Es fühlt sich beinahe schon wie zu Hause an, wenn man mehr als zwei Wochen mit Hurtigruten auf der Fram unterwegs ist: vertraute Gesichter, Lieblingsplätze, Gewohnheiten. Trotz meiner vielen Reisen ist mir diesmal der Abschied von der Fram schwerer gefallen als sonst nach einer Kreuzfahrt.

Fram: Robustes Expeditions-Kreuzfahrtschiff mit reizvollen Besonderheiten
Praktische Tipps und Infos
Bordsprache auf der Fram ist Englisch, allerdings sprechen einige Mitglieder des Expeditionsteams und an der Rezeption auch Deutsch. Da meist viele deutsche Passagiere an Bord sind, gibt es alle Vorträge und Durchsagen auf Englisch und Deutsch – letzteres gegebenenfalls mit englischem Vortrag und deutscher Übersetzung.
Für nasse Anlandungen wichtig: Bequeme und warme Gummistiefel gibt es für alle Passagiere leihweise und kostenlos an Bord. Auf Reisen, die sich nicht ausschließlich in polaren Gewässern bewegen, sollte man aber für trockene Anlandungen zusätzlich feste, idealerweise wasserfeste Wanderstiefel mitbringen.
Wie auf Expeditionskreuzfahrten meist üblich, erhält jeder Passagier eine orange-gelbe Jacke. Anders als bei einigen anderen Expeditionsreedereien sind die Jacken nicht gefüttert, stellen also nur den Windschutz als äußerste Schicht dar, sind dafür aber qualitativ hochwertig von Helly Hansen. Warme Zwischen-Layer sollte man beim Kofferpacken daher nicht vergessen.
Landgänge erfolgten auf der Grönland-Kanada-Kreuzfahrt nahezu ausschließlich per Tenderboot. Dazu hat die Fram sogenannte „Polarcirkel“-Boote, die ich weiter oben schon erläutert habe. Zu Beginn der Reise werden die Passagiere in Bootsgruppen eingeteilt, die nacheinander zum Tendern aufgerufen werden. Die Gruppen rotieren von Hafen zu Hafen fair durch, sodass jeder einmal als erstes an Land kann.
Zum Tendern hat die Fram auf jeder Schiffsseite eine kleine, ausklappbare Plattform, sodass das Ein- und Aussteigen recht bequem und sehr schnell von statten geht. Die kleineren Polarcirkel-Boote legen parallel zur Plattform an, die größeren Boote ermöglichen einen Ausstieg sowohl seitlich als auch nach vorne mit Geländer über den Bug des Bootes.
Getränkepreise, Trinkgeld, Nebenkosten
Gefiltertes Leitungswasser in Karaffen in der Kabine und vom Spender im Bistro sind kostenlos, ebenso in Karaffen als stilles und sprudelndes Wasser zum Essen. Im Bistro gibt es außerdem ganztags kostenfrei Tee und Kaffee. Und auch der lose Tee sowie Kaffee zur Teestunde wird nicht extra berechnet.
Alle übrigen Getränke werden nach Barkarten-Preisen berechnet, eine zusätzliche Servicegebühr fällt hier nicht an. Preisbeispiele (Stand Oktober 2018; 10 NOK = 1,06 Euro):
- Cola, Fanta, Sprite: 16 NOK
- Espresso: 19 NOK
- Cappuccino: 25 NOK
- Bier vom Fass: 39 NOK
- Alkoholfreies Bier: 20 NOK
- Hauswein pro Glas: 49 NOK
- Wodka, Gin, Whisky: ab 35 NOK
- Cognac: ab 55 NOK
- Aquavit: ab 45 NOK
- Cocktails: 49 bis 65 NOK
Trinkgeld
Die Trinkgeld-Regelung auf der Fram ist schnell erklärt: Trinkgeld ist nicht verbindlich, empfohlen werden aber 70 Norwegische Kronen (ca. 9 Euro) pro Person und Nacht. Der Betrag wird nicht wie bei vielen anderen Reedereien automatisch dem Bordkonto belastet. Stattdessen trägt man den gewünschten Betrag in ein Formular ein und gibt es an einem der letzten Reisetage an der Rezeption ab.
Internet
Die Internet-Verbindung an Bord der Fram ist nicht rasant, aber brauchbar. Flatrate-Tarife gibt es zwischen 300 NOK (32 Euro) für 24 Stunden und 2.000 NOK (210 Euro) für die komplette Reise. Alle verfügbaren Pakete und gegebenenfalls aktualisierte Preise enthält unsere Übersicht zu Internet-Tarifen aller Reedereien.
