Gelungene Kombination aus Expeditionserlebnis und Komfort: Die Sea Spirit war neun Tage lang mein schwimmendes Zuhause in der Arktis. Was macht dieses Expeditions-Kreuzfahrtschiff besonders? Wie steht’s um Essen, Service und Expeditionserlebnis?

Sea Spirit: gelungene Kombination aus Expeditionserlebnis und Komfort
Rauchen ist auf der Sea Spirit ausschließlich in kleinen, speziellen Zonen auf dem Außendeck erlaubt. Auf meiner Reise habe ich allerdings auch kein einziges Mal einen Passagier irgendwo rauchen gesehen.
Ohne dass Poseidon Expeditions es an die große Glocke hängt: Das Schiff ist nahezu frei von Einweg-Plastik, zumindest soweit das im Passagierbereich erkennbar ist. Am Eingang der Club Lounge gibt es zwei Wasserspender und jeder Passagier findet in seiner Kabine eine flexible Mehrweg-Trinkflasche vor. Die Strohhalme in den Cocktails an der Bar sind aus Papier, die Untersetzer für die Gläser aus Kork.
Restaurant und Essen
Ein ähnliches Understatement findet man bei Essen: Die Küche ist abwechslungsreich, vielfältig und nimmt Rücksicht auf die typischerweise vielen asiatischen Passagiere an Bord – was durchaus auch für die westlichen Passagiere ein Genuss ist. Vor allem aber sind die Gerichte exzellent zubereitet, Fisch und Fleisch zart und auf den Punkt gegart, Steaks butterzart, Saucen fein abgeschmeckt.
Das Frühstücksbuffet ist sehr umfangreich und umfasst insbesondere auch eine sehr gute Auswahl an Käse sowie Wurst und Schinken, viel Obst, Bircher-Müsli und das auf Kreuzfahrtschiffen eher seltene Nutella. Außerdem gibt’s auch zum Frühstück eine asiatische Ecke.
Im Restaurant gilt freie Platzwahl, reservierte Plätze gibt es nicht. Das führt dazu, dass die unterschiedlichsten Passagiere miteinander ins Gespräch kommen. Gegen Ende der Kreuzfahrt hat man das Gefühl, sich mit sicherlich der Hälfte aller Mitreisenden zumindest einmal kurz unterhalten zu haben. Der Restaurantleiter hilft aber gerne, einen passenden Platz zu finden, sodass auch eher schüchterne Passagiere ohne unangenehmes Gefühl zum Essen gehen können. Die Speisekarten gibt es auch auf Deutsch, auch wenn die Kellner selbst nur Englisch sprechen.
Zum Mittagessen gibt es im Restaurant ein Buffet sowie in der Club Lounge eine leichte Alternative mit Salaten, frisch gegrillten Sandwiches und Desserts. Einmal pro Reise gibt es – sofern das Wetter es zulässt – am Außendeck rund um den Whirlpool am Heck ein BBQ-Dinner unter freiem Himmel.
An warmen Tagen ist auch ein kleines Buffet am Heck-Pooldeck geöffnet – was auf meiner Spitzbergen-Reise nicht der Fall war, weil es regelmäßig zu kalt oder windig dafür war.
Bar in der Club Lounge
Die Bar in der Club Lounge hat typischerweise nachmittags und abends geöffnet. Da die Lounge aber auch ein allgemeiner Treffpunkt und gesellschaftlicher Mittelpunkt des Schiffs ist, muss man nicht damit rechnen, von Kellnern zu einem Getränke genötigt zu werden. Die Bar ist einfach da, falls man etwas trinken möchte, mehr nicht. Das ist sehr angenehm.
