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Video: Umwelt- und Klima-Schadstoffe aus Kreuzfahrtschiff-Emissionen

Welche Emissionen, welche Schadstoffe bringen der Kreuzfahrt so viel Kritik ein? Das klären wir in diesem Video – wie sich diese Schadstoffe auf Umwelt, Gesundheit und Klima auswirken und wie sich Emissionen aktuell und zukünftig vermeiden lassen.

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Mehr zu diesem Thema finden Sie übrigens auch in unserem Beitrag „Fakten zu Luftschadstoffen und Kreuzfahrtschiff-Emissionen„.

Der wichtige Unterschied zwischen Klimaschutz und Umweltschutz: Diese Unterscheidung klingt erst einmal kleinkariert, ist aber wichtig für die Suche nach spezifischen Lösungen und Maßnahmen.

Klimaschäden wirken sich global aus – es ist egal, wo auf der Welt klimaschädliche Gase wie CO₂ oder Methan ausgestoßen werden.

Wissenschaftlich geklärt ist, dass Treibhausgase wie CO₂ und das noch deutlich schädlichere Methan zur Erderwärmung beitragen und damit den weltweit definierten Klimazielen zuwiderlaufen. Jede Tonne CO₂-Ausstoß ist eine zu viel.

Umwelt- und Gesundheitsschäden sind (im Wesentlichen) lokal oder regional begrenzt – Schwefeloxide, Stickoxide, Schwermetalle, Ruß und Feinstaub entfalten ihre schädliche Wirkung im nahen Umfeld der Emissionsquelle – also in Hafenstädten, im Meer entlang viel befahrener Schifffahrtsrouten, in polaren Regionen oder in Gewässern mit wenig Wasseraustausch wie der Ostsee.

Anders als bei den Treibhausgasen ist viel umstrittener, welche dieser Schadstoffe sich in welchen Konzentrationen auf Umwelt und Gesundheit auswirken. Auch kann man in einer Innenstadt-Lage wie Hamburg trefflich darüber streiten, wie viel der allgemeinen Luftverschmutzung von Kreuzfahrtschiffen und wie viel aus anderen Quellen wie dem Autoverkehr oder aus dem Frachthafen stammen.

Die ausgestoßenen Schadstoffmengen sind Fakten, die Auswirkungen dagegen umstritten. Deshalb enthalte ich mich hier einer Bewertung zu potenziellen Umwelt- und Gesundheitsschäden.

Meine persönliche Sichtweise ist aber dennoch, dass man auch-nur-potenziell schädliche Emissionen generell so gut vermeiden sollte, wie nur möglich. Ziel muss sein, Emissionen zu reduzieren, idealerweise ganz abzustellen.

Umwelt- und Gesundheits-Schadstoffe: SOx, NOx, Ruß/Partikel/Feinstaub, Schwermetalle

Emissionen von Umwelt- und Gesundheits-Schadstoffen entstehen bei Verbrennung von fossilen Kraftstoffen auf Rohölbasis; nicht bei fossilem LNG (mit Ausnahme von NOx, das aber bis zu 85 Prozent weniger als bei Schweröl oder Marinediese)

Schwefeloxide, SOx

Schwefeloxide entstehen bei der Verbrennung des Kraftstoffs im Motor durch Oxidation des im Kraftstoff enthaltenen Schwefels.

Grenzwerte:

  • 0,5 Prozent im Treibstoff, weltweit
  • 0,1 Prozent, in Schutzgebieten – Nord-/Ostsee, nordamerikanische Küste, ab 2025: Mittelmeer
  • wird von 2024 bis 2026 stufenweise in den EU-Emissionshandel (ETS) integriert

Lösung:

  • stark entschwefeltes Schweröl (aber: hoher Energieaufwand zur Entschwefelung = CO₂)
  • ohnehin schwefelarmes Marinegasoil (MGO)
  • Abgaswäscher „Scrubber“
  • LNG, Bio- und synthetische Kraftstoffe enthalten keinen Schwefel

Scrubber sind eine zunehmend umstrittene Technik, denn sie sind eben nur eine Notlösung: Sie filtern Schwefel, der idealerweise erst gar nicht in den Emissionen enthalten sein sollte. Denn die herausgefilterten Schadstoffe müssen entsorgt werden.

Open-Loop-Scrubber, die das Waschwasser direkt ins Meer einleiten, sind beispielsweise in chinesischen Häfen sowie in Vancouver, Seattle und ein paar anderen Orten bereits verboten. Ob und wie schädlich das Einleiten des Waschwassers und der enthaltenen Schadstoffe am offenen Meer ist, darüber streiten sich die Experten noch, weil der Eintrag sich im Meer so schnell verdünnt, dass er schon kurze Zeit später nicht einmal mehr nachgewiesen werden kann.

Stickoxide, NOx

NOx entsteht bei der Verbrennung von Kraftstoff im Motor. Wieviel NOx entsteht, ist bauartbedingt und daher nachträglich kaum zu beeinflussen. Daher hängen die vorgeschriebenen Grenzwerte vom Alter des Schiffs ab.

Grenzwerte:

  • Mehrstufige Grenzwerte, abhängig von der Kiellegung des Schiffs, TIER I, II, III, die höchste Stufe seit 2016 – also über den Daumen gepeilt für Schiffe, die seit etwa 2019 in Dienst gegangen sind.