Landgänge und Ausflüge
Für organisierte Landausflüge gab es auf der Reise von Grönland nach Kanada keine wirkliche Notwendigkeit. Das Expeditionsteam gibt am Vorabend, als Briefing bei der Anlandung und auch persönlich ausführlich Tipps und Informationen, wie man sich individuell an Land umsehen kann.
Landausflüge werden dennoch oft angeboten, sind aber nicht gerade ein Schnäppchen, was auch mit dem Nachhaltigkeits-Konzept (siehe unten) zusammenhängt. Die Bootstour in den Eisfjord von Qassiarsuq beispielsweise kostete 995 NOK (105 Euro), eine geführte Tour über die Ile aux Marins vor St. Pierre inklusive Fähr-Überfahrt 795 NOK (84 Euro).
Bei den Ausflügen hat Hurtigruten hohe Qualitätsansprüche für kleine Gruppen (ca. 25 Passagiere). Wenn da etwas nicht passt, wird auch mal der Preis zurückerstattet, obwohl der Ausflug stattfand – auf unserer Reise bei den beiden Walking-Touren in Igaliku. Mangels eines zweiten, lokalen Guides in der 21-Seelen-Gemeinde fanden beiden Ausflüge in großen Gruppen statt. Zu groß, fand das Expeditionsteam und erstattete den Ausflugspreis.
Umweltschutz und Nachhaltigkeit
Besonders sympathisch ist mir die konsequente Einstellung von Hurtigruten zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit der Reisen. Das zeigt sich in so vielen Details, dass man kaum alle umfassend aufzählen kann. Wie weit das geht, zeigt aber ein kleines Beispiel: Auf den Kajak-Ausflügen gibt es zur Stärkung zwischendurch keine industriellen Müsliriegel in Folienverpackung, sondern in der Galley frisch hergestellte Energieriegel, verpackt in Papiertütchen.
Grundlegendes
Die 2007 gebaute Fram fährt generell mit Marine Gas Oil (MGO), der saubersten Treibstoffvariante auf Rohölbasis. Zugleich setzt sich Hurtigruten beispielsweise aktiv für ein Verbot von Schweröl in der gesamten Arktis ein.
Wasser wird auf der Fram mit Hilfe einer Umkehrosmose-Anlage aus Meerwasser erzeugt. Der Wasserverbrauch an Bord belastet also keine lokalen Wasserquellen in den Häfen.
Abwasser wird generell nicht ins Meer abgegeben, auch nicht geklärt, sondern in Tanks gesammelt und an Land entsorgt. Gleiches gilt für Müll – mit Ausnahme von fein geschredderten Lebensmittelabfällen, die auch aus Sicht von Umweltschützern bedenkenlos ins Meer abgegeben werden können.
Verbrannt wird an Bord lediglich Papier und Karton, sämtlicher restlicher Müll wird an Land entsorgt.
Ziel: erste plastikfreie Reederei
Sehr konsequent versucht Hurtigruten, Plastik-Müll zu vermeiden und hat alles nicht zwingend notwendiges Plastik bereits von den Schiffen verbannt. Viele Details dazu finden Sie in unserem separaten Beitrag „Gegen Verschmutzung der Meere: Projekte der Kreuzfahrt gegen Plastik-Müll“.
Entsprechend gibt es in den Kabinen auf der Fram Zahnputzbecher und Trinkgläser aus Glas, das Wasser kommt aus Glaskaraffen und einem Wasserspender im Bistro, wo sich Passagiere Wasser kostenlos in eigene Trinkflaschen abfüllen können.
Mittelfristig soll es im Bordshop nicht einmal mehr Fleece-Bekleidung zu kaufen geben, weil die beim Waschen Mikroplastik-Partikel ins Waschwasser abgeben. Nur die restlichen Lagerbestände verkauft Hurtigruten noch ab.
Kein Plastik-Thema, aber ebenso ressourcenschonend: Das Tagesprogramm ist in ausgedruckter Form nur in geringer Stückzahl an der Rezeption erhältlich. Stattdessen hängt es an den Aufzügen aus, wird am Fernseher und an einem Display an der Rezeption angezeigt.
Fairer Umgang mit der lokalen Bevölkerung
Was auf der Fram-Reise entlang der grönländischen und kanadischen Küste besonders deutlich zu erleben war: Hurtigruten arbeitet sehr eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen und unterstützt die lokale Wirtschaft so gut wie möglich.
Gibt es beispielsweise einen lokalen Ausflugsanbieter, dann wir der genutzt, statt Ausflüge mit bordeigenen Ressourcen zu organisieren. Beispiel: Bootsfahrt in den Eisfjord bei Qassiarsuq. In den kleinen Inuit-Dörfern vereinbart (und bezahlt) Hurtigruten mit der Gemeinde teils Führungen mit lokalen Guides, Öffnung von kleinen Museen für die Fram-Passagiere, Food-Tasting, ein Chor-Konzert in einer Kirche.