Getränke und Getränkepreise
Eiswasser ist zu den Mahlzeiten kostenlos, auf Nachfrage auch ungesüßter Eistee. Ganztags steht in der Club Lounge Tee und Kaffee kostenlos bereit. Zu den Preisen der übrigen Getränke habe ich einige Beispiele zusammengestellt:
alkoholfreie Getränke | Dollar |
stilles Wasser 0,5l | 2,75 |
Coca Cola, Sprite, Ginger Ale (Dose) | 3,00 |
Tee & Kaffee | kostenlos |
alkoholfreie Cocktails | 3,50 - 4,50 |
Bier | Dollar |
Heineken (Dose in der Minibar) | 4,75 |
amerikanische/mexikanische Marken | 6,00 |
europäische Biere | 7,00 |
Guinness, Erdinger Weißbier | 8,00 |
lokale Biere (z.B. aus Longyearbyen) | 8,00 |
Wein | Dollar |
Hausweine rot/weiß pro Glas (ca. 0,2l) | 7,00 |
Pinot Grigio St. Elvira, Italien | 46,00 |
Fume Blanc Poully, Frankreich | 67,00 |
Sancerre Michael Redard, Frankreich | 65,00 |
Scopetto Chianti, Italien | 55,00 |
Tempranillo Fustino I Reserve, Spanien | 95,00 |
Pinot Noir Morande, Chile | 60,00 |
Merlot Columbia Crest, USA | 55,00 |
Spirituosen | Dollar |
Jim Beam, Deward White | 7,00 |
Jack Daniels Black Label | 8,00 |
Glenlivet, Glenfiddich | 10,00 |
Sandeman Ruby Port | 6,50 |
Couvoisier VSOP | 9,50 |
Myers Dark Rum, Bacardi Gold & Silver | 7,00 |
Mount Gay XO | 9,00 |
Absolut Wodka | 7,00 |
Bombay Sapphire Gin | 8,00 |
Jägermeister, Bailey's | 7,00 |
Amaretto di Saronno, Cointreau | 7,50 |
Cocktails / Long Drinks | Dollar |
Gin & Tonic, Whisky Sour, Bloody Mary | 7,50 |
Manhattan, Rusty Nail, Mojito, Caipirinha, Mimosa | 8,00 |
Wer möchte, kann übrigens bei einem Zodiac-Ausflug auch mal ein Stück Gletscher-Eis aus dem Wasser fischen. Die Bar-Tender heben das Eis gerne bis zum Abend auf, um es dann als Eiswürfel für einen Drink zu verwenden. Das Bitzeln der in diesem Gletscher-Eis eingeschlossenen Luft ist faszinierend.
Kabinen und Suiten
Die Kabinen auf der Sea Spirit werden durchgehend als Suiten bezeichnet. Sie sind mit mindestens 21 Quadratmetern sehr großzügig ausgelegt, die größte Suite hat 41 Quadratmeter. Auch Schrankplatz gibt es auf der Sea Spirit reichlich.
Zum Vergleich: Auf der Bremen von Hapag-Lloyd Cruises sind die kleineren Kabinen 19 Quadratmeter groß, auf der Hanseatic Nature 18 bis 21 Quadratmeter. Bei Ponant beginnt die Kabinengröße auf der Le Boreal bei 18 Quadratmeter, auf der Le Laperouse bei 19 Quadratmeter. Auf der Fram von Hurtigruten sind die kleinsten Kabinen sogar nur elf Quadratmeter groß.
Interessant für Alleinreisende: Die Sea Spirit bietet insgesamt sechs Kabinen zur Dreierbelegung, deren Betten auch einzeln und ohne Einzelzuschlag gebucht werden können. Sprich: Man teilt sich die Kabine mit ein oder zwei anderen Passagieren.
Die Klimaanlage erfordert zwar etwas Fingerspitzengefühl, bis man die richtige Temperatur ausgelotet hat. Dafür hat einen großen Vorzug: Sie hat gleich zwei Auslässe an der Decke und diese sind quadratisch aus Metall mit Löchern. Damit eignet sie sich hervorragend, um feuchte Kleidung mit einem Kleiderbügel darunter zu hängen, wo sie im Luftstrom sehr schnell trocknen. Gerade auf einer Expeditionsreise ist das äußerst praktisch.
In den teilrenovieren Bädern fällt ein wenig das Alter des Schiffs auf: Es gibt keine Glasduschkabinen sondern nur Duschvorhänge und durch die Raumaufteilung des Badezimmers bedingt ließen sich hier wohl auch keine Glastüren einbauen. Aber das ist zu verschmerzen.
Ein wenig altmodisch ist auch der Kabinen-Schlüssel: Er besteht aus einer Art Lochkarte aus Kunststoff, funktioniert dafür aber sehr zuverlässig. Zusätzlich dazu gibt es eine Magnetstreifen-Bordkarte, die zum Ein- und Auschecken bei Landgängen dient.
Das Flachbild-Display in der Kabine bietet einige TV-Programme, das aktuelle Tagesprogramm sowie eine Seekarte mit der Schiffsposition.
Strom zum Aufladen von Kamera- und Handy-Akkus kommt aus einer Mehrfachsteckdose mit sechs Steckplätzen, allerdings ausschließlich mit US-Steckernorm. Wer keinen eigenen Adapter dabei hat, kann sich aber einen an der Rezeption ausleihen.
interaktive Panorama-Bilder: Sea Spirit
Meine Reisen auf der Sea Spirit
Ich war bereits zweimal mit Poseidon Expeditions auf der Sea Spirit unterwegs – einmal in Nordost-Grönland (eine meiner schönsten und beeindruckendsten Kreuzfahrten überhaupt) und aktuell in Spitzbergen (kaum weniger faszinierend). Wie sich diese Reisen anfühlen, lesen Sie ausführlich in meinen Reiseberichten „Nordlichter, Gletscher, Eisberge und Fjorde: Expedition nach Ost-Grönland“ und „Spitzbergen mit der Sea Spirit: Eisbären, Gletscher, Mitternachtssonne“.
