Energie-Effizienz: Das klingt sperrig, lässt sich aber eigentlich sehr einfach zusammenfassen: Der beste Klima- und Umweltschutz in der Kreuzfahrt ist der Treibstoff, der nicht verbraucht werden. Um drei Tonnen CO₂ pro Tonne Treibstoff geht es dabei, über den Daumen gepeilt. Mit welchen Maßnahmen und Tricks die Kreuzfahrtschiffe künftig ihren Treibstoff-Verbrauch weiter senken können und um wieviel effizienter sie über die vergangenen Jahrzehnte bereits geworden sind, darüber sprechen wir in dieser Folge der Video-Serie „Umwelt- und Klimaschutz in der Kreuzfahrt“.
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Höhere Energie-Effizienz durch Innovationen
Das größte Potenzial zur Steigerung der Energie-Effizienz, also Senkung des Treibstoffverbrauchs, bieten Kreuzfahrtschiff-Neubauten. Selten geht es dabei aber um bahnbrechende Erfindungen, die die Effizienz sprunghaft verbessern. Es ist meist die Summe von kleinen Verbesserungen.
Gut nachvollziehbare Beispiele:
- LED-Beleuchtung
- Abschaffung von Minibar-Kühlschränken in den Kabinen
- „intelligent“-computergesteuerter, lernende und „vorausdenkende“ Klimaanlagen
- Air-Lubrication – feine Luftblasen unter dem Schiffsrumpf als „Schmiermittel“
- Anpassung von Rumpf- und Propellerdesign an typische Fahrtgeschwindigkeit eines Schiffs
- neue Beschichtungen für den Rumpf (antifouling), um Ansetzen von Algen, Muscheln und Seepocken zu reduzieren
- computergestützte Navigation mit optimaler Geschwindigkeit
… und auch neue Herangehensweisen wie die Berücksichtigung in Berechnungs-Modellen, beispielsweise: weg von glatter See als Berechnungsbasis hin zu typischem, leichtem Seegang, bei dem sich ein Schiff anders verhält. Das bringt realistischere Ergebnisse.
Durch kontinuierliche, technische Neuentwicklungen sind bislang, als Daumenregel, jedes Jahr Effizienzsteigerungen von zwei bis drei Prozent entstanden.
Ein aktuelles Schiff ist also rund 25 Prozent energieeffizienter als eines, das vor zehn Jahren gebaut wurde, teils sogar deutlich mehr. Ein aktuelles Schiff benötigt nur noch die Hälfte an Treibstoff wie eines, das vor 20 Jahren in Dienst ging – und halbiert damit die Emissionen, und zwar eben auch CO2.
Der Energy Efficiency Design Index (EEDI)
Energie-Effizienz ist so relevant, dass es dazu seit 2013 verbindliche Vorgaben für Schiffsneubauten gibt, den Energy Efficiency Design Index (EEDI).
Der EEDI ist ein Kennwert, der die CO2-Emissionen pro Tonne Ladung und gefahrener Seemeile für neue Schiffe angibt. Für eine sinnvolle Vergleichbarkeit gibt es bei der Berechnung unterschiedliche Schiffskategorien, darunter auch eine für Passagier- respektive Kreuzfahrtschiffe, bei denen natürlich Ladung eine untergeordnete Rolle spielt.
Zugleich gibt es Mindesteffizienz-Vorgaben, die neu gebaute Schiffe nicht überschreiten dürfen. Letzteres ist bei Kreuzfahrtschiffen allerdings ohnehin kein Thema: Neue Kreuzfahrtschiffe übertreffen regelmäßig den EEDI vorausgegangener Neubauten. Beispiel: Das (zum Redaktionsschluss des Videos) neueste Kreuzfahrtschiff, die MSC Euribia, unterschreitet den zulässigen Wert laut MSC Cruises um satte 55 Prozent.
Ziel der IMO ist, mit Hilfe des EEDI den CO2-Ausstoß von Schiffen innerhalb von zwölf Jahren um 20 bis 30 Prozent zu reduzieren. In der Kreuzfahrt werden solche Verbesserungen durch stetigen, technischen Fortschritt aber ohnehin schon lange erreicht.
Aber unabhängig von der technischen Berechnung des EEDI kann ein Kreuzfahrtschiff seine Energie-Effizienz noch weiter deutlich steigern, durch:
Die Energie-Effizienz ist etwas, das man als Reederei in recht großem Umfang auch mit bestehenden Schiffen tun kann – auch wenn Neubauten ein noch viel größeres Potenzial bieten.
- langsamer fahren, weil Treibstoffverbrauch bei höherer Geschwindigkeit nicht linear, sondern exponentiell ansteigt. Fährt ein Schiff schneller, braucht es bei gleicher zurückgelegter Entfernung mehr Treibstoff als bei langsamerer Fahrt.
Entsprechend kann die Reederei schon bei der Routenplanung für ein Schiff den Treibstoffverbrauch senken: kürzere Strecken zwischen einzelnen Häfen einplanen, um langsamer fahren zu können; und/oder kürzere Hafenliegezeiten vorsehen.
Und natürlich lassen sich auch einige andere Maßnahmen auf bestehenden Schiffen nachrüsten, etwa LED-Beleuchtung und Ähnliches.
Und um es klar zu sagen: Energie-Effizienz ist nicht nur im Sinne von Umwelt- und Klimaschutz. Es nützt auch ganz deutlich dem Geldbeutel der Reedereien. Denn höhere Energie-Effizienz bedeutet weniger Treibstoffverbrauch – und das spart in Hinblick auf die Lebensdauer eines Kreuzfahrtschiffs sehr viel Geld, selbst wenn man in Energieeffizienz-Maßnahmen beim Schiffbau zunächst investieren muss.
Energie-Effizienz ist eine der seltenen Fälle, wo die finanziellen Interessen von Unternehmen und Umwelt- und Klimaschutz-Interessen das gleiche Ziel haben.
