„Heringsmuseum“ – klingt eher langweilig. Das Museum in Siglufjördur ist tatsächlich aber eines der besten Museen seiner Art weltweit. Auch sonst ist das Fischerdorf einen Besuch wert.
Sonne und Nebel wechseln sich alle paar Minuten ab, als wir morgens nach Siglufjördur einfahren. Mal ist von den Bergen kaum etwas zu erahnen, dann leuchten die grünen Berghänge in der Morgensonne. Möwen umschwärmen einen Fischkutter, der in Hafen geraden seinen Fang an Land bringt.

Auf dem Programm steht heute der Besuch des Heringsmuseums von Siglufjördur. Das entpuppt sich als eines der schönsten Museen, die ich seit langem gesehen habe.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und bis 1968 war Siglufjördur der Fischereihafen für Heringe in Island schlechthin. 40 Prozent aller Exporte Islands machte damals der Fisch von hier aus – bis die Gewässer leer gefischt waren. Nach 25 Jahren Fangverbot wird heute wieder eine geringe Quote Hering gefischt.

Isländische „Herring Girls“ demonstrieren, wie damals für eine sehr ordentlichen Lohn von einer Kupfermünze pro Fass die frisch gefangenen Heringe ausgenommen und in Fässern eingesalzen wurden. Wenn ein Fang besonders umfangreich war, dauerten die Schichten auch mal bis zu 20 Stunden. Danach wurde jeden Abend kräftig gefeiert, getanzt und gesungen.
Neben dem eingesalzenen Fisch produzierte die Fischfabrik gleich nebenan auch Fischöl für die Kosmetikindustrie und als Brennstoff für Straßenlaternen sowie Fischmehl als Viehfutter-Zusatz und Düngemittel.
Die alten Produktionsanlagen wie Dampfmaschinen und die riesige Fischmehl-Trocknungstrommel sind so gut erhalten, dass das Museum wirkt, als hätten die Arbeiter die Fabrik erst vergangene Woche verlassen. Das Museum ist zum Anfassen und Erkunden, nichts ist abgesperrt, nichts in Vitrinen oder hinter Glas.

Natürlich probieren wir hier auch Hering: sauer eingelegt mit Zwiebel, geräuchert sowie eine Variante mit Salz und Zimt. Letzteres ist tatsächlich eine traditionelle Zubereitungsmethode. Die leichte Zimtnote gibt dem Hering einen überraschend guten und interessanten Geschmack.
In einer großen Bootshalle steht ein komplettes, hölzernes Fischerboot, das man bis hinunter in die Kajüte der Mannschaft erkunden kann. Daneben gibt es Werkstätten, kleinere Segel- und Ruderboote und allerlei Ausrüstung aus der Zeit – sehr faszinierend und mit viele Liebe zum Detail präsentiert. Da lohnt sich auch ein Ausflug von Akureyri hierher.