Als Kiellegung des Schiffs gilt hier übrigens nicht der öffentlich kommunizierte Show-Termin in der Werft, sondern die juristische Kiellegung – selbige definiert ist übe eine bestimmte Menge an Stahl, der für dieses Schiff bereits zugeschnitten ist.

Lösung:

  • optimierte Motoren, SCR-Katalysatoren
  • LNG verursacht bis zu 85 Prozent weniger NOx

Ruß/Partikel/Feinstaub

Grenzwerte: keine

Lösung:

  • Filterung gröberer Partikel durch Scrubber
  • Rußfilter, wie vom Nabu propagiert, existieren für größere Schiffe nicht (und werden mangels Regulierung wohl auch nicht entwickelt)
  • LNG verursacht nahezu keinen Partikel-Ausstoß
  • E-Fuels zumindest deutlich reduzierte Mengen (Partikel entstehen hier über Ammoniak-Ausstoß, der sich mit anderen Teilchen in der Luft zu Partikel verbindet)

Schwermetalle

Schwermetalle sind vor allem in Schweröl enthalten.

Grenzwerte: keine

Lösung:

  • Verzicht auf Schweröl
  • Scrubber reduzieren einen Teil dieser Emissionen
  • LNG, Bio- und synthetische Kraftstoffe enthalten keine Schwermetalle

Und die Klima-Schadstoffe?

Klimaschadstoffe wirken global, sind lokal dagegen ungefährlich – in der Kreuzfahrt sind CO₂ und Methan in Zusammenhang mit LNG relevant.

CO₂ entsteht generell bei Verbrennung von fossilen Kraftstoffen, ziemlich unabhängig von der Art des Kraftstoffs.

Formell liegt der CO₂-Ausstoß bei LNG rund 20 Prozent niedriger, was aber durch um ein vielfaches klimaschädlicheres Methan zunichtegemacht wird, das als Methan-Schlupf bei der Verbrennung sowie Methan-Austritt bei der Gasförderung entweicht. Mehr zum Thema Methan-Schlupf in der Video-Folge zu LNG.

Laut EU-Kommission war die globale Schifffahrt (also alle Schiffe, nicht nur Kreuzfahrt) im Jahr 2018 für den Ausstoß von 1.076 Millionen Tonnen CO₂ verantwortlich – rund 2,9 Prozent der gesamten CO₂-Emissionen durch menschliche Aktivitäten auf der Erde.

Grenzwerte:

  • CO₂ und Methan (CH4) wird von 2024 bis 2026 stufenweise in den EU-Emissionshandel (ETS) integriert

Lösung:

  • Verwendung von klimaneutraler Energie bei der Verarbeitung von fossilen Energieträgern, beispielsweise auch bei der Verflüssigung von Erdgas (oder Bio-Gas) zu LNG oder der Entschwefelung von Schweröl
  • Einsatz klimaneutrale Treibstoffe (= erzeugt mit klimaneutraler Energie)

Wie schädlich ist die Kreuzfahrt für Umwelt, Gesundheit und Klima?

Spontan würde wohl fast jeder antworten: sehr schädlich. Versucht man aber, eine fundierte Antwort auf Basis von Fakten zu geben, wird es ziemlich komplex – vor allem, wenn man die Kreuzfahrt fairerweise und sinnvollerweise in Relation zu all unseren täglichen Aktivitäten setzen will.

Wie schwierig das ist, zeigen Berechnungen von Umweltverbänden, die Vergleiche mit Autos oder Flugzeugen ziehen. Denn schon so vermeintlich einfache Dinge lassen sich kaum vergleichen – Flugzeuge legen große Strecken zurück, haben aber quasi keinen Hotel- und Entertainmentbetrieb. Wollte man das mit Schiffen vergleichen, ergeben sich große Diskrepanzen abhängig davon, welche Flugentfernung man für einen Urlaubsvergleich ansetzt, selbst wenn man dann die Emissionen des Hotels vor Ort mit einbezieht.

Vergleicht man mit Autos, bleibt typischerweise außen vor, dass ein Auto die allermeiste Zeit in der Garage steht, sodass ein Vergleich des Jahresausstoßes zu einer unverhältnismäßig hohen Zahl an Autos führt, weil ein Schiff permanent in Betrieb ist.

Je nach Sichtweise und konstruierter Vergleichskonstellation fallen solche Vergleiche deutlich zugunsten der Kreuzfahrt oder deutlich gegen sie aus.

Versucht man gar, einen Vergleich zu ziehen, indem man berücksichtigt, wie viele Alltagsgüter wie Smartphones oder Kleidung wir per Schiffstransport aus der ganzen Welt beziehen, wird es noch komplizierter – und schnell auch ideologisch, weil plötzlich Wertungen wie „Smartphone brauche ich, aber Kreuzfahrt ist überflüssiger Luxus“ mitspielen. Das sind dann aber Argumente, die im Grunde gleich unser gesamtes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem infrage stellen.

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Über den Autor: FRANZ NEUMEIER

Franz Neumeier
Über Kreuzfahrt-Themen schreibt Franz Neumeier als freier Reisejournalist schon seit 2009 für cruisetricks.de und einige namhafte Zeitungen und Zeitschriften. Sein Motto: Seriös recherchierte Fakten und Hintergründe statt schneller Schlagzeilen und Vorurteile, damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann. TV-Reportagen zitieren ihn als Kreuzfahrt-Experten und für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er wird regelmäßig in die Top 10 der „Reisejournalisten des Jahres“ gewählt und gewann mit cruisetricks.de mehrfach den „Reiseblog des Jahres“-Award.

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