Je südlicher die Fram fährt, desto höher werden die Berge, desto farbenprächtiger und dichter die Wälder. Bei der Ankunft in Bonne Bay in Neufundland ist es regnerisch, aber relativ warm, mittags wird es sogar wieder sonnig.
Die besten Bedingungen also für eine Wanderung. Von dem kleinen Ort Woody Point aus steigen wir hinauf in die herbstbunten Wälder, die in so intensiven Farben leuchten, wie ich es sonst noch nirgendwo gesehen habe.
Die Wanderwege sind schlammig und gleichen manchmal eher einem Bach als einem Weg. Wir sinken an einigen Stellen fast knöcheltief ein.
Kurz: Wir fühlen uns wie echte Neufundländer in der Natur und genießen die herrlich bunten, frisch nach Baumharz und Regen duftenden Wälder, lauschen dem plätschernden Wasser und den Geräuschen der Vögel.
Der Ort Woody Point selbst hat viele historische Häuser aus dem frühen 20. Jahrhundert. Erwähnt wurde die Stelle – ebenso wie Bonne Bay – schon 1770 von James Cook, die ersten permanenten Siedler kamen hier allerdings erst um 1830 an.
Exzellente Fish & Chips gibt’s im örtlichen Pub mit frischen Kabeljau. Dazu trinken wir neufundländisches Bier aus St. John’s, das jedem bayerischen Dunkel alle Ehre machen würde und unterhalten uns ein wenig mit dem Kneipenbesitzer und seiner Frau.
Mittags fahren wir mit der Fram auf die andere Seite der Bonne Bay. Wir besuchen die meeresbiologische Forschungseinrichtung Bonne Bay Marine Station.
In den Tanks der Einrichtungen können wir unter anderem Seesterne, Seeigel, Einsiedlerkrebse, einige Raubfische und Lobster anschauen und teils auch in die Hand nehmen.
Von dort aus machen wir einen Ausflug zum Gros Morne National Park, der zum Unesco-Weltnaturerbe zählt und wegen seiner Tafelberge geologisch sehr bedeutend ist. Denn hier ist quasi die Erdkruste direkt sichtbar. Die Berge erodieren nur sehr langsam und sine über 1,5 Milliarden Jahre alt.
Im Park liegt auch Lobster Cave Head Lighthouse mit einer spektakulären Felsküste unterhalb des Leuchtturms.
Ein kräftiger, aber im Vergleich zu den vorausgegangenen Tagen warmer Wind weht uns strahlendem Sonnenschein um die Nase.
Dass ich an den Klippen unterhalb des Leuchtturms den Vortrag der Parkrangerin über die Geschichte des Leuchtturms verpasse, stört mich angesichts der herrlichen Natur nicht im Geringsten.