Mit dem Quad durchs Unterholz von Yucatan und am Strand noch ein wenig Schnorcheln – das ist mein Programm auf der mexikanischen Insel Cozumel mit der Norwegian Getaway. Abends geht’s zum Italiener La Cucina an der Waterfront und in die vielleicht beste Musik-Show auf einem Kreuzfahrtschiff überhaupt.

Cozumel ist mit rund drei Millionen Passagierbewegungen im Jahr einer der größten Kreuzfahrthäfen der Welt. Die Tauch- und Schnorchel-Reviere der Gegend sind weltbekannt und auch Maya-Ruinen wie die von Tulum sind von hier aus erreichbar.
Ich habe mich dafür entschieden, auf der Insel Cozumel zu bleiben und eine kombinierte Tour mit ATVs (Quads) und Schnorcheln am Strand zu buchen. Landausflüge zum Beispiel nach Tulum dauern relativ lange, weil man zunächst mit der Fähre aufs Festland übersetzt und dann noch einmal eine Weile mit dem Bus unterwegs ist.
Maya-Wasserspeicher und wunderbare Schlammlöcher
Wir lassen uns also mit Helmen und Staubschutz-Tüchern ausstatten (Tücher und Schließfächer kosten jeweils fünf Dollar extra) und rattern zunächst über staubige Straßen zu einem faszinierenden, historischen Wasserspeicher, der fast wie eine Grotte aussieht.
Für die Maya waren diese natürlichen Regenwasser-Sammelbecken die einzige Wasserquelle auf der Insel. Heute sind sie eine kleine Touristenattraktion. Wer mutig ist, springt von oben durch die Felsöffnung in das relativ kühle Wasser etwa fünf oder sechs Meter tiefer.
Durch dichten, niedrigen Wald geht es danach noch etwas weiter ohne große Sehenswürdigkeiten. Den Spaß machen hier vor allem die kurvigen, holprigen und teils schlammigen Wege aus, auf denen man das ATV-Feeling so richtig auskosten kann. So könnte ich noch eine Stunde oder zwei weiterfahren, aber die Strecke ist nur relativ kurz, bevor wir wieder in der Basis ankommen.
Feinster Tequila zum Probieren

Dort gibt’s unerwartet eine Tequila-Verkostung mit mehreren kleinen Portionen sehr feinen Tequilas und wir lernen einiges über die traditionelle Herstellung von Tequila. Jetzt weiß ich, das Tequila nicht wie Sierra-Billigproduktion schmecken muss, sondern ganz im Gegenteil sehr fein sein kann. Anschließend gibt’s den Tequila natürlich auch zu kaufen. Dieser nicht-industriell produzierte Agaven-Schnaps ist allerdings (nachvollziehbarerweise) nicht ganz billig: ab 70 Dollar pro Flasche.
Schnorcheln ohne richtig abzutauchen
Das Schnorcheln im Anschluss bleibt vor allem im Vergleich zu Costa Maya am Tag zuvor hinter den Erwartungen zurück. Zeit ist nur für eine Schnorchel-Runde in der Gruppe und damit zwangsläufig mit Schwimmweste, sodass man nicht tiefer hinab tauchen kann.

Die meisten Fische sehen wir, als der Guide sein Fischfutter auspackt. Immerhin: Das Wasser ist glasklar und erlaubt einen erstaunlichen Fernblick unter Wasser.
Aber um das bekannte Riff hier zu sehen, müsste man ohnehin besser die Sauerstoff-Flasche umschnallen und vorne am Riff selbst tauchen. Vorher gute Schnorchel-Spots zu recherchieren und sich dort mit dem Taxi hinfahren zu lassen, wäre unter diesem Aspekt die bessere Variante gewesen.
Wenn man auf Landgang zu viel trinkt …
Vor der Abfahrt der Norwegian Getaway werde ich Zeuge eines zugleich lustigen wie unwürdigen Schauspiels: Ein Betrunkener verpasst beinahe das Schiff. Um 16:30 Uhr sollten alle Passagiere wieder an Bord sein, Abfahrt ist für 17 Uhr geplant. Aber wie so häufig werden kurz vor 17 Uhr noch Passagiere per Lautsprecherdurchsage gesucht. Ein Zuspätkommer erregt dabei besonders viel Aufmerksamkeit. Um 17:10 Uhr sieht man ihn gemütlich die Pier entlang torkeln. Offensichtlich hat er sich mehr als nur ein paar Cocktails in den vielen Bars in Cozumel schmecken lassen.
Wirklich eilig hat es der Mann nicht. Er klatscht einen der Rikscha-Fahrer ab, der noch eine andere Passagierin in letzter Minute zum Schiff gefahren hatte. Er lässt sich feiern und versucht ein kleines Tänzchen an der Pier. Aber er hat Glück: Der Kapitän wartet auf ihn. Einige Passagiere sind „not amused“ und buhen ihn aus.
Italienisches Dinner im Freien

Zum Abendessen entschließe ich mich spontan mit zwei Kollegen, das gemeinsame Dinner im Hauptrestaurant zu schwänzen, stattdessen die herrliche Abendstimmung auf der Waterfront-Promenade zu genießen und beim Italiener „La Cucina“ im Freien zu dinieren.
Wie sich zeigt, war das nicht nur wegen der schönen Stimmung und den angenehm warmen Temperaturen eine gute Entscheidung. Auch das Essen ist nämlich wirklich exquisit (Preise: a la carte). Die Tintenfischringe (4,99 Dollar) sind zart, die Pesto-Gnocchi (7,99 Dollar) hausgemacht, butterweich, fantastisch. Die größte, positive Überraschung aber ist das Tiramisu (3,99 Dollar) – auf internationalen und selbst italienischen Schiffen oft eine eher fragwürdige Angelegenheit. Aber da Tiramisu von La Cucina ist einfach nur perfekt; genau so und nicht anders muss es sein. Respekt.
Nebenbei bemerkt: Anders als bei TUI Cruises sind bei Norwegian Cruise Line die Inklusive-Getränke auch in den Spezialitäten-Restaurants enthalten. Ein Bellini vorweg, der Limoncello danach und der Rotwein zum Essen kosten also nichts extra.
The Million Dollar Quartett
Ein zweites Highlight des Abends ist die Musik-Show „The Million Dollar Quartett“ – wie ich persönlich finde die beste Musik-Show, die es derzeit auf einem Kreuzfahrtschiff gibt.
Bühnenbild, Musik, und die Musiker-Schauspieler passen selbst in kleinen Details perfekt. Und ich habe noch nie erlebt, dass bei einer 90-minütigen Show das gesamte Publikum die letzten 25 Minuten durchgehend steht und quasi Dauer-Standing-Ovation spendet.
Die Story der Show ist schnell erzählt: Am 4. Dezember 1956 gab es in den Sun Studios des Produzenten Sam Phillips in Memphis ein legendäre Jam-Session mit Elvis Presley, Carl Perkins, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash. Das Ergebnis war das Album „The Million Dollar Quartet“. Die Show auf der Norwegian Getaway erzählt diesen historischen Tag nach, vor allem aber steht natürlich die Musik im Vordergrund, die jedem mitreißt, der sich für die Musik jeder Zeit begeistern kann.
