Haines ist bekannt für die hohe Population an Weißkopf-Seeadlern und Alaska-Braunbären. Der beschauliche Ort ist einer der wenigen Geheimtipps in Alaska. Nur wenige Kreuzfahrtschiffe legen hier an, weswegen der Ort sehr ursprünglich und liebenswert geblieben ist.
Die meisten Kreuzfahrtschiffe fahren stattdessen in den Nachbarort Skagway, mit der Schnellfähre 45 Minuten von Haines entfernt. Aber was für ein Unterschied: Skagway ist eine Touristenfalle, zwar landschaftlich reizvoll, aber mit immer mehreren großen Kreuzfahrtschiffen gleichzeitig auch ziemlich überlaufen.
Haines dagegen ist ein ziemlich ursprüngliches Dorf mit sehr viel hochwertigem, lokalem Kunsthandwerk und ein paar kleinen Museen. Nur etwa ein Kreuzfahrtschiff legt hier pro Woche an, zumeist eines von Holland America Line, so wie wir heute mit der Zaandam. Liebenswert und ursprünglich, mit herzlichem Empfang und ohne den Trubel von Skagway.
Vor allem aber gibt es nahe Haines die wahrscheinlich am einfachsten zugängliche Stelle in Alaska, um Braunbären in freier Wildbahn ganz nahe zu erleben. Das ist wunderbar und problematisch zugleich, denn eigentlich sollten sich Touristen und Bären nicht zu nahe kommen und die Bären sollten sich nicht zu sehr an Menschen gewöhnen.
Wir haben eine „Wilderness“-Tour mit dem lokalen Anbieter Rainbow Glacier Adventures gebucht, der versucht, seinen kleinen Gästegruppen die Bären zu zeigen, zugleich aber auch auf Respekt vor den Tieren achtet.
Wir haben fast schon unverschämtes Glück: Kaum am Chilkoot River angekommen, streift eine große Bärin am Ufer des Flusses entlang, auf der Suche nach Lachs, den es um diese Jahreszeit hier im Überfluss gibt. Davon können wir uns später während der Tour noch an anderer Stelle an einem Laichplatz des Pink Salmon überzeugen.
Die Bärin „Speedy“
Zunächst beobachten wir die Bärin, der die Einheimischen den Namen „Speedy“ gegeben haben, als sie entlang des Flusses wandert, unter einer kleinen Brücke hindurch, auf der wir stehen. Etwas weiter flussabwärts liegt ein kleines Grundstück direkt am Fluss, das die Gäste von Rainbow Glacier Adventures exklusiv zur Bärenbeobachtung nutzen dürfen – und genau vor dieser Stelle setzt sich die Bärin vor einen großen Stein im Wasser und verspeist genüsslich einen Lachs, geschätzt nur 150 Meter von uns entfernt.
Das ist einer der Momente auf meinen Reisen, die ich lange in intensiver Erinnerung behalten werde: Einen so wunderbaren Tier ganz nahe kommen zu dürfen, ist ein enormes Privileg und es ist wunderschön, die Bärin so beobachten zu dürfen.
Zwangsläufig sind die weiteren Teile der Wilderness-Tour weniger spektakulär, dennoch aber ein schönes Erlebnis: Wir sehen Robben, Schwäne, Raben und Weißkopf-Seeadler und beobachten an einem Bach, wie Lachse ihre Eier ablegen – übrigens kein sehr romantischer Moment, denn nur Stunden nach der Eiablage sterben die Tiere und es stinkt erbärmlich nach totem Fisch.
Gin, Wodka, Whiskey und Absinth aus Alaska
Für Liebhaber guter Alkoholika hat Haines noch etwas zu bieten: Seit 2013 brennt die lokale Destillerie Gin, Wodka, drei Sorten Bourbon und einen Absinth.
Nachdem wir und durchprobiert hatten, fiel es uns schwer, uns für nur eine Flasche zum Mitnehmen zu entscheiden – denn wirklich alle sechs Brände sind exzellent, wenn auch nicht ganz günstig. Wir haben uns letztlich übrigens für eine 375ml-Flasche Bourbon für 30 Dollar entschieden …
In Erinnerung wird uns Haines als liebenswertes, kleines Dorf bleiben, an dem wir die große Freude hatten, eine wilde Braunbärin aus nächster Nähe beobachten zu dürfen.
Hallo Carmen & Franz,
alle Achtung, Haines hat sich ja gewaltig entwickelt. Lokales Kunsthandwerk, kleine Museen oder gar eine Destille… nix davon gab es 2004. Man wusste damals bei der „Stadtrundfahrt“ in einem uralten Schulbus nicht so richtig, ob der Ort jetzt auf- oder abgebaut wurde. Nur 2 kleine General-Stores… und viele verwirrte ältere Passagiere der Ryndam, die verloren durch die Siedlung taperten weil sie wohl so etwas wie Skagway erwartet hatten.
Von dort kamen wir damals mit der Fähre – und Haines entsprach in der Tat viel mehr meiner Vorstellung vom wilden Alaska. Leider hatten wir ausgesprochenes Pech auf der Hochseekayak-Tour mit der Wildbeobachtung. Es zeigte sich neben einigen Seeadlern und Walen in weiter Entfernung nur ein freundlicher Seehund in unmittelbarer Nähe. Hätten wir besser den Chilkoot-River gebucht. Aber immerhin waren wir sportlich.
Eine gute Weiterreise – und vielen Dank für die Berichte, es kommen zahlreiche Erinnerungen hoch.
Ein sehr schöner Bericht. Wir waren im Sommer 2017 vier Tage mit unserem Truck Camper in Haines. Wir konnten Speedy und viele andere Braunbären aus nächster Nähe beim Lachsfang beobachten. Ich kann mich nur anschließen: Es ist ein Privileg, solche Tiere so nah in freier Wildbahn zu erleben.
@Andreas: Ich glaube, ich muss da auch mal mit dem Auto hin – vom Schiff aus bleibt einfach viel zu wenig Zeit für die Bären … Wunderschöne Fotos bei Dir :-)