das „Bill Speidel’s Underground Tour“ (614 First Avenue, Seattle, Tel. 206-6823705, www.undergroundtour.com). Was auf den ersten Blick wie eine der üblichen Touristen-Fallen aussieht, ist tatsächlich aber ein faszinierender und auch sehr amüsanter Schritt um mehr als 100 Jahre zurück in der Geschichte.
Das ist wirklich ganz plastisch gemeint: Nach einem großen Feuer 1889 wurde die heutige Altstadt von Seattle rund um den Pioneer Square komplett neu aufgebaut – um einige Meter höher als davor. Das ursprüngliche Erdgeschoss der Häuser wurde zum Keller, die Straßen entstanden quasi eine Etage höher.
Die Underground-Tour führt hinab in die alten Straßen, die heute unter der Straße liegen und auf den ersten Blick nicht wahrnehmbar sind.
Exkurs: Seattle vor und nach 1889
Ein kleiner Exkurs, was einen auf der Tour erwartet: Ein großes Problem der Stadt Seattle war das nicht funktionierende Abwasser-System. Wegen des starken Tidenhubs funktionierten die modernen WCs in den Häusern nur bei Ebbe – und bei Flut eben anders herum. Straßen-Löcher füllte man mit Sägespänen auf, was zu schlimmem Morast führte. Aber die Bewohner waren stur, erzählt der Tourguide: „Wenn man in Seattle etwas falsch macht, hält man trotzdem an der Idee fest, statt etwas zu ändern.“
Nach dem großen Feuer von 1889 wurde alles also eine Ebene höher gebaut, was das Abwasserproblem behob. Einfach war der Neubau für die Bewohner aber nicht. Allein der Bau der Straßen dauerten vier Jahre. Zwischen Straße und Häusern klaffte in Gehsteigbreite ein tiefes Loch. Wer von seinem Haus auf die Straße wollte, musste mit Leitern auf die Straße klettern. Fun Fact: In dieser Zeit kamen 16 Männer ums Leben, die betrunken von den Leitern abstürzten. Keine Todesopfer gab es dagegen bei den Frauen, trotz derer aufwändiger Kleider zu dieser Zeit.
Heute werden die Hohlräume unter den Gehsteigen beispielsweise als Kellerräume genutzt. Wer genau hinsieht, findet auf den Gehsteigen rechteckige Flächen mit dicken, quadratischen Glasbausteinen – die Beleuchtung für die Räume darunter.
Um beim Straßenbau die Hohlräume unter den Straßen zu füllen, wurden rund um die Stadt zahlreiche Hügel abgetragen. Im Museums-Shop der Underground Tour sind geradezu absurde Fotos zu sehen von Häusern, die hoch oben auf weitgehend abgetragenen Hügeln stehen. Ihre Besitzer hatten sich geweigert, die Häuser aufzugeben, also hat man einfach Erde und Gestein rund um ihr Haus abgetragen. Erreichbar waren die Häuser dann allerdings nicht mehr.
Und das ist nur ein kleiner Teil der Geschichten, die man im Seattle „Underground“ ganz plastisch sehen und erleben kann.
Das Künstler-Viertel Freemont
Wer ein wenig echte Seattle-Lebensart schnuppern will, schaut sich ein wenig im Stadtviertel Freemont um. Das Künstler-Viertel betrachtet sich selbst ganz offiziell als den Nabel der Welt – so steht es auf dem Ortsschild. Reizvoll sind die vielen Kunstwerke, die man überall an Straßen und Plätzen findet. Da stehen beispielsweise Skulpturen einer Gruppe lebensgroßer Menschen samt Hund an einer Straßenbahn-Haltestelle. Und die Einheimischen verpassen den Figuren an besonderen Tagen schonmal ein passendes Outfit mit Kleidern, Hut und Accessoires.
Ein gutes Beispiel für Kunst und Humor auf Freemont-Art ist auch der Troll (N 36th St, Seattle): eine übergroße Statue, die tatsächlich einen Troll darstellt, findet sich hier direkt unter einer Autobrücke der Aurora Avenue. Der Troll ist ein privates Kunstwerk, das der Besitzer aber öffentlich zugänglich gemacht hat.
Gas Works Park
Gleich neben Freemont am Lake Union ist der Gas Works Park (2101 N Northlake Way, Seattle) einen Besuch wert. Der bei Einheimischen (und Hundebesitzern) sehr beliebte Park liegt auf dem Gelände der ehemaligen Gaswerke.
Die ganze alte Maschinerie samt Kesseln und Rohrleitungen steht im Zentrum des Parks wie urtümliche Monster aus dem frühen Industriezeitalter. Teile davon für Kinder als Spielplatz aufbereitet.
Im Übrigen erstreckt sich der Park über einige Hügel, an denen die Einheimischen Picknick machen, Drachen steigen lassen oder ihre Hunde ausführen. Außerdem bietet der Gas Works Park einen sehr schönen Blick auf den Lake Union und die Rückseite der Skyline von Seattle und die Space Needle.
Hiram-M.-Chittenden-Schleuse
Hiram-M.-Chittenden-Schleuse (3015 NW 54th St, Seattle), auch Ballard Locks genannt, zwischen Lake Union und dem Pudget Sound ist angeblich die meistbenutzte Schleuse der Welt.