Weitere Teile der Serie " Spitzbergen mit der Sea Spirit ":
- Spitzbergen mit der Sea Spirit: Eisbären, Gletscher, Mitternachtssonne
- Longyearbyen: Rentiere und eine Eisbären-Sonnenuhr
- Die Walross-Kolonie von Kapp Lee
- Am Negri-Gletscher mit dem Zodiac durchs Eis
- Der Vogelfelsen von Gnalodden im Hornsund
- Beluga-Wale am Samarin-Gletscher
- "Polar Plunge" und BBQ-Dinner am Pooldeck der Sea Spirit
- Neugierige Rentiere und ein Polarfuchs in Bamsebu
- Füchse auf der Suche nach Krabbentaucher-Eiern im Bellsund
- Wenn Eisbären durch den Fjord schwimmen …
- Ny Alesund: Forschungssiedlung mit viel Geschichte
- Mehr Eisbären, Robben und ein Spaziergang auf dem Eis
- Neugierige Walrosse und angriffslustige Küstenseeschwalben
- Abschied von Spitzbergen mit Blauwalen, Rentieren und Krabbentauchern
- Sea Spirit: gelungene Kombination aus Expeditionserlebnis und Komfort
- Interview: „Wir sollten unseren Werten mehr Bedeutung beimessen als unserem Geld“
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Cruisetricks.de fuhr auf der Sea Spirit auf Einladung von Poseidon Expeditions.
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Danke für den Schiffsbericht der Sea Spirit, der das Einordnen bei der steigenden Anzahl der Expeditionsschiffe erleichtert. Als Vorteil sehe ich die geringere Größe von rund 100 Gästen, da dadurch vorallem die Abwicklung der Zodiac-Ausfahrten einfacher wird. Komfort ist erfreulich, steht aber sicherlich bei Destinatationen wie Spitzbergen nicht im Vordergrund.
Franz, was hast Du angestellt, dass Du bei Sheenie in Erinnerung geblieben bist? Dein Bericht über die Hanseatic Nature hat mich jedenfalls so inspiriert, dass wir die Hanseatic Inspiration gebucht haben.
Ahoi aus St. George’s, Bermuda
@CruiseAHolic: Was ich angestellt habe, kann ich Dir nicht sagen – nichts, wessen ich mir bewusst wäre jedenfalls. Ich denke, Sie ist einfach eine sehr erfahrene, aufmerksame Kellnerin, die ihren Job mit Begeisterung ausfüllt.
Komfort steht sicherlich nicht im Vordergrund. Aber gerade, wenn man verfroren (oder, was paradoxerweise häufiger vorkommt: verschwitzt) von Land zurückkommt, ist etwas mehr Komfort durchaus angenehm und trägt auf einer längeren Reise sehr zum Wohlbefinden bei.
Hallo Franz,
wieder einmal ein sehr informativer und authentischer Reisebericht an eine der außergewöhnlichsten Destinationen. Das Polarfieber hat uns erreicht.
Kannst Du uns noch etwas über die Struktur Deiner mitreisenden Passagiere berichten. (Nationalitäten, Altersstruktur, “junge Entdecker”).
Vielen Dank und beste Grüße,
Karsten und Birgit
Hallo Birgit und Karsten,
die Passagierstruktur ist natürlich immer nur eine Momentaufnahme dieser einen Reise, hat sich aber relativ gedeckt mit meiner Reise 2015 mit der Sea Spirit nach Grönland. Das Publikum ist international mit Schwerpunkten bei Amerikanern und Asiaten (hier sehr angenehme Chinesen), drittgrößte Gruppe sind Deutsche, außerdem ein paar Briten und dann je ein Paar aus verschiedenen Nationen wie Australien, Bulgarien, Israel, Frankreich, Italien, Russland, soweit ich das mitbekommen habe. Kinder/Jugendliche waren keine an Bord, es gibt auch kein spezielles Kinder-/Teens-Programm, aber es waren einige junge Erwachsene mit geschätzt um die 20 bis 25 Jahre dabei. Ansonsten ist der Altersdurchschnitt bei den Chinesen recht jung gewesen, ich schätze um die 40, ansonsten natürlich eher in Richtung junggebliebene Rentner/Pensionäre.
Herzliche Grüße,
Franz