In Puamau auf Hiva Oa stehen die bekanntesten und größten Tikis der Marquesas Islands. Wir sind zurück auf der Insel, die wir vor zwei Tagen schon einmal auf ihrer Südseite in Atuona angelaufen hatten.
Die überall in Polynesien verbreiteten Tiki-Statuen wurden aufgestellt, um an Vorfahren zu erinnern, typischerweise Häuptlinge oder Priester. Der Geist diese Vorfahren geht in der Vorstellung der Polynesier in den Tiki über, weswegen die Figuren so etwas wie heilig sind und zugleich Schutz für die Nachfahren bedeuten.
Besonders schöne und große Tiki wurden auf Hiva Oa in Puamau gefunden, in den 1980er-Jahren restauriert und wieder aufgestellt. Sie sind etwa 200 bis 300 Jahre alt und stehen auf dem Gelände eines Tempels, der schon im 14. und 15. Jahrhundert genutzt wurde. Heute sind die Tiki überdacht, um sie vor dem Verfall zu schützen. Ursprünglich standen sie aber unter freiem Himmel.
Die größte Tiki-Statue ist die des Häuptlings Takai’i, was „rot vor Wut“ bedeutet. Sie ist aus einem rötlichen Stein gehauen. Ein anderer, sehr markanter Tiki steht für eine Zauberin oder Priesterin, die bei der Geburt eines Kindes gestorben war. Der Tiki galt als Schutz für schwangere Frauen. Interessant an diesem Tiki ist auch ein Relief an der Seite, das der Entdecker Thor Heyerdahl für ein Lama hielt. Inzwischen ist sich die Wissenschaft aber einig, dass es auf den Marquesas nie Lamas gab und es sich bei diesem Relief und vergleichbaren Steinzeichnungen um Hunde handelt.
Während der Führung durch die Kultstätte und Tempel I’ipona („Macht“) lernen wir erneut viel über die alte, marquesische Kultur und auch wieder ein wenig über Menschenopfer. Letztere waren zumeist gefangen genommene Feinde. War ein mächtiger Häuptling oder Priester darunter, wurde er nach der Opferung auch schonmal aufgegessen – mit dem Zweck, sein Mana zu übernehmen, seine spirituelle Kraft.
Ganz weltlich geht es derweil an dem kleinen Anleger in Puamau zu. Wir beobachten hautnah das Entladen und Beladen der Fracht-Barges, die Waren von der Aranui 5 an Land bringen und vor allem Früchte und Säcke voll Kopra abholen.
Einheimische warten auf ihre Lieferungen oder bringen Kopra, Früchte oder Gemüse zur Verschiffung an die Pier. Zum Entladen größerer Teile, Gitterboxen und Paletten von der Barge dient ein schwerer Bagger mit Ketten an der Schaufel. Was auf den ersten Blick abenteuerlich wirkt, ist ziemlich effizient. Die Kopra-Säcke tragen kräftige Einheimische dagegen einfach auf der Schulter zur Barge.
Die Passagiere warten derweil auf ihre Tenderfahrt zurück zur Aranui 5 – denn an der kleine Pier kann nur eine Barge anlegen, entweder die für Fracht oder die für Passagiere.
Mittags fährt die Aranui 5 hinüber nach Tahuata und ankern vor Vaitahu. Vor zwei Tagen waren wir auf Tahuata an einem einsamen Strand zum Baden. Vaitahu ist ein liebenswerter, kleiner Ort mit nur einer Handvoll Häusern, aber einer wichtigen Kirche. Sie wurde 1988 anlässlich des 150. Jahrestages der Ankunft der ersten katholischen Missionare auf den Marquesas Islands an genau dieser Stelle auf Tahuata errichtet.
Wie schon in der Kathedrale von Taiohae auf Nuku Hiva hat man versucht, marquesische Traditionen und Katholizismus im Design er Kirche zu verbinden. Und so taucht im Glasfenster der Kirche beispielsweise die Brotfrucht aber auch das Marquesas-Kreuz als Verbindung zwischen Mensch und Natur sowie die Schildkröte als mystische Verbindung zwischen Erde und Meer auf.
Wir sehen den Kindern des Dorfes beim Spielen in den Brandung zu, sehen Schweinedame Lola beim Strandspaziergang (das Tier heißt wirklich so, wir haben gefragt) und erleben erneut, wie die Einheimischen ihre Früchte und Säcke voll Kopra zum Verladen an die Pier bringen und ihre ankommenden Lieferungen abholen. Auf einem kleinen Künstlermarkt bieten die Einheimischen vor allem fein gearbeitete Knochen-Schnitzereien an, die hier auf Tahuata am schönsten sein sollen.
Wunderschöne Bilder und toller Bericht! Die Tiki-Statuen erinnern ein wenig an Guatemala mit den Maya-Tempeln. Dort gab es auch so Figuren……