Der erste Blick auf Bamsebu ist deprimierend: Bis in die 1920er-Jahre waren hier Walfänger aktiv. Am Strand türmen sich die Knochen von Belugas als Mahnmal, was Menschen einst in der Arktis angerichtet haben.
Ein Stück weiter in Richtung Berge liegt aber auch ein Mahnmal für die Klimasünden der aktuellen Gesellschaft: Ein junger Eisbär ist hier verhungert. Knochen und Fell liegen auf dem Tundra-Boden, eine der mächtigen Pranken ist noch ganz erhalten. Ein trauriger Anblick.
Für Aufheiterung sorgen aber sofort zwei Rentiere. Ein Vogel jagt die beiden über die Tundra. Offenbar sind sie seinem Nest zu nahe gekommen – da kennen die Vögel hier keine Gnade. Wer ihren Nestern zu nahe kommt, wird kompromisslos attackiert, selbst wenn Rentiere diesbezüglich keinerlei Gefahr darstellen.
Auf einer Wanderung in die nächste Bucht treffen wir später noch mehr Rentiere. Eine Gruppe aus etwa zehn überwiegend jungen Tieren kreuzt unseren Weg.
Zwei junge Rentiere sind sichtlich hin- und hergerissen zwischen Neugierde und Furcht vor den seltsamen, in roten Polarjacken gekleideten Fremden, die über ihre Tundra wandern. Immer wieder kommen sie näher, schauen und wittern, nur um beim kleinsten Geräusch oder der kleinsten Bewegung mit bockigen Sprüngen davonstieben.
Besonderes Glück haben wir am Strand, bevor es mit dem Zodiac zurück auf die Sea Spirit geht: Ein auf Spitzbergen seltener Blauer Polarfuchs streicht ohne Eile durch die Felsen und lässt sich durch die Touristen auch nicht sonderlich stören. Ein Stück weiter abseits legt er sich schließlich sogar zum Schlafen hin.
Die Expeditions-Guides berichten uns später, dass der Polarfuchs später, als wir alle den Strand wieder verlassen hatten, noch an den Strand kam – offenbar um zu kontrollieren, ob nach Abfahrt der Menschen alles wieder seine Ordnung hat.