Die Norwegian Prima ist ein wichtiger Meilenstein für Norwegian Cruise Line: Sie ist nicht nur das erste Kreuzfahrtschiff einer neuen NCL-Schiffsklasse seit knapp zehn Jahren. Die Norwegian Prima zeigt auch, wo sich die Reederei künftig positioniert, nämlich im Premium-Segment größerer Kreuzfahrtschiffe. Wir waren auf der Jungfernfahrt dabei und haben erkundet, was die Norwegian Prima so besonders macht und wo sich noch kleinere Schwächen zeigen.
Norwegian Cruise Line schlägt seit einiger Zeit einen ähnlichen Weg ein wie Celebrity Cruises mit den Schiffen der Edge-Klasse: Die NCL-Schiffe bekommen mehr Lifestyle-Charakter, werden luxuriöser und bieten ein individuelleres Kreuzfahrterlebnis als die großen Massenmarkt-Schiffe.
NCL nähert sich damit weiter den beiden Schwesterreedereien Oceania Cruises (Premium, kleinere Schiffe) und Regent Seven Seas Cruises (Ultraluxus) an. Auf der Norwegian Prima finden sich viel Parallelen zu Oceania und Regent, allerdings eben in entsprechenden Abstufungen bei Luxus und Dekadenz, Schiffsgröße und Passagierzahl, Entertainment und Fun.
Tipps: Eine ausführliche Schiffsbeschreibung Deck-für-Deck finden Sie auf Carmens cruisediary.de. Die Highlights der Norwegian Prima stellen wir in einem 20-minütigen Youtube-Video vor, ebenso in einer Podcast-Episode. Und bei cruisetricks.de finden Sie außerdem eine umfassende Bildergalerie zu allen Bereichen der Norwegian Prima.
Highlights der Norwegian Prima als Video
Zahlenvergleich: Crew, Passagiere, Tonnage
Für eine gewisse Einordnung der Norwegian Prima im Kreuzfahrtmarkt bietet sich der Vergleich mit anderen NCL-Schiffen, mit der Edge-Class von Celebrity Edge und beispielsweise auch der Marina der Schwesterrederei Oceania Cruises an. Als Messgröße wird gerne das Verhältnis Passagier- und Crew-Zahl sowie für das Raumangebot die Tonnage (Bruttoraumzahl) pro Passagier verwendet. Beides lässt keinen absoluten Vergleich zu, weil verschiedene Faktoren die tatsächliche Auswirkung auf den Passagier verändern können. Aber es gibt ein Gefühl für die Dimensionen:
Schiff | Passagiere pro Crew-Mitglied | BRZ pro Passagier |
Norwegian Prima | 2,1 | 44,6 |
Norwegian Escape | 2,5 | 38,9 |
Norwegian Encore | 2,3 | 42.3 |
Celebrity Edge | 2,2 | 44.4 |
Marina | 1,6 | 52,9 |
Unter anderen Aspekten sind Celebrity Cruises und Norwegian Cruise Line dagegen nicht sinnvollerweise direkt zu vergleichen. Denn außer der gleichen Grundidee, in den Premium- beziehungsweise Luxusmarkt vorzustoßen, sind Konzepte und Zielgruppen recht unterschiedlich.
Norwegian Cruise Line gibt nämlich keineswegs das „Freestyle Cruising“ auf. Die US-Reederei setzt auch weiterhin auf spektakuläre Attraktionen an Bord wie etwa die Kart-Rennbahn, Trocken- und Wasserrutschen, die Virtual-Reality-Erlebniswelt Galaxy Pavilion, aber auch ein Disko-Erlebnis wie in den großen Clubs in Las Vegas und hochklassiges Show-Entertainment im Theater.
Elegante Atmosphäre und individuelle Vielfalt
Was sich aber mit der Norwegian Prima deutlich verändert, ist das Raumgefühl und der Eindruck eines viel kleineren Boutique-Schiffs mit viel mehr individuellen Möglichkeiten. Das Buffet-Restaurant beispielsweise ist relativ klein. Dafür kommt die neue Markthalle „Indulge Food Hall“ hinzu, die viele Nischen und unterschiedlich gestaltete Bereiche bietet.
