Immer und immer wieder lenkt mich die grandiose Natur auf dieser Reise von den historischen Attraktionen ab. So wie in Red Bay, einer ehemaligen Walfang Siedlung von Walfängern mit faszinierender und zugleich schrecklicher Geschichte.
Schon im Jahr 1530 gingen baskische Walfänger aus Spanien und Frankreich von Red Bay aus auf Waljagd. Ihre Opfer waren vor allem Grönlandwale (engl. Right Wale). Diese Glattwal-Art hatte den Vorteil, dass die leicht zu fangen waren und tot auf dem Meer trieb und nicht unterging.
Infolgedessen sind die Right Whales heute nahezu ausgerottet und die wenigen verbleibenden Tiere von Klimawandel bedroht: Höheren Meerestemperaturen in der Fundy Bay treiben sie aufs offene Meer, wo sie wiederum trotz strenger Schutzmaßnahmen häufig Opfer der intensiven Schifffahrt werden.
Zu den Blütezeiten des Walfangs (natürlich nicht nur in Red Bay) wurde mit dem Wal-Tran unter anderem die Straßenbeleuchtung in Europa überwiegend mit Wal-Öl betrieben. Eine unvorstellbare Zahl an Walen musste dafür ihr Leben lassen. Das Wal-Öl war ungerechnet bis zu 50 Mal wertvoller als heute Erdöl.
In Red Bay dokumentiert ein kleines Museum den Walfang durch die Basken in dieser Region, ein weiteres Museum zeigt das Skelett eines Right Wales, entlang der Ufers der Bucht von Red Bay findet man noch heute Walknochen aus dieser Zeit. Die Walfangstation von Red Bay auf Saddle Island gehört zum Unesco-Weltkulturerbe.
Minkwal beim Frühstück
Was für ein Zufall, dass genau hier schon zum Frühstück ein Minkwal an der Fram vorbei schwimmt und mehrere Stunden lang immer wieder in der Bucht von Red Bay auftaucht.
Wolken und Sonne zaubern faszinierende Strukturen in den Himmel. Die Berghänge strahlen in allen Herbstfarben, vom weiß und hellgrün über gelb, rot und orange bis zum Schwarz der unzähligen Krähenbeeren und dem Rot der Lingobeeren.
Wir steigen über den Tracy Hill Trail auf hölzernen Stegen hinauf zu einem Aussichtspunkt mit weitem Blick aufs Meer, auf Red Bay und die vorgelagerte, kleine Insel Saddle Island, auf der die Walfänger früher die Wale zerlegt und verarbeitet haben.
Vor allem Krähenbeeren und Lingobeeren gibt es hier wieder im Überfluss und laden zum stillen Genießen ein, während man den Blick über die Bucht von Red Bay gleiten lässt und der frische, kalte Wind über die Hügel fegt.