Drei Inseln schirmen den Prince William Sound vom Golf von Alaska ab und schaffen ein besonderes Ökosystem in dieser Landschaft aus Fjorden und Gletscher. Mit der Hanseatic Spirit kreuzen wir drei Tage lang im Prince William Sound, auf der Suche nach Seeottern, Orcas, Seeadlern, Robben und Blicken auf faszinierende Berg-, Fjord- und Gletscherlandschaften.
Eigentlich sollte die Hanseatic Spirit zwei Tage im Prince William Sound unterwegs sein. Drei Tage sind daraus geworden, weil uns eine Sturmfront einen Strich durch die Rechnung für den Hafenstopp in Kodiak macht. So bleibt mehr Zeit, den Sound zu erkunden, während wir uns hier vor dem Sturm verstecken – wenn auch bei nicht mehr so schönem Wetter wie zu Beginn der Reise.
Der Prince William Sound sollte ursprünglich einst „Sandwich Sound“ heißen. Als James Cook 1778 auf seiner Suche nach der Nordwest-Passage hier vorbeikam, widmete er die Bucht nämlich seinem Sponsor, dem Earl of Sandwich. Noch im selben Jahr jedoch bekam sie ihren heutigen Namen, der den dritten Sohn des englischen Königs George III. ehrt, den damals erst 13-jährigen Prinz William Henry. Die Nordwest-Passage fand Cook auf seiner letzten Expedition übrigens nicht, dafür aber Hawaii.
Seeotter, die uns wie eine Touristenattraktion beobachten
Am ersten Nachmittag im Prince William Sound gehen wir vor dem Fischerort Cordova vor Anker. Zunächst sieht es so aus, als hätte uns das Wetterglück auf dieser Reise verlassen, doch dann klart es unerwartet auf. Schon bei der Anfahrt auf Cordova paddeln immer wieder Seeotter an der Hanseatic Spirit vorbei, werfen einen neugierigen Blick auf das große Schiff, das da auf sie zukommt, tauchen dann aber auch schnell ab.
Auch unsere ersten Orcas dieser Reise sehen wir in der Anfahrt auf Cordova.
Als wir später entlang des Ufers ein wenig aus dem 2.600-Einwohner-Stadt Cordova hinauswandern, finden wir eine Stelle, an der wir einen Seeotter ganz nahe am Ufer beobachten können – und das bei perfektem Sonnenlicht.
Auch ein Weißkopf-Seeadler zieht über der kleinen Bucht seine Kreise.
Cordova hat den Charme einer kleinen Wild-West-Stadt, eine Hauptstraße mit typischen Holzhaus-Fronten, mehreren Schnapsläden und dem historischen Alaskan Hotel inklusive Bar. Es ist womöglich das älteste noch aktive Hotel Alaskas 1908 in Betrieb genommen und damit noch älter als das Alaskan Hotel in Juneau von 1913.
Der Ort ist aber auch geprägt von vielen Fremden, die hier zeitweise oder saisonal in der Holzwirtschaft, vor allem aber der Fischverarbeitung arbeiten.
Auf nostalgische Weise faszinierend ist der kleine Flughafen, der kaum mehr ist als eine ungeteerte Landepiste entlang des Lake Eyak am Rande der Stadt. Auf dem See können aber auch Wasserflugzeuge starten und landen.
Ganz in der Nähe steht eine kleine, russisch-orthdoxe Kirche, daneben ein entsprechender Friedhof.
Bevor wir abends zurück auf die Hanseatic Spirit tendern, steht aber noch die lokale Brauerei „Copper River Brewing“ am Programm: Eine sehr kleine Brauerei an der Hauptstraße von Cordova mit mindestens acht Biersorten, durch die wir uns – mit kleinen Gläschen – einmal durchtrinken und überrascht feststellen, dass man auch hier in Alaska ziemlich gutes Bier bekommen kann.
Kurios: An einer Tafel an der Wand der Brauerei steht, dass pro Person maximal 36 Unzen, etwa ein Liter Bier ausgeschenkt wird. Wir fragen die Kellnerin und die erzählt überraschendes: In Alaska gibt es ein Gesetz, das klassische Bars vor der Konkurrenz durch Brauereien schützt. Letzteres dürfen eben nur maximal einen Liter Bier pro Gast ausschenken, müssen um spätestens 21 Uhr schließen und auch die Zahl der Brauereien an einem Ort ist begrenzt und hängt von der Einwohnerzahl ab. In Cordova ist lediglich eine einzige Brauerei erlaubt.