Genau lässt sich der Zeitpunkt nicht bestimmen, aber irgendwann zwischen den Jahren 720 und 1020 haben die Wikinger Amerika entdeckt. In L’Anse aux Meadows in Neufundland belegen Ausgrabungen von Überresten eines Lagers die Anwesenheit der Wikinger zu dieser Zeit.
Von Grönland kommend waren die Wikinger auf Erkundungstour. In L’Anse aux Meadows schlugen 60 bis 90 Wikinger ein Basislager auf und erkundeten vermutlich die südlicher gelegene Region rund um die Mündung des St.-Lawrence-Stroms.
Norwegische Archäologen gruben die Ruinen des Wikingerlagers 1960 aus. Seit 1978 ist L’Anse aux Meadows Unesco-Weltkulturerbe. Nahe der Ausgrabungsstätte der historischen Siedlung, Ruinenreste aus dem 11. Jahrhundert, gibt es heute eine Ausstellung mit Gegenständen aus den Ausgrabungen, vor allem aber ein lebendiges Freilichtmuseum.
Als Wikinger kostümierte Guides zeigen in zwei rekonstruierten Langhäusern das typische Leben der Wikinger mit einem Herdfeuer, einer kleinen Schmiede und anderem Handwerk. Sie erzählen aus den faszinierenden Wikinger-Sagas, von einer rauen und ziemlich brutalen, aber in vielen Dingen sehr fortschrittlichen Gesellschaft – etwa bei der Gleichberechtigung von Frau und Mann.
Anhand eines nachgebauten Segelschiffs kann man sich ein Bild machen, wie abenteuerlich die Überfahrt von Grönland nach Neufundland über den Nordatlantik gewesen sein muss. Daneben gibt es weitere, nachgebaute Häuser unterschiedlicher Größe sowie eine Kirche, einen Gemüsegarten und einen Schweinekober.
Die Neufundländer – ein ganz eigenes Völkchen
Die Fram liegt heute vor St. Anthony vor Anker, etwas eine Fahrtstunde von L’Anse aux Meadows entfernt. Während der Busfahrt vertiefen wir unsere Kenntnisse in dem ganz eigenen Dialekt, der hier in Neufundland gesprochen wird. Er ist geprägt von traditionellen Leben der Menschen als Fischer. Natürlich betrachten die Einheimischen ihre Sprache nicht als Dialekt, sondern als das Ur-Englisch auf dem amerikanischen Kontinent. Schließlich begann die Erschließung des Kontinents durch Europäer ja von hier aus.
Für Touristen am wichtigsten: die richtige Aussprache von Newfoundland. Korrekt ist in etwa „Niuvonländ“ mit Betonung auf dem langen „ä“ in „land“ und keinesfalls ein ausgesprochenes und betontes „found“. Wegen der vielen eigenen Wörter oder anderen Wortbedeutungen haben selbst englische Muttersprachler Schwierigkeiten, diesen Dialekt zu verstehen. Aber wie so viele Dialekte wird er immer mehr von einem glattgebügelten Einheitsenglisch abgelöst, sodass man unterwegs in Neufundland keine ernsten Verständigungsprobleme hat.
Selbst mit ihrer Zeitzone sind die Neufundländer übrigens eigen: Sie sind der Festlandszeit eine halbe Stunde voraus.