Bei aller Neugier auf fremde Kulturen, tolle Strände, schöne Städte: Seetage möchte ich auf einer Kreuzfahrt nicht missen. Erst recht nicht auf einem so großen und vielfältigen Schiff.

Die Mittelamerika-Route der Norwegian Getaway beinhaltet gleich zwei Seetage – zum Erkunden des Schiffs, vor allem aber, um sich am Pool, in einem Sessel an der Waterfront-Promenade oder an einer Bar dem süßen Nichtstun hinzugeben.
„Nichtstun“ ist freilich relativ, wenn man vor allem zum Arbeiten an Bord ist. Dennoch: Der Tag beginnt erst einmal mit einem sonnigen Frühstück, ob im Garden-Café-Buffet oder mit Bedienung im Hauptrestaurant. In Garden Café ist das Bircher-Müsli mit Nüssen und Obst mein Standard, im „Taste“ gönne ich mir am zweiten Seetag am Ende der Reise noch einen richtig deftigen Teller mit Schoko-Pancakes, Sirup und Speck. Alles sehr fein, nur „Pfirsiche und frische Blaubeeren“ von der Karte enttäuschen: Erstere sind aus der Dose, Letztere scheinen am Ende der Reise ein wenig knapp geworden zu sein …
Das besondere an dieser Route ist übrigen, dass wir zweimal recht nahe an Kuba vorbei fahren.

Beide Male ist die Küste zu sehen, am ersten Seetag glitzern sogar die Fenster der Häuser von Havanna im Sonnenaufgang zu uns herüber. Besonders für die Amerikaner an Bord ist das wie ein Blick in eine andere Galaxie. Denn Kuba ist zwar nur ein paar Dutzend Meilen von Florida entfernt und war doch für mehrere Jahrzehnte unerreichbar. Erst jetzt öffnet sich Kuba langsam für Amerikaner und auch die US-Regierung erlaut ihren Staatsbürgern wieder dorthin zu reisen.

Auf See mit der Norwegian Getaway: 360-Grad-Video
Mit meiner 360-Grad-Kamera mache ich normalerweise Panorama-Fotos. Aber das Gerät kann auch Video. Der erste Seetag bot die ideale Gelegenheit, auch diese Funktion einmal auszuprobieren.
Mit diesem Video könnt Ihr zumindest für gut eine Minute beinahe live dabei sein und die herrliche Stimmung am Waterfront-Promenadendeck am Heck der Norwegian Getaway spüren.
Rutschen-Spaß am Pooldeck
Der Nachmittag gehörte dem Pooldeck und vor allem den rasanten Wasserrutschen. Die Freefall-Rutsche hatte ich schon einmal bei Indienststellung des Schiffs ausprobiert – damals allerdings zu sehr unfreundlich kalten Bedingungen in der Nordsee. Umso mehr Spaß macht es, alle Rutschen bei sonnigem, warmem Wetter ganz ohne zu frieren zu genießen.

Tipp: Selbst die pinkfarbene Kinder-Rutsche wird ziemlich schnell, wenn man eine gute Körperspannung hält und möglichst nur mit den Fersen und den Schulterblätter Kontakt zur Rutschenröhre hat. Die Rutschen der Norwegian Getaway sind sicherlich die rasantesten Rutschen auf Kreuzfahrtschiffen insgesamt. Und die beiden parallel laufenden Freefall-Rutschen sind ein Nervenkitzel, an den sich nicht alle Passagiere heran trauen.
Faulenzen am Pool und an der Waterfront
Den Rest des Nachmittags habe ich dann etwas gemacht, was ich auf Dienstreisen sonst nahezu nie tue: Ich habe mir am Pooldeck einen Liegestuhl gesucht und bei einem fruchtigen Mango-Cocktail die Füße hochgelegt.
Als die Sonnencreme zu versagen drohte, habe ich meinen Kindle ausgepackt und mir ein schattiges, ruhiges Plätzchen an der Waterfront gesucht und bin dort erst nach Sonnenuntergang wieder weg gegangen. Dort gibt es in der „Dolce Gelato“-Eisdiele auch ein ganz passables Eis (der kleine Becher mit einer Sorte zu 2,50 Dollar). Ab und zu muss das einfach mal sein, auch wenn man nur zum Arbeiten unterwegs ist.
Zum Abendessen geht es am ersten Seetag in eines der drei großen Hauptrestaurants, das Savor. Ich bestelle Maui Red Onion Soup, Veal Oscar mit Snow Crab und beim Dessert kann ich mich nicht zwischen zweier meiner Favoriten entscheiden – also beides: Pecan Pie und Warm Chocolate Lava Cake. Ja, das Essen bei Norwegian Cruise Line ist in den vergangenen Jahren sehr deutlich besser geworden und auch die Desserts spielen jetzt erfreulicherweise in der Oberliga mit.
Den zweiten Seetag und zugleich unseren letzten Tag an Bord der Norwegian Getaway beschließen wir mit dem etwas turbulenten und lautstarken Spektakel des japanischen Teppanyaki-Restaurants. Es gibt eine überraschend schmackhafte Miso-Suppe, Sesam-Seetang-Salat und zum Hauptgang bestelle ich mir Filet Mignon und Jumbo Shrimps. Fleisch und Shrimps sind trotz der Show-Einlagen des Kochs perfekt auf den Punkt gegart.
Der Lärmpegel im Teppanyaki-Restaurant ist jedoch grenzwertig – denn auch die Köche der Nachbartische animieren ihre Gäste unter anderem zum lautstarken Mitsingen von Party-Hits. Geschmackssache, ob einem das zusagt.
Burn the Floor
Die Show am ersten Seetag hat es in sich: „Burn the Floor“ ist eine temperamentvolle und rasante, musikalisch und technisch absolut erstklassige Tanz-Show, die zeigt, dass Norwegian Cruise Line mit die besten Shows auf Kreuzfahrtschiffen überhaupt bietet. Emotional noch ein wenig mehr berührt hatte mich persönlich die kubanische Tanzshow auf der Carnival Vista. Aber das ist natürlich sehr subjektiv und auch nur eine Nuance auf höchsten Niveau.

Das Publikum auf der Norwegian Getaway war zu Recht hingerissen, begeistert und spendete lange Standing Ovations. Wer will, tanzt anschließend selbst noch im Open-Air-Nachtclub Spice H2O in die Nacht hinein.

Ich allerdings bin um diese Zeit dann doch lieber in meiner Balkonkabine und schlafe mich für den nächsten Tag fit – schon allein, um die wunderbaren Sonnenaufgänge auf See nicht zu verpassen.