Das Konzept der Oasis-Class ist schon ein paar Jahre alt – die Oasis of the Seas ging 2009 in Dienst. Aber es hat nichts an seiner innovativen Attraktivität verloren, zumal RCI auf der Harmony of the Seas in den Details viele Weiterentwicklungen und neue Ideen von der jüngeren Quantum-Class übernommen hat.
Da sind zunächst die großen Attraktionen des Schiffs. Echte Pflanzen im Central Park, einer zuvor noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff realisierten Parkanlage unter freiem Himmel mit Spazierwegen und Straßencafes. Das spektakuläre Aqua Theater mit fast 20 Meter hohem Sprungturm, Wasserballett- und Fontänen-Show sowie – man glaubt es kaum – Tauchkurse direkt an Bord. Und wenn wir unsere Tochter aus den Augen verlieren, suchen wir als erstes am Boardwalk mit seinem nostalgischen Zirkus-Karussell einschließlich Drehorgel-Musik. Hoch über unseren Köpfen verläuft dort auch die Zipline – ein Stahlseil, an dem sich mutige Gäste seilbahnartig von einer Seite zur anderen schwingen.
Hintergründig macht aber etwas ganz Anderes die Oasis-Class und damit auch die Harmony of the Seas zu einem Meilenstein in der Kreuzfahrt: Royal Caribbean hat das Kreuzfahrtschiff als solches neu erfunden, statt einfach nur ein paar Decks oben aufzusetzen. Die Konstruktion mit zwei seitlichen Wohnblöcken, zum Himmel hin offenen Innenhöfen sowie die enorme Breite von 64 Metern (Rumpf: 47,2 Meter) ermöglicht Vieles, was bisher auf einem Kreuzfahrtschiff als unmöglich galt. Passagiere, die das Schiff zum ersten Mal betreten, bleiben mit offenem Mund stehen und staunen: der gerne zitierte „Wow“-Effekt.
Die Harmony of the Seas gleicht mehr einem Ferien-Ressort als einem Kreuzfahrtschiff und würde notfalls wohl auch ohne Hafenstopps auskommt. Die offene Bauweise mit viel Tageslicht und hohen Räumen macht die Orientierung sehr leicht. Auch im Schiffsinneren fühlen wir uns nirgendwo wie in einer Umsatz-Generierungs-Matrix gefangen. Gerade wegen dieser entspannten Atmosphäre und den überall präsenten, aber durchweg unaufdringlichen Verlockungen ist der Umsatz pro Passagier auf den Oasis-Class-Schiffen höher als auf anderen Schiffen. Andererseits bietet kein anderes Schiff so viel Attraktives auch ohne Zuzahlung.
20 Bars sowie 19 Restaurants und Cafés stehen zur Auswahl – das ist mehr, als man auf einer siebentägigen Kreuzfahrt durchprobieren kann. Das Angebot reicht vom Sandwich an der Bar und dem schnellen Johnny-Rocket’s-Burger bis zum eleganten Dinner im 150 Central Park auf Sternekoch-Niveau und dem märchenhaften-mysteriösen Wonderland.
Bei all dem guten und reichlichen Essen an Bord ist ein wenig Bewegung fast Pflicht. Und das fällt nicht schwer. Für die 670 Meter lange Joggingbahn ist der Umlauf des gesamten Decks 5 reserviert. Es gibt Basketballplatz, windgeschützte Tischtennisplatten, 9-Loch-Minigolfplatz, Eislaufbahn, Fitness-Geräte und zwei Flowrider-Anlagen zum Wellenreiten.
Es fällt auf der Harmony of the Seas leicht, stundenlang zu vergessen, dass man sich auf einem Schiff befindet. Wer die Weite des Ozeans und romantische Sonnenuntergänge schätzt, kommt auf der Harmony of the Seas zwar nicht zu kurz, hat das Meer aber nicht automatisch im Blick. Doch Pool- und Sports-Deck bieten einen ebenso grandiosen Meerblick wie Solarium, Windjammer-Restaurant, Aqua Theater und – für Suiten-Gäste – die Suite Lounge.
Wählerisch sollten Meer-Fans bei der Kabine sein: Auf der Harmony of the Seas bedeutet Balkon nicht automatisch Meerblick. Viele der Kabinen haben ihren Balkon nach innen mit Blick auf Central Park oder Boardwalk. Im Angebot sind sogar Innenkabinen mit Fenster auf die Royal Promenade. Neu auf der Harmony of the Seas sind Innenkabinen mit virtuellem Balkon, also ein bodentiefes Videodisplay, dass exakt und in Echtzeit darstellt, was draußen gerade zu sehen ist und damit einen echten Balkon inklusive Reling simuliert. Und auch Außenkabinen zur Einzelbelegung ohne Single-Zuschlag gibt es – endlich – ebenfalls.
Geradezu ein Paradies ist die Harmony of the Seas für Kinder und Familien. Gute Kinderbetreuung hat bei Royal Caribbean International Tradition, doch auf der Harmony of the Seas beschränkt sich das nicht auf den Kinder-Bereich Adventure Ocean. Vom Karussell über Eislaufbahn und Kinderpool bis zum eigenen Kinder-Theater ist für Spaß nahezu rund um die Uhr gesorgt.
Ein großzügiges, lichtdurchflutetes Spa hat das Schiff übrigens ebenfalls. Für die nötige Seelenruhe, sich im Spa verwöhnen zu lassen, müssen wir aber sicher noch zweimal auf den Oasis-Class-Schiffen fahren und all die Freizeit- und Unterhaltungsangebote probieren, uns durch alle Restaurants essen. Nur mit Mut zur Lücke und guter Planung haben wir uns auf der Harmony of the Seas dem Gefühl entzogen, etwas zu verpassen. Selbst sieben Tage auf einer normalen Reise reichen einfach nicht aus, um dieses Schiff der Superlative wirklich komplett zu entdecken.