Reizvoll ist vor allem die Fischleiter: Besonders während der Lachswanderung im Spätsommer kann man hier sowohl durch Glasscheiben als auch direkt im Freien zahllose Lache beobachten. Das wissen natürlich auch die Robben: Sie warten einfach am Ausgang der Fischleiter und schnappen sich so viel Lachs, wie sie fressen können.
Living Computers Museum and Labs
Für mich persönlich ist das Living Computer Museum & Labs (2245 1st Avenue, Seattle, Tel. 206-3422020 www.livingcomputers.org) ein kleines Paradies.
Vom 2018 verstorbenen Microsoft-Mitbegründer Paul Allen finanziert, hat dieses Technik-Museum das Ziel, historische Computer zu restaurieren und am Laufen zu halten. Dafür arbeiten zahlreiche Experten und Spezialisten für diese alten Systeme.
So hat das Living Computer Museum beispielsweise einen alten Mainframe, der noch mit handgewobenen Speichergeflechten statt mit Mikrochips arbeitet – und wirklich noch funktioniert. Hier steht auch der einziger bekannter, noch laufender Apple 1. An einigen der historischen Geräte kann man sich als Museumsbesucher sogar noch selbst versuchen und beispielsweise in einem nachgebauten Klassenzimmer der 1980er-Jahre ein wenig Basic programmieren. Aber das Museum hat auch Ausstellungsteile, die sich mit der Zukunft der IT beschäftigen, Roboter, künstliche Intelligenz, Virtual Reality – und das alles möglichst lebendig und Hands-on.
Museum of Flight
Das Museum of Flight (9404 E. Marginal Way South, Seattle, Tel. 206-7645700, www.museumofflight.org) ist eines der größten Luftfahrt-Museen weltweit und das größte privat finanzierte. Das Museum steht zwar direkt neben Boeing im Süden von Seattle, wird aber aus Spenden finanziert und nicht von Boeing.
In den riesigen Hallen stehen und hängen zahllose, legendäre Fluggeräte: ein Blackbird-Sondermodell mit aufgesetzter Drohne (damals ein Fehlschlag), eine Constellation, eine Boeing 747 (innen offen, sodass man die Verkabelung, Steuer-Baudenzügen und Klimaanlagen-Installationen sehen kann), eine Concorde von Air France (auch von innen zu besichtigen), die „Air Force One“ von Präsident Nixon, um nur einige, wenige Beispiele zu nennen. In einer eigenen Halle stehen viele restaurierte und teils flugfähige Flieger aus dem 1. und 2. Weltkrieg zusammen mit Hunderten kleiner Modelle sämtlicher Flugzeuge, die in den beiden Weltkriegen zum Einsatz kamen.
Staunen kann man außerdem über das Original eines Space-Shuttle-Trainingsmoduls, in das man gegen 25 Dollar Aufpreis sogar eine exklusive Führung ins Cockpit machen kann. In der großen Halle stehen außerdem mehrere Flugsimulatoren und für Kinder gibt es einen eigenen, interaktiven Spiel-Bereich.
Auf dem Museumsgelände steht auch das erste Gebäude von Boeing, die „Red Barn“, das von seinem nahegelegenen Original-Standplatz hierher bewegt wurde. Ursprünglich war das nämlich eine Schiffswerft, die Firmengründer William Edward Boeing einst für symbolische zehn Dollar kaufte, um Flugzeuge für den ersten Weltkrieg zu bauen. Zu dieser Frühzeit von Boeing gibt es eine große Ausstellung mit alten Maschinen und dem Original-Büro des Firmengründers.
Museum of History and Industry (MOHAI)
Ein ehemaliges Navy-Ausbildungsgebäude am Lake Union und in Nachbarschaft zum Wasserflugzeug-Terminal von Kenmore Air beherbergt das „MOHAI“, Museum of History and Industry (860 Terry Avenue N. , Seattle, Tel. 206-3241126, www.mohai.org). Das Mohai ist die erste Adresse für jeden, der sich genauer für die Geschichte von Seattle und Washington State interessiert.
Auf die für amerikanische Top-Museen typische Weise ist die Geschichte der Stadt hier exzellent, teils interaktiv und abwechslungsreich aufbereitet. Eine vielfältige Multimedia-Show beispielsweise macht das große Feuer in Seattle von 1889 hautnah erlebbar. In einem Ausstellungsteil kommen Seattle-Zeitzeugen zu Wort, an anderer Stelle präsentiert das Museum die vielen berühmten Erfindungen, die in der Stadt gemacht wurden – und die man nicht sofort in Seattle verorten würde.
Zu den vielen Ausstellungsstücken gehört auch eine Modellsammlung von Verkehrsflugzeugen und ein „Boeing B1“-Wasserflugzeug, einem der ersten zivilen Maschinen von Boeing überhaupt, das für den Postverkehr zwischen Seattle und Victoria in British Columbia im Einsatz war.
Direkt neben dem MOHAI liegt der romantische „Wodden Boat Harbor“ sowie an der Pier vor dem Museum einige sehenswerte, historische Schiffe, unter anderem das größte noch funktionierende Dampfschiff Amerikas als Holz, die Virginia V aus der legendären Mosquito Fleet.