Die „weltweit erste Discovery-Yacht“, Milliardärs-Yacht für Menschen, die keine Milliardäre sind und der Anspruch auf Sechs-Sterne-Niveau: Mit dem umfangreichsten All-inclusive-Konzept der Kreuzfahrtbranche, bordeigenem U-Boot und zwei Sightseeing-Hubschraubern sowie acht Restaurants bei nur 200 bis 228 Passagieren lässt die Scenic Eclipse kaum einen Superlativ aus. Erfüllt das Schiff diesen Ultraluxus-Anspruch?
Allerdings – das sei auch zugestanden – musste ich mich selbst ein wenig daran gewöhnen, mich um viele Dinge nicht selbst zu kümmern, sondern stattdessen vieles einfach von meinem Butler erledigen zu lassen. Denn dann berühren mich Service-Schwächen nur sehr bedingt und alles funktioniert weitgehend reibungslos: „Steve, können Sie mir bitte für morgen oder übermorgen einen Platz im Teppanyaki-Restaurant reservieren, bevorzugt um 18:30 Uhr?“ – und die Sache ist so gut wie erledigt.
Luxus-Zahlenspiele
„Luxus“ ist oft schwer zu fassen, bedeutet vor allem individuelle Freiheit und Freiraum. Dennoch kann man einige Fakten in Relation setzen, um ein ungefähres Gefühl für ein Schiff zu bekommen. Deshalb ein paar Zahlenspiele für diese Einordnung.
Beim Verhältnis Platz/Tonnage pro Passagier kommt die Scenic Eclipse auf 76,55 BRZ pro Passagier. Das ist nur geringfügig weniger als die Europa 2 (77,5) und deutlich mehr als die Hanseatic Nature (68,0) – wobei der für Hubschrauber und U-Boot benötigte, aber für Passagiere nicht relevante Platz auf der Scenic Eclipse das etwas relativiert. Weitere Vergleichswerte aus dem Luxus-Segment:
- Europa: 70,8
- Le Lyrial: 42
- Seadream: 38,4
- Seven Seas Explorer: 72
- Seabourn Encore: 67,25
- geplante Crystal Endeavor: 97,5
Ein weiterer Luxus-Indikator ist das Verhältnis von Passagieren pro Crew-Mitglied. Auf der Scenic Eclipse liegt dieses Verhältnis bei 1,3 und damit gleichauf mit der Hanseatic Nature. Vergleichswerte:
- Europa und Europa 2: 1,4
- Hanseatic Nature: 1,3
- Le Lyrial: 1,86
- Seadream: 1,2
- Seven Seas Explorer: 1,1
- Seabourn Encore: 1,5
- geplante Crystal Endeavor: 1,0
Noch besser schneidet die Scenic Eclipse auf Routen in der Arktis und Antarktis ab. Hier fahren nur 200 Passagiere mit, dafür wird die Crew auf 192 aufgestockt, was zu einem beinahe 1:1-Verhältnis führt und die BRZ pro Passagier auf 87,3 anhebt.
All-inklusive-Konzept
Deutliche Auswirkungen auf das Ambiente der Scenic Eclipse hat das nahezu allumfassende All-inclusive-Konzept von Scenic, weswegen es hier explizit angesprochen sei. Der Passagier wird an Bord konsequent nicht mit Preisen oder Kosten konfrontiert, weswegen es nicht einmal Getränke- oder Weinkarten gibt – zu letzterem m Abschnitt „Bars & Restaurants“ mehr im Detail.
Im Reisepreis ist faktisch alles inklusive, was das Gefühl verstärkt, auf der eigenen Privatyacht unterwegs zu sein. Es spielt einfach keine Rolle, was der Wein kostet, den man gerade trinkt. Er ist einfach da. Dafür ist eben auch der Reisepreis als solcher recht hoch.
Einzig nicht inklusive sind individuelle Spa-Behandlungen, die U-Boot-Tauchfahrten, Hubschrauber-Rundflüge und Tauchgänge mit Sauerstoffflaschen sowie einige ganz wenige, besonders teure Weine.
Ansonsten ist alles inklusive: Butler-Service, alle Restaurants und 24-Stunden-Insuite-Dining, alle Getränke, Internet, Trinkgelder, viele Landausflüge (auch Kajak, Schneeschuh-Wanderungen, Schnorcheln, E-Bike-Touren), Self-Service-Waschsalon, Flughafentransfers und gegebenenfalls Shuttlebusse in den Häfen sowie Saunen- und Wellness-Bereich im Spas, Yoga und Pilates.
Zustand des Schiffs
Kennt man die Entstehungsgeschichte der Scenic Eclipse mit Beinahe-Pleite der Werft und Einspringen der Reederei mit großem, eigenem Team, ist es beeindruckend, wie gut das Schiff gelungen ist und wie wenig sichtbare Mängel vorhanden sind, die nun im laufenden Betrieb behoben werden.
Dennoch: Die Außenpools waren auf meiner Reise noch nicht nutzbar, der Innenpool im Yacht Club hatte nur am ersten und am letzten Reisetag Wasser und am Sonnendeck auf Deck 10 vorne waren Handwerker damit beschäftigt, die Teakholz-Verkleidung, Sitzbänke und teils den Boden zu verlegen oder zu korrigieren.
Weniger ins Gewicht fallen vereinzelte Kleinigkeiten wie eine sich ablösende Tapeten-Ecke in der Kabine oder eine etwas ausfransende Teppichkante m Treppenhaus – nichts Großes, alles leicht zu korrigieren, aber auf einem Schiff mit Sechs-Sterne-Anspruch erwähnenswert.
Weitere Teile der Serie " Mit der Scenic Eclipse nach Neuengland ":
- Privatyacht-Luxus: Kurzreise mit der Scenic Eclipse nach Neuengland
- Impressionen aus New York: Helen Mirren tauft die Scenic Eclipse
- Martha’s Vineyard: Leuchttürme, Zuckerbäcker-Häuschen und Karussell-Pferde
- Boston Freedom Trail: Auf den Spuren von Samuel Adams
- Mit dem Helikopter der Scenic Eclipse über Lunenburg, Nova Scotia
- Scenic Eclipse: Expeditionsschiff mit Megayacht-Flair
- Scenic Eclipse: Außendecks, Wellness, Pools und Lieblingsplätze
- Scenic Eclipse: Restaurants, Bars und Entertainment
- Scenic Eclipse: Suiten
- Scenic Eclipse: Technik und Schiffsausstattung
- Scenic Eclipse: Fazit und interaktive Panoramabilder
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Cruisetricks.de fuhr auf der Scenic Eclipse auf Einladung von Scenic Luxury Cruises & Tours.
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