Erst fünf Mal war ein Schiff vor uns hier: Harvest Caye ist die neue Privatinsel vor der Küste von Belize. Mit der Norwegian Getaway waren wir einen Tag lang in Harvest Caye und haben uns das Insel-Ressort genau angesehen.
Harvest Caye ist die neue Privatinsel der Norwegian Cruise Line Holding – oder auch nicht, denn das Unternehmen mag die Bezeichnung „Privatinsel“ gar nicht. Aber dazu später mehr. Letztlich ist Harvest Caye genau das, was man sich unter einer Privatinsel in der Karibik vorstellt, lediglich mit ein paar Besonderheiten. Genutzt wird Harvest Caye von den drei Schwester-Reedereien Norwegian Cruise Line, Regent Seven Seas Cruises und Oceania Cruises.
Harvest Caye hat alles, was eine moderne Privatinsel bieten kann: einen weitläufigen Strand, einen riesigen Süßwasser-Pool, Restaurant und Bars, exklusive Cabanas und Strandhütten, Wassersport, mehrere Zip-Lines, Souvenir-Shops und sogar einen kleinen Zoo. Eher untypisch für eine Privatinsel: Von Harvest Caye aus gibt es auch Landausflüge aufs Festland von Belize.
Sandstrand und Süßwasser-Pool
Was mir an dem langen, großzügigen Sandstrand besonders auffällt: Trotz der über 4.000 Passagiere sind viele Sonnenliegen frei, auch im Schatten. Das schafft eine sehr großzügige Atmosphäre. Wirklich voll kommt es mir auf der ganzen Insel nirgendwo vor. Liegen und Sonnenschirme sind übrigens kostenlos, nur für Cabanas und Sonnen-Muscheln fallen Gebühren an.
Am hinteren Teil des Strands stehen edle Strandhütten mit abgesperrtem, privatem Strandbereich, die man für knapp 500 Euro pro Tag mieten kann. Bis zu sechs Personen haben da jeweils Platz.
Wer Süßwasser zum Baden bevorzugt, findet auf Harvest Caye einen der größten Pools der Karibik mit 1.400 Quadratmetern Fläche und inklusive einer „Swim-in“-Bar mit Bartischen und einem Tresen direkt im Wasser. In der Nachbarschaft liegt ein hübscher Wasserspielplatz für Kinder und auch Süßwasser-Duschen gibt es hier. Das Wasser stammt übrigens aus einer Osmose-Aufbereitungsanlage für Meerwasser.
Wassersport
Dass Harvest Caye ganz neu angelegt ist, sieht man vor allem der Wassersport-Lagune noch an – sie ist ein wenig kahl, denn die neu gepflanzten Mangroven und Büsche müssen erst wachsen. Immerhin säumen schon zahlreiche, imposante Palmen den Strand und die Lagune.
In der kleinen Bucht stehen Kajaks, Standup-Paddle-Boards und kleine Elektro-Motorboote zur Verfügung (Preise, siehe unten). Nach einer kurzen Einweisung fährt man damit ganz nach Lust und Laune durch die Lagune, unter einer Zipline hindurch, vorbei an Mangroven, rund um eine kleine Insel und am Leuchtturm vorbei.
Schnorcheln oder Tauchen gab es Ende November 2016 auf Harvest Caye noch nicht, das ist aber fürs erste Quartal 2017 geplant: Mit „Ocean Explorer“ soll es etwa fünf Meilen entfernt eine Basis für Schnorcheln und Helm-Tauchen geben. Auf der Privatinsel selbst ist Schnorcheln nicht sinnvoll, denn die Mangroven sind unzugänglich und geschützt und am Sandstrand gibt’s unter Wasser nicht viel zu sehen.
Zip-Line
Schon aus der Entfernung fällt der große, weiße Leuchtturm auf, der alles auf der Insel überragt. Der entpuppt sich bei näherer Betrachtung als „Flight House“ – die Basis für drei Zip-Lines und eine Hängebrücke, die quer über die Insel und über die Badebucht führen (61 Euro). Wer will, kann auch noch den Freefall Jump probieren (inklusive Zip-Line: 74 Euro).
Souvenir-Shops
Durch Harvest Caye führen gepflasterte Wege, im Strandbereich einen hölzernen Boardwalk – letzterer auch zum Barfußlaufen recht angenehm. Nahe der Pier bilden Souvenir-Shops ein kleines Dorf, das ein wenig das Flair von Belize vermitteln soll.
Die meisten Souvenirs hier stammen von lokalen Künstlern und darunter finden sich durchaus einige wirklich hübsche Stücke. Auf einer Bühne am Rand des Dorfs spielen und tanken lokale Musiker und Tänzer.
Ein kleiner Zoo
Ein liebenswertes Detail und ein Besonderheit von Harvest Caye ist der kleine Zoo (Eintritt frei). Die in Belize heimische Würgeschlange Boa Constrictor kann man hier bewundern und in einer großen Voliere fliegen einige Tukans herum – der Nationalvogel von Belize. In einer benachbarten Voliere sollen außerdem demnächst einige Aras einziehen.
Besonders faszinierend ist aber das Schmetterlingshaus. Am späteren Nachmittag ist der Andrang hier am geringsten, sodass man sich die großen, blauen Schmetterlinge, aber auch einige Geckos in aller Ruhe ansehen kann.
Infos und Pragmatisches
Kreuzfahrtschiffe legen in Harvest Caye an einer auf Stelzen im Meer stehenden Pier an, sodass man jederzeit zurück auf Schiff kann. Der Laufweg vom Schiff über die Pier zum Eingang von Harvest Caye ist 365 Meter lang, die Pier hat aber ein durchgehendes Zeltdach für Schatten und zwischendurch Bänke zum Ausruhen. Für Gehbehinderte gibt es auch einen Transport mit einem offenen Shuttle-Zug.