Ähnliches gilt für die Pools: Nicht mehr ein großer Pool, sondern kleinere, übers Schiff verteilte Pool-Bereiche vermitteln einen exklusiveren Eindruck mit viel weniger anderen Menschen rund um sich herum als sonst in den langen Liegestuhl-Reihen.
Selbst in dem drei Decks hohen Atrium gelingt diese Grundidee durch asymmetrische Gestaltung und geschickte Raumaufteilung. Zwar ist das Atrium und die darin liegenden Bars und Shops offen und großzügig gestaltet und man verliert nicht das Gefühl für die Gesamtheit des Atriums.
Zugleich sind die einzelnen Einheiten aber soweit abgeschirmt, dass sich dort jeweils ein heimeliges, individuelles Gefühl einstellt. Das Atrium erinnert ein wenig an Gemeinschaftsbereiche moderner Tech-Unternehmen im Silicon Valley.
Allerdings führt die Kleinteiligkeit und Vielfalt auch dazu, dass besonders beliebte oder zentral gelegene Orte wie The Local Bar gelegentlich überfüllt sind. Dann bleibt dann nur, auf eine weniger frequentierte Bar auszuweichen.
Wesentliche Veränderungen zu den Schiffen der Breakaway-Plus-Klasse
Die Norwegian Prima hat eine von Grund auf neu konzipierte Architektur. Insofern hat sich im Vergleich zur Breakaway-Plus-Klasse sehr viel verändert, auch wenn Kernelemente wie das Theater vorne und Restaurants hinten geblieben sind. Wir versuchen, eine gewisse Einordnung vorzunehmen.
Gänzlich neu konzipiert ist das sehr flexibel gestaltbare Theater mit ganz oder teilweise zurückfahrbaren Zuschauertribünen. Abends dient es zudem als Großraum-Club im Stil der Nachtclubs in Las Vegas und wird damit zu einem ganztägig einsetzbaren Raum. Vorbei sind die Zeiten, wo das Theater eines Kreuzfahrtschiffs die meiste Zeit des Tages einfach leer steht.
Statt zwei Atrien gibt es auf der Norwegian Prima nur noch eines – das spektakuläre Penrose Atrium über drei Decks. Es bildet damit einen deutlicheren Mittelpunkt für die Innenbereiche des Schiffs.
Das Casino ist groß, durch seine Lage unten auf Deck 6 aber nicht mehr so zentral gelegen, sodass der Weg durchs Casino kein Haupt-Durchgangsweg mehr ist.
Das Buffet-Restaurant auf Deck 17 wird dagegen – nicht gerade angenehmerweise – zu einem wichtigen Durchgang, weil es den kürzesten Weg vom Pool auf Deck 17 zu den Fun-Einrichtungen wie Racetrack, Trockenrutschen und Tea-Time-Minigolf auf Deck 18 darstellt.
Eine besonders große Veränderung hat der Suiten-Bereich The Haven erfahren. War der Pool-Bereich des Haven auf den bisherigen Schiffen hauptsächlich nach innen in einem Courtyard gelegen, hat NCL auf der Norwegian Prima nun auf zwei Ebenen ein Sonnendeck inklusive Infinity-Pool am Heck geschaffen.
Dafür ist die Haven Lounge nun seitlich angeordnet statt auf den vorausgehenden Schiffen mit Blick nach vorne. Das Haven-Restaurant hat einen deutlich größeren Außenbereich bekommen und liegt ebenfalls seitlich.
Der Vibe Beach Club wurde deutlich aufgewertet und bildet nun eine großzügige Einheit, ebenfalls am Heck des Schiffs. Tagsüber ist dieses exklusive Sonnendeck mit zwei Infinity-Pools gegen Gebühr zugänglich.
Abends öffnet sich der Vibe Beach Club dagegen für alle und wird zu einer sehr ansprechenden Open-Air-Bar etwa für den Aperol Spritz zum Sonnenuntergang. Als Besonderheit bietet die Vibe Beach Bar einige neu konzipierte Cocktails mit reduziertem Alkoholanteil oder ganz alkoholfrei, die zudem deutlich zuckerreduziert sind.
Weiterlesen in Teil 2: Restaurant-Konzept und neue Restaurants, Bars und Lounges.