Die Organisatoren und lokalen Guides werden am Nachmittag zu Kaffee und Kuchen an Bord der Fram eingeladen, um die Gastfreundschaft zu erwidern. Wenn die Zeit es zulässt, kommen lokale Kunsthandwerker an Bord, um Souvenirs zu verkaufen.
Und natürlich werden Lebensmittel für die Küche, soweit vorhanden und sinnvoll, lokal eingekauft – in Grönland und Kanada beispielsweise Fisch, Fleisch vom Moschus-Ochsen, frisch gepflückte Beeren.
Fazit
Auf der Reise mit der Fram hat mir – neben der Kompetenz und Herzlichkeit des Expeditionsteams – besonders der enge und fast schon familiäre Kontakt der Crew und des Expeditionsteams zu den Passagieren sehr gut gefallen.
Die Atmosphäre insgesamt ist sehr entspannt und an keiner Stelle entsteht Verkaufsdruck – sei es bei Landausflügen oder an der Bar, selbst das Thema Trinkgeld ist angenehm und zugleich transparent geregelt.
Erstaunt und positiv überrascht bin ich darüber, dass ich auf der 16tägigen Reise nicht zugenommen habe. Das Essen ist nicht nur exzellent, sondern auch sehr ausgewogen und leicht.
Für mich persönlich nehme ich von dieser Kreuzfahrt den festen Vorsatz mit, auf meinen Reisen und zu Hause viel mehr auf die Vermeidung von Plastik-Müll und Mikroplastik zu achten. Die Konsequenz, mit der Hurtigruten das umsetzt, hat mich beeindruckt und das tiefe Engagement von Helga Bardsdatter, eine der Hauptverantwortlichen für das Projekt, ist einfach ansteckend.
Weitere Teile der Serie " In den artischer Herbst mit der Fram ":
- In den arktischen Herbst mit der Fram: Grönland, Labrador und Neufundland
- Mitten hinein ins Leben der Grönländer
- Eine der schönsten Kirchen Grönlands im Fischerdorf Paamiut
- Ein perfekter Tag zum Kajaken im Fjord von Igaliku
- Eisberge und grüne Wiesen in Qassiarsuk
- Sturm über dem Nordatlantik - und wir mitten drin
- „Verstehen, wie abhängig wir von diesem Ökosystem sind und wie sehr wir es beeinflussen können“
- Auf historischem Boden in der Region Nunatsiavut
- Ein perfekter Herbst-Tag bei den Inuit von Rigolet
- Battle Harbor: Fischerei-Freilichtmuseum in grandioser Natur
- Die Wikinger von L’Anse aux Meadows in Neufundland
- Die baskischen Walfänger von Red Bay
- Indian Summer in den Bergen von Bonne Bay
- Ein kleines Stück Frankreich vor der Küste Neufundlands
- Wandern in den herbstlichen Wäldern von Nova Scotia
- Fram: Robustes Expeditions-Kreuzfahrtschiff mit reizvollen Besonderheiten
- Podcast: Mit Hurtigruten nach Grönland und Kanada
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Guten Abend Herr Franz Neumeier.
Sehr interessanter Bericht zur FRAM zur rechten Zeit.
Denn ich plane diese auch zu buchen.
Im Mai / Juni nächsten Jahres, Von Island über Jan Meyen nach Svalbard , insg. 9 Tage.
Da meine Frau auf keinen Fall auf eine solche Expeditionsreise mitfahren will , nutze ich das kurzeitige Angebot.
Denn Hurtigruten bietet für diese Reise Kabinen ohne Zuschlag für Einzelreisende an , incl. Flug
Und lt. Ihrem Bericht ist die FRAM ein sehr gutes Expeditionsschiff.
Deutschsprechende Lektoren , ist einfacher .Die Polarzirkelboote für Anlandungen u, das Schiff als Ganzes.
Ich danke Ihnen auch für Ihre Podcasts u. Beiträge bei Cruisetricks.de.
Hochkompetent u. auch unterhaltsam mit Ihrem Kollegen J. Br´u`nelle aus Horb.
Es grüßt
Alfred Kraus
Bin mir absolut sicher das eine Kreuzfahrt mit so einem tollen Schiff eine besondere Abenteuer ist. Bis jetzt hatte ich nie eine Möglichkeit eine Kreuzfahrt zu machen aber, wenn ich eurem Beitrag hier lese und die Bilder anschaue denke ich immer mehr nach das meiner nächste Urlaub genau eine Kreuzfahrt wurde.