Getränke und Essen werden auf Harvest Caye separat berechnet und auch Inhaber eines Getränkepaketes beziehungsweise deutsche All-inklusive-Passagiere müssen Getränke und Essen hier bezahlen. Darin unterscheidet sich diese Insel von anderen Privatinseln von Reedereien und das ist einer der Gründe, warum die Reederei Harvest Caye nicht als „Privatinsel“ bezeichnen möchte.
Entlang des Boardwalks gibt es immer wieder Wasserstationen zum Durstlöschen, kostenlos.
Was man auf anderen Privatinseln meist vermisst, sind Schließfächer. Auf Harvest Caye gibt es sie – allerdings nicht ganz billig: einmal ab- und wieder aufschließen kostet fünf Dollar. Kostenlos sind die Schließfächer während bezahlter Aktivitäten wie Kajak oder Zipline.
Bezahlen kann man auf Harvest Caye übrigens in Restaurants und Bars mit der Schiffskarte mit Abbuchung vom Bordkonto, einige der Souvenir-Shops akzeptieren dagegen nur Bargeld (US- oder Belize-Dollars), einige auch Kreditkarte.
Preise auf Harvest Caye
Die aktuellen Preise der Aktivitäten auf Harvest Caye und angebotene Ausflüge am Festland finden sich auf der Norwegian-Website. Hier ein knapper Überblick zu den Aktivitäten auf der Insel selbst:
Elektroboot (1 Stunde): 42 Euro (Platz für 2 Personen)
Standup-Paddeling (1 Stunde): 18 Euro (gleicher Preise für Erwachsene und Kinder) ; kleinere Kinder dürfen vorne am Board kostenlos mitfahren
Kajak (1 Stunde): 23 Euro pro Person (gleicher Preise für Erwachsene und Kinder)
Zipline (1,5 Stunden): 61 Euro
Zipline mit Freefall Jump (2 Stunden): 74 Euro
Parasailing (1 Stunde): 93 Euro
Private Strand-Cabana: 471 Euro pro Tag für bis zu sechs Personen
Pool-Cabana: 235 Euro pro Tag für bis zu vier Personen
„Privatinsel“ oder nicht?
Wie schon erwähnt, nennt Norwegian Cruise Line Harvest Caye nicht „Privatinsel“, sondern bevorzugt blumige, kaum ins Deutsche zu übersetzende Bezeichnungen wie „Premier Island Destination“. Der Grund dafür ist wohl vor allem, um Missverständnisse zu vermeiden im Vergleich zu anderen Privatinseln – insbesondere weil auf Harvest Caye beispielsweise Getränkepakete nicht gelten.
Eine private Insel ist Harvest Caye aber dennoch: Sie wurde als Ansammlung von kleinen Mangroven-Wäldchen von der Norwegian Cruise Line Holdings gekauft, entwickelt und aufgebaut. Betrieben wird das Ressort nun von der NCLH-Tochtergesellschaft „Provisions Belize“.
Darin unterscheidet sich Harvest Caye in der Tat von anderen Privatinseln. Denn auf der Insel arbeitet (außer den Bordfotografen) keine Crew vom jeweiligen Schiff und es werden auch keine Lebensmittel vom Schiff an Land gebracht, wie sonst bei Privatinsel üblich. Harvest Caye ist selbst versorgend, die Mitarbeiter stammen nahezu ausschließlich vom Festland in Belize. Und es gibt Landausflüge auch aufs Festland, sogar von Reederei-unabhängigen Veranstaltern.
Und auch wenn der Passagier davon kaum etwas merkt: Für Harvest Caye wird das Schiff allen Zoll- und Einreise-Prozeduren unterzogen, die in Belize nötig sind. Sogar einen Hafenagenten der Reederei gibt es hier und die (unauffälligen) Sicherheitskräfte stammen ebenfalls aus Belize.
Mein Fazit zu Harvest Caye
Über Privatinseln kann man geteilter Meinung sein, denn natürlich sind sie immer eines: mehr oder weniger künstlich angelegt. Andererseits ergibt sich der Reiz einer solchen Insel gerade daraus, dass die Reederei – oder wie hier der Betreiber – die volle Kontrolle darüber hat, was passiert. Auf einer Privatinsel können sich die Passagiere sicher und unbeschwert bewegen, Sonne und Strand ausgiebig genießen, ohne sich um irgendetwas Gedanken zu machen. Ein Tag auf einer Privatinsel ist quasi ein Seetag an Land.
Mit Harvest Caye ist eine Privatinsel gelungen, die großzügig gestaltet ist und auf der auch über 4.000 Passagiere bequem Platz haben, ohne dass es irgendwo überfüllt wirken würde. Ein Highlight ist der riesige Süßwasserpool. Und auch die Wassersport-Lagune wird sich schnell zu einer wunderschönen Ecke von Harvest Caye entwickeln, wenn die Ufer mit Mangroven zuwachsen und man dort mit Paddleboard, Kajak oder den leisen, aber recht schnellen Elektrobooten herumkurven kann.
Und wer mit dieser Privatinsel-Atmosphäre partout nichts anfangen kann, hat auf Harvest Caye die schöne Option, einfach einen Ausflug aufs Festland von Belize zu buchen und dort beispielsweise die Maya-Ruinen von Nim Li Punit, eine Gewürzfarm oder einen botanischen Garten zu besuchen.
Harvest Caye
- Besitzer: Norwegian Cruise Line Holdings
- wird angelaufen von: Norwegian Cruise Line, Regent Seven Seas Cruises, Oceania Cruises
- in Betrieb seit: November 2016
- geografischer Name: Harvest Caye
- Größe: 0,3 Quadratkilometer